Der Délice de Crémiers aus der Region um Meaux hat eine wunderbar buttrig-sahnige Konsistenz. Das Sahnige kommt nicht von ungefähr: Mit 75 Prozent in Trockenmasse ist dieser Käse ein fromage triple-crème (normale Weichkäse haben “nur” 45 Prozent i. Tr.). Dazu wird bei der Herstellung neben Rohmilch auch Crème fraîche verwendet.
In Kombination mit einer fünfwöchigen Kellerreife, die auf dem Käse eine dünne weißliche Schimmelschicht hinterlässt, ergibt sich eine hervorragende Symbiose von herb und cremig. Hervorragend zu Wein oder einfach auf frischem Walnussbrot.
Unterhält man sich mit KollegInnen, die an einer Universität arbeiten, hört man in letzter Zeit vor allem Klagen — über zu geringe Löhne, zu lange Arbeitszeiten, zu viele Tätigkeiten, die einen von der Forschung abhalten, und vor allem über viel zu unsichere Zukunftsaussichten. Ich kenne vor allem Leute in den Geisteswissenschaften und die haben zum Teil die gleichen, zum Teil andere Probleme als solche, die an natur- oder sozialwissenschaftlichen Fakultäten arbeiten. Dass fast überall radikaler Reformbedarf herrscht, ist aber nicht mehr zu übersehen. Einen sehr lesenswerten Text zu dem Thema hat ein ehemaliger PhD-Student von der École Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) geschrieben. Er ist hier zu finden.
Neben den genannten Platten habe ich in diesem Jahr in erster Linie die großartigen Mixes von Fog Puma gehört (mein Favorit nach wie vor: Lost Island). Aber es gibt auch noch ein paar einzelne Songs und Videos, die in guter Erinnerung bleiben:
1. Insgesamt finde ich die Platte ein bisschen öde, aber das ist definitiv einer der Songs des Jahres:
2. Ok, hier ist eigentlich doch das ganze Album ziemlich toll und ich verstehe nicht mehr, wieso es nicht auf meiner Bestenliste gelandet ist:
Ausstellungen, die mich restlos begeistert hätten, habe ich dieses Jahr kaum gesehen. Gut gefallen hat mir Constantin Wallhäusers Show Das Orchester im Espace Surplus Le Grand. Am schönsten war aber der Besuch der Sammlung außereuropäischer Kunst im Rietberg Museum in Zürich. Da sind bezaubernde chinesische Tuschzeichnungen und japanische Drucke und indische Skulpturen zu sehen.
Mein Lieblingsbild trägt den Titel “Heftiger Gewitterregen” und stammt aus der Edo-Zeit (ca. 1857) und aus der Serie “Hundert Ansichten von Edo” von Andô Hiroshige (1797–1858). Ich liebe an diesem Bild einfach alles: den dichten Regen, der aussieht wie im klassischen Kino, die matten Farben, den schrägen Horizont, die Brücke, die ins Nichts zu laufen scheint, und die verdeckten, über die Brücken eilenden Figuren.