Hurra, die Popkomm ist tot!

Als let­zte Woche gemeldet wurde, dass die Pop­komm in diesem Jahr aus­fall­en würde, wird das nicht viele über­rascht haben. Die Musikmesse war musikalisch schon tot, bevor sie 2004 von Köln nach Berlin umge­zo­gen ist. Seit Kat­ja Bit­tner die Leitung über­nom­men hat, ste­ht vor allem der wirtschaftliche Aspekt im Vorder­grund. Kul­tur oder Kun­st gar sind zur Neben­sache verkom­men. Auch die voll­mundi­ge Ankündi­gung eines neuen Ver­anstal­tung­sorts kon­nte keine neuen Aussteller hin­ter ihren Öfen her­vor­lock­en bzw. sie über die Sinn-Krise der Pop­komm hin­wegtäuschen. Dieter Gorny wäre aber nicht Dieter Gorny, würde er nicht in völ­liger Verken­nung der Tat­sachen, wieder ein­mal gegen das böse Inter­net wet­tern. Und Die Welt wäre nicht Die Welt, wenn sie die “Argu­mente” nicht ungeprüft übernehmen würde.

Die dig­i­tale Krise schlägt voll auf die Musik­wirtschaft durch. Viele Unternehmen kön­nen es sich wegen des Dieb­stahls im Inter­net nicht mehr leis­ten, an der Pop­komm teilzunehmen. Die Großen kön­nen das noch weg­steck­en, die Kleinen aber nicht — und die sind mit 95 Prozent auf der Pop­komm in der Mehrzahl.“

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Lyrik XIX — Greg Egan

Es ist nicht wahr, dass die Land­karte der Frei­heit voll­ständig sein wird
Wenn die let­zte ungerechte Gren­ze ver­schwun­den ist
Solange uns noch aufge­tra­gen bleibt, die Attrak­toren des Don­ners zu bestimmen
Und die Unregelmäßigkeit­en der Dür­rezeit­en zu fixieren
Die moleku­laren Dialek­te des Waldes und der Savanne zu entschlüsseln
Reich wie tausend men­schliche Sprachen
und die tiefe Geschichte unser­er Lei­den­schaften zu verstehen
die so alt sind, dass sie sich der Reich­weite der Mytholo­gie entziehen.
Also erk­läre ich, dass keine Fir­ma ein Monopol auf Zahlen hält
Kein Patent die Eins und die Null abdeckt
Dass keine Nation die Sou­veränität über Adenin und Guanin beanspruchen darf
Und kein Imperi­um die Quan­ten­wellen beherrscht.
Alle sind zuge­lassen beim Fest des Verstehens
Denn es gibt eine Wahrheit, die nicht zu kaufen oder verkaufen ist
Die man nicht mit Gewalt durch­set­zen kann, der nie­mand widersteht
Oder entkommt.

(Greg Egan, zitiert in D. Dath, Maschi­nen­win­ter, S. 128f)

Die deutsche Art

»Aber ich bitte Sie«, antwortete ich ihm, »es ist ja noch nicht aus­gemacht, was garstiger ist: das rus­sis­che wüste Wesen oder die deutsche Art, durch ehrliche Arbeit Geld zusam­men­zu- bringen.«

»Was für ein sinnlos­er Gedanke!« rief der General.

»Ein echt rus­sis­ch­er Gedanke!« rief der Franzose.

Ich lachte; ich hat­te die größte Lust, sie bei­de ein bißchen zu reizen.

»Ich mein­er­seits«, sagte ich, »möchte lieber mein ganzes Leben lang mit den Kir­gisen als Nomade umherziehen und mein Zelt mit mir führen, als das deutsche Idol anbeten.«

»Was für ein Idol?« fragte der Gen­er­al, der schon anf­ing, ern­stlich böse zu wer­den. Weit­er­lesen

Zwei aus der SPD: Zypries und Tauss

Brigitte Zypries und Jörg Tauss sind Kol­le­gen: Sie ist Jus­tizmin­is­terin und sitzt seit 2005 als Abge­ord­nete für ihren Wahlkreis Darm­stadt im Deutschen Bun­destag, er seit 1994 über die Lan­desliste Baden-Würt­tem­berg. Bei­de Mit­glied der SPD. Nun hat Brigitte “Brows­er, was sind denn jet­zt noch mal Brows­er?” Zypries vom eco-Ver­band der deutschen Inter­netwirtschaft einen Son­der­preis ver­liehen bekom­men. In der Pressemit­teilung wird das fol­gen­der­maßen begründet:

In der Lau­da­tio heißt es: „Sie hat sich für einen sachgerecht­en Inter­esse­naus­gle­ich und klare und ver­lässliche rechtliche Rah­menbe­din­gun­gen stark gemacht“. Das Inter­net brauche Ideen, nicht grun­drechtsvergesse­nen Aktion­is­mus. „Deshalb brauchen wir Per­sön­lichkeit­en wie unsere diesjährige Preisträgerin, die mit ihrer klaren Posi­tion Reflexe abwehrt und so Raum schafft zum Denken.“

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