Ad ACTA III Was die Marxistinnen sagen

In der Diskus­sion um ACTA und das Urhe­ber­recht haben die Pro­gres­siv­en einen argu­men­ta­tiv­en Sieg gegen die Kon­ser­v­a­tiv­en errun­gen. Er hin­ter­lässt aber einen bit­teren Beigeschmack. Ja, er fühlt sich fast an wie eine Nieder­lage. Der Fortschritt soll die Kün­st­lerin­nen über­flüs­sig machen? Ist das die Pointe? Soll­ten wir dann nicht doch bess­er beim kon­ser­v­a­tiv­en Mod­ell bleiben?

Eine dritte Gruppe hat der Diskus­sion bis­lang schweigend, an manchen Stellen kopf­schüt­tel­nd zuge­hört: die Marx­istin­nen. Nun spuck­en sie aus und pfeifen durch die Zähne, «ppfff». (Marx­istin­nen wirken oft ein biss­chen arro­gant, weil sie meinen, immer alles bess­er zu ver­ste­hen. Das haben sie von ihrem großen Guru gel­ernt, der ein Meis­ter im Besser­wis­sen war – in bei­den Bedeu­tun­gen des Wortes.) Sie sagen, was Marx­istin­nen am lieb­sten sagen: «Die Diskus­sion ste­ht doch auf dem Kopf, wir müssen sie auf die Füße stellen». Das geht so:

Es sei doch offen­sichtlich, dass es um die Kün­st­lerin­nen über­haupt nicht gehe. Als hät­ten sich Staat und Kap­i­tal je ern­sthaft um den Zus­tand der Kun­st geschert. Kap­i­tal wolle akku­mulieren und kap­i­tal­is­tis­che Staat­en müssten (son­st hörten sie auf, solche zu sein, was sie nicht kön­nten, solange es den Kap­i­tal­is­mus gibt bzw. umgekehrt) dafür sor­gen, dass entsprechende Bedin­gun­gen herrschen. So auch hier: bei HADOPI/SOPA/ACTA und was ihnen noch so alles ein­fall­en möge, gehe es let­ztlich immer um das­selbe. Es solle mit diesen Geset­zen gewährleis­tet wer­den, dass das Kap­i­tal im kul­turindus­triellen Sek­tor weit­er akku­mulieren könne. Das sei im Übri­gen kein Geheim­nis, da die Musik- und Film­branche selb­st fast genau das sagten. Nur in anderen Worten: Arbeit­splätze seien gefährdet. Weit­er­lesen

Theoriegeschichte Was alles so kolportiert wird

Adorno soll, als er bei seinem Assis­ten­ten Hans-Jür­gen Krahl ein Wittgen­stein-Buch auf dem Schreibtisch liegen sah, gesagt haben, er rechne sich zur Ehre an, das nicht gele­sen zu haben.

Kann das irgendw­er bestäti­gen? Gibt es zuver­läs­sige Quellen?

 

Dath-Bashing II Was stimmt nicht

Neulich, in ein­er Pause zwis­chen zwei Berli­nale-Fil­men, habe ich bei Duss­mann rumgestöbert und in das Buch Diet­mar Dath - Alles fra­gen nichts fürcht­en (Inter­views von Mar­tin Hatz­ius mit Dath) rein­ge­le­sen. Eine Stelle ist mir beson­ders in Erin­nerung geblieben. Da erzählt Dath ganz begeis­tert von der tollen Diskus­sion­sat­mo­sphäre in der Feuil­leton-Redak­tion der FAZ. Auf die Frage, ob es nicht erstaunlich sei, dass er als Sozial­ist so von ein­er kon­ser­v­a­tiv­en Tageszeitung schwärme, antwortet er, im Gegen­teil, dies habe ihn in seinen Überzeu­gun­gen nur bestärkt. Gegen­seit­ige Kri­tik sei eben sehr wichtig, um die Argu­men­ta­tion der eige­nen Texte zu verbessern. Dies decke sich dur­chaus mit der marx­is­tis­chen Prax­is der Kri­tik und Selb­stkri­tik. (Ist wohlge­merkt aus der Erin­nerung para­phrasiert; er hat es sich­er anders nuanciert.)

Mal abge­se­hen davon, dass ich Dath aufs Wort glaube, dass die Arbeit im FAZ-Feuil­leton angenehm und intellek­tuell bere­ich­ernd ist; Weit­er­lesen