Tatort-Autoren vs. CCC

Eine inter­es­sante Debat­te entspan­nt sich zwis­chen 51 Drehbuchau­toren der ARD-Krim­is­erie “Tatort” und 51 Hack­ern des Chaos Com­put­er Clubs. Die Autoren haben gestern Mit­tag vorgelegt, und zwar einen safti­gen Run­dum­schlag an Linke, Grüne, Pirat­en und sowieso die gesamte soge­nan­nte Netzgemeinde.

Wie über­haupt der ganze Diskurs über das Netz und seine User einen hohen Ton anschlägt und damit die Banal­ität von Rechtsver­stößen kaschiert oder gar zum Frei­heit­sakt hoch­jaz­zt. Die Grun­drechte der Urhe­ber bzw. der von ihnen beauf­tragten Rechtein­hab­er aber wer­den dage­gen mar­gin­al­isiert: Zum Beispiel das Grun­drecht auf geistiges Eigentum.

Der CCC kon­tert gekonnt:

Sir Arthur Conan Doyle schrieb dazu: »Wenn jed­er Autor, der ein Hon­o­rar für eine Geschichte erhält, die ihre Entste­hung Poe ver­dankt, den Zehn­ten für ein Mon­u­ment des Meis­ters abgeben müßte, dann ergäbe das eine Pyra­mide so hoch wie die von Cheops.«

Das von Euch als gottgegeben hingestellte soge­nan­nte “geistige Eigen­tum” ist bei näherem Hin­se­hen eine Chimäre jün­geren Datums, gerne als unsach­lich­er Kampf­be­griff ange­führt, um gewisse grund­sät­zliche Diskus­sio­nen zu ver­mei­den. In den let­zten Jahren sind dazu viele – auch sehr aus­ge­wo­gene – Kom­mentare ver­faßt worden.

Wir sind ges­pan­nt, wie das weitergeht.

Ad ACTA IV Anmerkungen zu Herrn Regener

Sven Regen­er, Sänger von Ele­ment of Crime und Autor u.a. des (m.E. ziem­lich unerträglichen) Romans Herr Lehmann, hat sich vor ein paar Tagen im BR über ille­gale Down­loader echauffiert. Das Video (oder der Audio-Clip) machen im Netz die Runde und ins­beson­dere Musik­erin­nen scheinen hier ein Sprachrohr gefun­den zu haben. (Bei uns z.B. wurde im Kom­men­tar zu einem anderen Text das Video gepostet.) John Weitz­mann hat bei Net­zpoli­tik bere­its eine gute Rep­lik geschrieben. Im Fol­gen­den auch von mir ein paar Anmerkungen.

Wir machen mit Plat­ten­fir­men Verträge nicht weil wir doof sind, oder aus Schier­schang­dudel, oder weil wir was zu ver­schenken haben, son­dern weil wir son­st unsere Musik nicht machen können.

Das ist ein­fach falsch, eine unwahre Aus­sage. Es gibt hun­dert­tausend Musik­erin­nen, die Musik machen, ohne eine Plat­ten­fir­ma zu haben, und sowohl bekan­nte Bands (wie Radio­head) als auch unbekan­nte Bands bieten ihre Stücke zum freien Down­load an. Welche unsicht­bare Macht hin­dert Ele­ment of Crime daran?

Mein Prob­lem ist: Man wird uncool, wenn man sagt «Urhe­ber­recht» […]. Und das Rumge­tram­pel darauf, dass wir irgend­wie uncool seien, wenn wir darauf behar­ren, dass wir diese Werke geschaf­fen haben, ist im Grunde genom­men nichts anderes als dass man uns ins Gesicht pinkelt…

Uncool ist man, wenn man Urhe­ber­recht sagt und sich nicht über die Kon­se­quen­zen klar ist, die das mit sich bringt. Näm­lich Überwachung, Repres­sion, Exem­pel sta­tu­ieren usf. Regen­er kann sich nur so aufre­genern, weil er vol­lkom­men ein­seit­ig allein sein par­tiku­lares Inter­esse im Blick hat. Weit­er­lesen

Aufruf Demokratie statt Fiskalpakt

Früh­jahr 2012. Merkel und Sarkozy eilen von Gipfel zu Gipfel, um den Euro zu ret­ten. Der Boule­vard het­zt gegen die Men­schen in Griechen­land. Der Kampf um die Krisen­lö­sung spitzt sich drama­tisch zu: Bis Anfang 2013 will ein autoritär-neolib­erales Bünd­nis aus Kap­i­talver­bän­den, Finanzin­dus­trie, EU-Kom­mis­sion, deutsch­er Regierung und weit­eren Exportlän­dern den jüngst in Brüs­sel beschlosse­nen ‚Fiskalpakt’ im Schnel­lver­fahren durch die Par­la­mente brin­gen. Der Fiskalpakt verord­net eine sozialfeindliche Spar­poli­tik und umfasst Strafen gegen Län­der, die sich dieser Poli­tik wider­set­zen. Der Fiskalpakt schränkt damit demokratis­che Selb­st­bes­tim­mung weit­er ein. Er ist vor­läu­figer Höhep­unkt ein­er autoritären Entwick­lung in Europa.

Wir sind diese unsoziale und anti-demokratis­che Poli­tik eben­so leid wie die ras­sis­tis­chen Attack­en auf die griechis­che Bevölkerung. Reden wir stattdessen von den men­schen­ver­ach­t­en­den Fol­gen dieser Poli­tik. Reden wir über die autoritäre Wende Europas und deutsche Niedriglöhne als Krisenur­sache. Reden wir vom unange­tasteten Ver­mö­gen der Weni­gen und dem Leid der Vie­len. Reden wir von unser­er Bewun­derung für den Wider­stand und die Sol­i­dar­ität in der griechis­chen Bevölkerung. Fordern wir das Selb­stver­ständliche: Echte Demokratie und ein gutes Leben in Würde für alle – in Europa und anderswo.

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