
Noch herrschen in Deutschland temperaturmäßig keine kanadischen Verhältnisse. Schade eigentlich. Mit dem Auto auf den See fahren, ein Löchlein ins Eis bohren und die Angel baumeln lassen, hätte doch was! Andererseits, vielleicht hätte Marco Bohr so auch niemals seinen Weg aus Deutschland heraus gefunden und neben der Icefishers Serie wären all die anderen großartigen Fotografien nie entstanden. Wäre doch schade drum. Und außerdem: Weiße Weihnachten haben wir uns als Kinder doch immer gewünscht, oder? In diesem Sinne: Ein Frohes Fest!

Mit dem vorletzten Türchen überspringen wir großzügig drei Jahrzehnte und landen bei einem meiner Favoriten unter den zeitgenössischen Fotografen. Thomas Struth, wie Andreas Gursky ein Schüler der Bechers an der Düsseldorfer Kunstakademie, ist unter anderem für seine Bilder bekannt, die wie dieses hier verschiedene Bildraumebenen — den der Malerei, den der Betrachter der Malerei, jenen des Fotos, schließlich jenen der realen Betrachter, die das Foto beispielsweise im Museum angucken — miteinander verschalten. Noch eindrucksvoller (und offensichtlicher) geschieht dies in einer Serie von Fotos, die klassische Gemälde und ihre Betrachter in der Londoner National Gallery zeigen (und die ich leider im Netz nicht finden konnte).

La Jetée (1962) ist ein Kurzfilm von Chris Marker aus dem Jahre 1962. Trotzdem passt er sehr gut in unseren Foto-Kalender, denn er besteht — bis auf eine Sekunde — vollständig aus Fotografien. Anhand von Standbildern wird die Geschichte eines Zeitreisenden (Standbilder -> Zeitreisender -> aha!) zur Nachkriegszeit erzählt. Marker selbst nannte seine Erzähltechnik einmal Photoroman; und tatsächlich existiert der Film auch in Buchform, wahrscheinlich als einziger Film komplett mit (beinahe) allen Frames — es ist allerdings leider seit Ewigkeiten vergriffen. Bis heute bleibt Am Rande des Rollfelds, so der deutsche Titel, im Gedächnis als beispielhafte Dekonstruktion von Zeitlichkeit.

Der Schweizer Fotograf René Burri, Jahrgang 1933, ist vor allem durch sein Che Guevara Portrait von 1963 bekannt geworden, das Che Zigarre rauchend im Ministerium der Industrie in Havanna zeigt. Doch schon mit seiner Reportage über eine Spezialschule für taubstumme Kinder (School for deaf mute children), aus der das Bild oben stammt, erlangte er internationale Anerkennung. Das Bild zeigt die musikalische Erziehung taubstummer Kinder: die Kinder nehmen die Vibrationen der Musik wahr. Die Tamborine, die sie halten, verstärken die Töne eines Klaviers.
Im Jahr 1959 tritt Burri der berühmten Fotoagentur Magnum bei, die 1947 von Robert Capa, Henri Cartier-Bresson, David „Chim“ Seymour und George Rodger gegründet wurde und auch heute noch einige der wichtigsten Fotografen, insbesondere aus dem Bereich Reportage vertritt. Es lohnt sich also mal durch die Website der Agentur zu stöbern.

Dieses wunderschöne Bild stammt von Irving Penn, einem Modefotografien, dessen bekanntestes Foto dieses Picasso-Porträt sein dürfte. Es (also das, was ihr hier oben seht, nicht der Picasso) trägt den Titel «Summer Sleep» und das passt ja vielleicht in unsere schneevermatschten, kurzen, dunklen Tagen als Erinnerung daran, dass wieder bessere Zeiten kommen werden. Für manche unter uns freilich schneller als für andere…