
President Barack Obama plays with a football in the Oval Office 4/23/09. Official White House Photo by Pete Souza
Seit 100 Tagen ist Barack Obama als 44. Präsident der Vereinigten Staaten im Amt. Pünktlich zum ersten Amtsjubiläum setzt er seiner digitalen Kommunikation heute ein weiteres Sahnehäubchen auf: The Official White House Photostream auf flickr. Dort befinden sich im Moment 293 professionelle Fotos aus seiner kurzen Regierungszeit, alle unter einer Creative-Commons-Lizenz: »Sie dürfen das Werk bzw. den Inhalt vervielfältigen, verbreiten und öffentlich zugänglich machen sowie Abwandlungen oder Bearbeitungen des Werkes oder Inhaltes anfertigen. Sie müssen den Namen des Autors/Rechteinhabers in der von ihm festgelegten Weise nennen.« Weiterlesen
Die mediale Frühjahrsoffensive der bürgerlichen Presse rund um den Heidelberger Appell ist in vollem Gange, selbst linke liberale Zeitungen wie der Freitag und die taz sind überrannt worden. Nun gut, ganz so martialisch muss der Text sicher nicht weitergehen, aber wenn man sich mal anschaut, was die Journaille in den letzten Wochen für Töne gespuckt hat, fragt man sich schon, ob nicht doch unbemerkt ein Kulturkampf ausgebrochen ist. Anlass für meinen Text ist die Meldung der FAZ, dass in Frankreich ein neuer Anlauf für HADOPI gestartet wird, dem Gesetz, das es ermöglicht, Filesharern den Zugang zum Netz “abzuschneiden”:
An diesem Mittwoch stand „Hadopi“ abermals auf der Traktandenliste des Parlaments — in einer noch leicht verschärften Version: Den Dieben geistigen Eigentums wird nicht nur der Zugang zum Netz abgeschnitten — sie müssen ihr Abonnement während dieser Zeit auch weiterbezahlen.
Fast kann man das leicht irre Grinsen des Autors Jürg Altwegg zwischen den Zeilen lesen. Dazu kommt noch befremdliches, aber wohl FAZ-spezifisches Linken-Bashing, geschenkt. Mit keiner Silbe erwähnt Altwegg jedoch, wie das Gesetz im ersten Anlauf überhaupt durch den Senat gekommen ist. Der Senat hatte angekündigt, das Gesetz nach stundenlangen Diskussionen in der Woche danach zu verabschieden, und hat dann doch überraschend nachts um viertel vor elf abstimmen lassen — vor 16 Abgeordneten, die dann 12 zu 4 dafür gestimmt haben. Démocratie, mais oui!
Aber Altwegg failt auch noch ein zweites Mal in seinem Artikel. Indem er Urheberrecht und Geistiges Eigentum planlos durcheinander schmeißt. Tatsächlich ist die Vorstellung von “geistigem Eigentum” sogar ziemlich schwer vereinbar mit der kontinentaleuropäischen Urheberrechtstradition. Die deutsche Rechtswissenschaft stellte das bereits fest, bevor dieser Begriff über die Wirtschaft und die Politik aus den USA und Großbritannien importiert wurde, wo es eben keine Urheberpersönlichkeitsrechte gibt, sondern ein Copyright. Doppelminus also für Altwegg. Weiterlesen
Wir polemisieren hier manchmal gegen die Vertreter des Urheberrechts in seiner momentanen Form, und das ist auch gut so. Wir machen das nicht zum Spaß, oder aufgrund persönlicher Aversionen, sondern weil wir davon überzeugt sind, dass Patente, “Geistiges Eigentum” und anderer Mumpitz die Gesellschaft in ihrer Entwicklung behindern. Nun kommen einem solche Vorstellungen nicht von heute auf morgen, sondern tragen eine Ideengeschichte in sich, die ich in diesem Beitrag exemplifizieren möchte. Dafür genügt ein Mensch und eine Idee. Weiterlesen

Heynckes kommt
macht der Mai. Auch die Bayern-Verantwortlichen haben sich an diese vermeintliche Weisheit gehalten und fünf Spieltage vor Schluss einen neuen Trainer engagiert. Der mit besten Referenzen (
Frankfurt, Schalke) kommende Jupp Heynckes, ein
Fußballexperte mit klaren Vorstellungen (
kicker), wird die Bayern auf die Begegnung mit den Gladbachern, die er bei seiner letzten Beschäftigung zielstrebig in die 2. Liga geführt hatte, vorbereiten. Und danach wahrscheinlich noch genau vier mal, wobei auf ihm wohl keinerlei Erwartungen lasten werden, was angesichts seiner Leistungen auch nicht weiter überrascht. Einen besseren Kontrapunkt zum medien-spektakeligen Verhältnis zwischen Klinsmann und den Bayern hätte man fast gar nicht finden können, als würden die Verantwortlichen sagen wollen, dass alles ein großer Irrtum war, und sie von nun an keine
Verantwortung mehr tragen könnten. Im Zweifel lässt sich aus der zwingend erforderlichen Trainersuche im Sommer beliebig neues Ablenkungsmaterial generieren.
Dabei ist der Markt guter Trainer sehr überschaubar, vor allem, wenn neuen Übungsleitern noch nicht einmal ein Jahr eingeräumt wird, um die Mannschaft nach ihren Vorstellungen zu verändern. Die Ubermacht von Kalle und Uli wird ebenfalls nicht zur Attraktivität des Arbeitsplatzes beitragen, d.h man müsste den Kandidaten finanziell locken, dazu kommen mindestens drei gelungene Transfers. Ob die traditionell eher geizigen Bayern sowas auf sich nehmen, ist mehr als fraglich. Weiterlesen
Auf ein Fundstück besonderer Art bin ich nicht selbst gestoßen, sondern dankenswerterweise von Florian Neufeldt aufmerksam gemacht worden. Es findet sich in einem Buch, das dem Kunstbuch-Verleger Ernst Brücher gewidmet ist, in einem Beitrag des Kölner Komponisten und Experimentalfernsehmachers Mauricio Kagel. Den lassen wir hier kurz zu Wort kommen:
Irgendwann in den 90er Jahren hat Ernst zwei Gedichtanthologien in einem Privatdruck für Freunde herausgebracht. […] Die Auswahl der Gedichte und Aphorismen, die querbeet vom 12. bis zum Ende des 20. Jahrhunderts reichten […] war für mich aufschlussreich. […] In einem der Bände fand ich ein Gedicht vom barocken Dichter Quirinus Kuhlmann, ein mir damals unbekannter Name. Als ich die Verse von Kuhlmann las, zitterte ich vor Aufregung und wusste schlagartig, dass ich hier das gefunden hatte, wonach ich so lange vergebens suchte: eine Textvorlage für ein Vokalwerk, verfasst nur mit monosyllabischen Worten.
Die Ausschließlichkeit der einsilbigen Wörter stimmt zwar nicht ganz (wie unschwer zu erkennen ist), sehr spannend ist dieser Fund aber in der Tat. Denn nicht nur sprengt dieses Gedicht alle in der Barockzeit bekannten lyrischen Formen, es hebt auch durch die Aneinanderreihung der einsilbigen Substantive jedes Versmaß auf, und bekommt dadurch eine völlig eigene Rhythmik. Mir jedenfalls ist vor dem 20. Jahrhundert nichts vergleichbar Experimentelles bekannt. Weiterlesen