Bist du es noch, FAZ?

Je öfter ich in die «Zeitung für Deutsch­land» gucke, desto öfter muss ich meine Augen reiben. Bist du es noch, FAZ, kon­ser­v­a­tivste unter den les­baren deutschen Tageszeitun­gen? Schon die sehr pro­gres­sive Berichter­stat­tung zur Rev­o­lu­tion in Ägypten hat mich über­rascht. Und auch die Tat­sache, dass sie immer wieder dem CCC ein Forum bietet (für viele ganz her­vor­ra­gende Beiträge).

Heute aber musste ich wirk­lich zweimal guck­en, ob ich auf der richti­gen Web­page gelandet war. Da erk­lärt doch Frank Schirrma­ch­er (ja der Frank Schirrma­ch­er, der «Das Inter­net macht unser Hirn kaputt»-Schirrmacher, der mit der pein­lichen Lau­da­tion auf Tom Cruise, Mut-Bam­bi, ihr wisst schon), warum die Argu­mente der Kernkraft­geg­n­er nix tau­gen, z.B.:

2. Absolute Sicherheit gibt es nicht

Eine klas­sis­che Inver­sion, eine Irreführung. Denn der Punkt ist ja, dass es diese absolute Sicher­heit dur­chaus gibt: Wir wis­sen näm­lich genau, was geschieht, wenn es zur Kern­schmelze kommt, wie lange Radioak­tiv­ität strahlt, was Cäsi­um und Jod mit dem Men­schen und der Umwelt tun und wie viele Gen­er­a­tio­nen im schlimm­sten Fall zu lei­den haben. Es ist diese absolute Sicher­heit eines natur­wis­senschaftlichen Vor­gangs, die sich zu der selb­st von den Betreibern einge­s­tande­nen, rel­a­tiv­en Unsicher­heit der Kraftwerke verhält.

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Freude über Fukushima”

Zwei unab­hängig voneinan­der geschriebene Beiträge auf zwei der weni­gen Blogs, die ich regelmäßig lese, gehen kri­tisch mit jenen ins Gericht, die bei Atom­kraft­geg­ner­in­nen «Freude» über den GAU von Fukushi­ma unter­stellen. Georg Seeßlen wirft dem Kabaret­tis­ten Dieter Nuhr vor, mit der Nicht­pointe, es widere ihn an, dass sich bei manchen Atom­kraft­geg­n­ern die «Freude über das Rechthaben» dem «Mitleid mit den Opfern» über­wiege, bil­lig auf Applaus­fang gegan­gen zu sein — und dem wohlwol­lend über Nuhr berich­t­en­den FAZ-Rezensen­ten seinen Applaus. Und Felix Riedel schreibt einen sehr lan­gen (an kein­er Stelle zu lan­gen) und sehr lesenswerten Text mit ein­er in die gle­iche Rich­tung zie­len­den Kritik:

Die [Geg­n­er der Kernkraft­geg­n­er] beweisen näm­lich derzeit, dass sie aus dem bein­harten Holz des autoritären Charak­ters gestrickt sind. Wo man mit gebilde­teren Kernkraft­geg­n­ern manche Stunde über tech­nis­che Bedin­gun­gen und physikalis­che Abläufe von und in Kernkraftwerken disku­tieren kann, weil die Geg­n­er­schaft anders als das Mitläufer­tum einen zumin­d­est rudi­men­tären intellek­tuellen Prozess und Inter­esse notwendig voraus­set­zt, regiert hier die Hal­luz­i­na­tion und das Ressen­ti­ment. „Freude“ an der vier­fachen Havarie wird unter­stellt, wo real Empathie, Angst und Betrof­fen­heit ver­laut­bart wurde. Der Antag­o­nist von Freude ist weniger Trauer als Schuld und diese wird pathisch pro­jiziert als Freude der Kernkraft­geg­n­er. Eine solche Pro­jek­tion muss zwangsläu­fig bösar­tig wer­den, und diese Bösar­tigkeit äußert sich in einem faschis­toiden Regress.

So richtig und notwendig die Kri­tik am Insinuieren, am ver­leumderischen Ger­aune ist — ich glaube es gibt etwas, was daran nicht stimmt.

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PLinks KW 12/11 Das Schöne

Weil wir mit unseren beschei­de­nen Mit­teln und knap­pen Zeitre­sourcen dem sich in alle Rich­tun­gen über­schla­gen­den Welt­geschehen ja ohne­hin nicht mehr beikom­men kön­nen, ver­suchen wir es erst gar nicht, und ver­linken ein­fach Belan­gloseres — aber Schöneres:

1. das schön­ste Weblog im deutschsprachi­gen Netz (das keins sein will)

2. das Blog mit dem schön­sten Untertitel

3. einen sehr schö­nen Text von Diedrich Diederich­sen — diesen vor allem weil es mir, mit dem Fahrrad unter­wegs im Berlin­er Stadtverkehr, pein­licher­weise oft ganz genau­so geht oder ging wie D. Diederich­sen — ich mir mein eigenes Fahrrad­naz­i­tum aber nie so schön explizieren kon­nte (via).

Anson­sten kann man ja auch noch anderes lesen als Inter­net, wie ich z.B. die durchgängig empfehlenswerte, sehr schön gestal­tete und preis­gün­stige Rei­he Argen­tinis­ch­er Lit­er­atur im Wagen­bach-Ver­lag. Und auch son­st alles von Aira.

Contralex Alfons Eggbaeck: Steine

Hmm, ob das jet­zt zynisch ist, wenn man sich so anschaut, was da so passiert ist? Nee, Quatsch! Ist ja keine Tageszeitung und außer­dem sollte man ja eh mit dem Gedichte-Schreiben auch am Rande des Abgrunds nicht aufhören.
Alfons Eggbaeck: Steine © Contralex