female popsong of the week

Françoise Hardy — Com­ment te dire adieu (1968)

Sous aucun pre­texte je ne veux
Avoir de reflex­es malheureux
Il faut que tu m’ex­pliques un peu mieux
Com­ment te dire adieu

Mon coeur de silex vite prend feu
Ton coeur de pyrex resiste au feu
Je suis bien per­plexe, je ne veux
Me resoudre aux adieus

Je sais bien qu’un ex
Amour n’as pas de chance ou si peu
Mais pour moi une expli­ca­tion voudrait mieux

Sous aucun pre­texte je ne veux
Devant toi sur­ex­pos­er mes yeux
Der­riere un kleenex je saurais mieux
Com­ment te dire adieu

Tu a mis a l’index
Nos nuits blanch­es nos matins gris-bleu
Mais pour moi une expli­ca­tion voudrait mieux…

(Text: S. Gainsbourg)

The last Band of Sheeps

Jedes Schaf hat seinen großen Tag und ein gutes vielle­icht auch zwei.“
(frei nach John­ny Copeland, gefun­den in Thomas Pyn­chons Vineland)

the_klf_-_why_sheep3fIn §531 von Lud­wig Wittgen­steins Philosophis­chen Unter­suchun­gen find­et sich eine bemerkenswerte, für mich entschei­dende Unter­schei­dung. „Wir reden vom Ver­ste­hen eines Satzes in dem Sinne, in welchem er durch einen andern erset­zt wer­den kann, der das Gle­iche sagt; aber auch in dem Sinne, in welchem er durch keinen anderen erset­zt wer­den kann. ( So wenig wie ein musikalis­ches The­ma durch ein anderes.) Im einen Fall ist der Gedanke eines Satzes, was ver­schiede­nen Sätzen gemein­sam ist; im andern, etwas, was nur diese Worte, in diesen Stel­lun­gen, aus­drück­en. (Ver­ste­hen eines Gedichts).“

In Bilder, „Bild-Sätze“ über­set­zt, kön­nte dies bedeuten, dass es Ein­sicht­en bzw. Erken­nt­nisse gibt, die nur filmisch erfahrbar gemacht wer­den kön­nen, als Kon­struk­tio­nen in actu, in ein­er bes­timmten Ver­ket­tung, Anord­nung von Bildern und Tönen. Der Sinn, der auf diese Weise entste­ht, kann unmöglich ohne Ver­lust in  andere Erfahrungs­for­men gegossen wer­den. Es geht um ästhetis­ches Erken­nen, um das Erleben von Ideen im Moment ihrer Geburt und, davon unter­schieden, um rein begrif­flich­es Erkennen.

Bilder, die etwas zum Aus­druck brin­gen, das durch andere Bilder nicht zum Aus­druck gebracht wer­den kann, Bilder, die sich somit dem Kri­teri­um der Über­set­zt­barkeit in andere Bilder (= Erfahrun­gen) entziehen, und dem Kri­teri­um der Resümier­barkeit sowieso (vgl. Barthes), solche Bilder fand ich im Rah­men dieser Berli­nale 09 kaum. Zu viele Bilder, die sich schon auf der Lein­wand zu Ende begrif­f­en, manch­mal auch ent­larvt haben, die von Anfang an wussten, worauf sie aus sind und was sie bewirken wollen; lenk­ende, manip­u­la­tive Bilder, die vor­gaben, gegen Manip­u­la­tion vorzuge­hen, stattdessen Ein­stim­migkeit und Zus­tim­mung gle­icher­maßen voraus­set­zten wie erzeugten (Richard Brouil­lettes L’Encerclement; Yoav Shamirs Defama­tion); poli­tisch didak­tis­che Bilder von erschreck­ender Sim­pliz­ität und man­gel­nder Ambivalenz, manch­mal auch zu nette Indie-Bild­chen (Andrew Bujal­skis Beeswax; Bradley R. Grays The Explod­ing Girl), Filme, die sich zwar für die kleinen Gesten inter­essieren, für das, was son­st überse­hen wird, dann let­z­tendlich aber doch – im Unter­schied etwa zu Kel­ly Reichardts Old Joy (2006) – zu ver­liebt sind in Homogen­ität und Kon­sens, zuwenig Inter­esse haben an dis­sensueller Kon­struk­tion von Milieus.

Und dann gab es doch noch einen großen Tag Weit­er­lesen

Lyrik IX

flaute

Zur Zeit verge­ht und ver­wirk­licht sich in den Weltereignissen
immer die lang­weilig­ste und unin­ter­es­san­teste Variante.
(
Dani­il Charms)

vom mag­net­berg aus ankert ein schiff nur
abseits vom strom und zwis­chen den nägeln
zieht mannhaft die mannschaft
den bore­as den pas­sat ganz
stromgerecht in ihre lun­gen ein

und ste­ht und geht mit der zeit:
das erste jahr war ein dilemma
das zweite wurde noch viel schlimmer
allein das dritte war wie immer

(Ker­stin Preiwuß)