Lyrik XXII — Ko Un

Dass es nicht ganz leicht ist, Lyrik zu über­set­zen, haben wir hier schon mal erläutert. Im Fall ein­er Über­set­zung aus dem Kore­anis­chen ist es naturgemäß schwierig, ihre Güte zu beurteilen. Was die Über­set­zer von Ko Un, Woon-Jung Chei und Siegfried Schaarschmidt, in ihrem Nach­wort der deutschen Aus­gabe von Die Sterne über dem Land der Väter schreiben, klingt aber sehr ver­trauenser­weck­end, zumin­d­est nach skrupulös­er Arbeit am sprach­lichen Detail:

Woon-Jung Chei, die den Kon­takt zu ihrem Lands­mann aufgenom­men hat­te, sandte mir Stück für Stück ihre wörtliche Über­tra­gung nach dem kore­anis­chen Orig­i­nal; ich, der Japanologe, über­set­zte nach ein­er japanis­chen Fas­sung, erstellt von dem an ein­er Uni­ver­sität nahe Osa­ka lehren­den Kore­an­er Kim Hak-Hyon, und dann wurde eine jede Zeile disku­tiert, wurde um größte Genauigkeit bei den­noch gewährleis­teter Les­barkeit gerungen.

Inter­es­sant ist auch Woon-Jung Cheis kurze biographis­che Skizze, die auch die oppo­si­tionelle Hal­tung und damit die poli­tis­che Dimen­sion der Gedichte von Ko Un deut­lich­er wer­den lässt. Weit­er­lesen

Tucholsky zur Bundestagswahl

Eines aber möcht­en wir in abse­hbar­er Zeit gewiß nicht hören: das jam­mer­volle Geächz der aus der Regierung her­aus­ge­wor­fe­nen Sozialdemokrat­en, weil man sie dann grade so behan­deln wird, wie sie heute den Reak­tionären helfen, die Arbeit­er zu behan­deln. Weit­er­lesen

Ach, wär doch Kreuzberg überall!

Dann läge Schwarz-gelb deut­lich unter 20% und es gäbe eine sat­te Zwei­drit­telmehrheit für Rot-rot-grün.
Hier das offizielle Endergeb­nis für den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg (Zweit­stim­men):

Merk­mal Bun­destagswahl 2009 Bun­destagswahl 2005 Dif­ferenz
abso­lut % abso­lut % abso­lut %-Pkte.
Auszäh­lungs­stand 162 100,0 164.740 x x
Wäh­ler 123.839 72,3 125.668 76,3 -1.829 -4,0
ungültige Stim­men 1.934 1,6 1.977 1,6 -43 0,0
gültige Stim­men 121.905 98,4 123.691 98,4 -1.786 0,0
SPD 24.639 20,2 37,4 -21.596 -17,2
CDU 13.629 11,2 11,1 -67 0,1
DIE LINKE 29.115 23,9 19,2 5.374 4,7
GRÜNE 35.586 29,2 23,5 6.525 5,7
FDP 7.222 5,9 4,4 1.719 1,5
NPD 964 0,8 1,0 -307 -0,2
REP 198 0,2 0,2 -103 0,0
BüSo 122 0,1 0,1 -5 0,0
PSG 144 0,1 0,1 35 0,0
MLPD 107 0,1 0,1 -14 0,0
DKP 289 0,2 x 289 0,2
DVU 89 0,1 x 89 0,1
DIE VIOLETTEN 605 0,5 x 605 0,5
Die Tier­schutz­partei 1.362 1,1 x 1.362 1,1
ödp 243 0,2 x 243 0,2
Pirat­en 7.591 6,2

Und Chris­t­ian Strö­bele hat zum drit­ten Mal das Direk­t­man­dat geholt, mit 46,8 % der Erst­stim­men. Gratulation!


Aus zahllosen Debakeln nichts gelernt

Die SPD erin­nert mich ein wenig an der Pan­ther aus Rilkes berühmten Gedicht. So, wie der Pan­ther durch seine Gefan­gen­schaft im Zoo seine Raubtier­haftigkeit ver­loren hat, so hat die SPD durch ihre Gefan­gen­schaft in der neolib­eralen Agen­da-Poli­tik, ihren Charak­ter als Volkspartei weitest­ge­hend ver­loren — das Gebaren von Stein­meier und Mün­te­fer­ing ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte, in der betäubt ein großer Wille steht.

Seit 1998, also in gut 10 Jahren, hat die SPD 10.000.000, sprich 10 Mil­lio­nen Wäh­ler ver­loren, ohne irgend etwas an Poli­tik oder Per­son­al zu verän­dern. Dass diese Borniertheit, selb­st nach der his­torischen Nieder­lage von gestern, in der Führungsriege weit­er grassiert, beweist allein die Nominierung Stein­meiers als Frak­tionsvor­sitzen­den und, noch viel viel gruseliger, seine wahrschein­liche Kan­di­datur für den Parteivor­sitz. Dieses unglaubliche Vorge­hen wird mit dem Claim, dass ja nicht Stein­meier die Wahl ver­loren habe, son­dern die gesamte Partei, argu­men­ta­tiv jedoch nur not­dürftig gedeckt, wie Wolf­gang Lieb von den Nach­denk­seit­en tre­f­fend bemerkt:

Die durchgängige Sprachregelung der SPD-Spitze war: nicht Mün­te­fer­ing und Stein­meier haben die Wahl ver­loren, son­dern „alle in der SPD“ bzw. „die gesamte Partei“ (Wow­ere­it). Daran ließ sich schon das Abschieben der eige­nen Ver­ant­wor­tung der Parteispitze erkennen.

Weit­er­lesen

Schwarz(gelb)malen für Anfänger

Möllemann hätte sich gefreut

Mölle­mann hätte sich gefreut

Jet­zt wird durchregiert. Alles wird anders schlim­mer. Wir haben mal gesam­melt, was alles wie schlimm:

das Streben jedes Einzel­nen nach Glück auch für die Gesamtheit die besten Ergeb­nisse gewährleis­tet, [und] jed­er Men­sch in erlebter Frei­heit seine Chan­cen erkun­den und daraus eigen­ver­ant­wortlich seine Werte find­en und sein Glück schmieden kann.

Jed­er also wieder seines eige­nen Glück­es Schmied. Wun­der­bar. Ver­ab­schieden dür­fen wir uns auch von dem ganzen anderen sozialen Quatsch:

Haben wir etwas vergessen? Ach ja. De nu min­nista for extier­iör: Weit­er­lesen