Appell, korrigierte FassungWir sind die Dummen!

Wir sind immer die Urheber! Dummen!

Gegen den Diebstahl das Kopieren geistigen Eigentums kultureller Produkte

Mit Sorge und Unver­ständ­nis ver­fol­gen wir als AutorenInnen und Kün­stlerInnen die öffentlichen Angriffe gegen das Urhe­ber­recht Vertei­di­gun­gen des freien Aus­tauschs von Kul­turgütern und Kochrezepten. Das Urhe­ber­recht ist eine his­torische Errun­gen­schaft bürg­er­lich­er Frei­heit der kap­i­tal­is­tis­chen Gesellschaft gegen die Frei­heit der Kul­tur feu­dale Abhängigkeit für die Abhängigkeit vom Markt und vom Mas­sen­geschmack, und es garantiert lei­der keineswegs die materielle Basis für indi­vidu­elles geistiges Schaffen.

Der in diesem Zusam­men­hang behauptete Inter­es­sen­ge­gen­satz zwis­chen Urhe­berInnen und “Ver­w­ert­erInnen” entwirft ein abwegiges nicht ganz falsches Bild unser­er Arbeit­sre­al­ität. In ein­er arbeit­steili­gen Gesellschaft geben Kün­stlerInnen die Ver­mark­tung ihrer Werke in die Hände von Ver­la­gen, Gale­rien, Pro­duzentInnen oder Ver­w­er­tungs­ge­sellschaften, wenn diese ihre Inter­essen best­möglich vertreten und vertei­di­gen weil ihnen (unter gegebe­nen Bedin­gun­gen oft) keine andere Wahl bleibt. Die neuen Real­itäten der Dig­i­tal­isierung und des Inter­nets sind kein Grund, den pro­fa­nen Dieb­stahl geisti­gen Eigen­tums das freie Kopieren von Kul­turgütern zu recht­fer­ti­gen oder gar seine Legal­isierung zu fordern. Im Gegen­teil: Es gilt, den Schutz des Urhe­ber­rechts die Repres­sion, die Abmah­n­prax­is, den Ver­w­er­tungszwang zu stärken und den heuti­gen Bedin­gun­gen des schnellen und massen­haften Zugangs zu den Pro­duk­ten geistiger Arbeit anzupassen.

Das Urhe­ber­recht ver­hin­dert den freien Aus­tausch und ermöglicht, dass wir einige wenige Kün­stlerInnen und AutorenInnen von unser­er Arbeit leben kön­nen und schützt ein paar von uns alle, auch vor glob­al agieren­den Inter­netkonz­er­nen, deren Geschäftsmod­ell die Entrech­tung von Kün­stlerInnen und AutorInnen in Kauf nimmt, und vor Teenagern, die sich Musik und Ebooks run­ter­laden statt dafür mal­ochen zu gehen, wie es sich gehört. Die alltägliche Präsenz und der Nutzen des Inter­nets in unserem Leben kann kein Kopieren keinen Dieb­stahl recht­fer­ti­gen und ist keine Entschuldigung für Spaß und Vergnü­gen Gier oder Geiz.

11 Meinungen zu “Appell, korrigierte FassungWir sind die Dummen!

  1. Endlich, zur Wirk­lichkeit entstellt.

  2. Dieser Appell ist ja wirk­lich mehr als pein­lich. Mir soll es egal sein. Werd jet­zt gle­ich erst­mal schön die neuesten Tor­rents von Christoph Rans­may­er und Nor­bert Bisky ziehen. lol

  3. hi hi, schoene SATIERE, gefaellt mir, ABER ganz dick­es eigen­tor, wenn du mich fragst.

    weil ger­ade das urhe­ber­recht schuet­zt mich als kul­turschaf­fend­en ja davor, dass irgendwelche schmierfinken in meinen werken rum­schmieren, wenn ich das nicht moechte, oder auch fuer irgend welche zwecke ein­set­ze die mir miss­fall­en. nicht das ich mich da sel­ber gross drum kuemmere:
    http://principien.de/contralex-exterminator-52/
    http://principien.de/contralex-flash-shazam/
    aber das prinziep macht ja schon sinn.
    und genau so sollte man jedem kul­turschaf­fend­en auch zugeste­hen (bzw. das urhe­ber­recht stellt das ja sich­er), dass er selb­st darue­ber entschei­den kann, wie seine werke in umlauf ger­at­en, (ja nat­uer­lich auch im zeital­ter der dig.repro., geht hier ja in erster lin­ie um ein per­soen­lichkeit­srecht (oder wie immer man das wirk­lich nen­nt) und der ganze komerz-kram ist halt eine andere sache) und von daher sollte man das schon ernst nehmen, wenn sich jet­zt kuen­stler dage­gen ver­wehren, dass ihre werke “kopiert/gestohlen/geteilt” wer­den, weil in diesem kon­text macht diese gleichstellung.
    sinn
    nur meine 10 groschen, bevor hier irgend wer denkt ich wollte das urhe­ber­recht abschaffen;)
    gruss contralex

  4. Lieber Alex, nichts für ungut. Ich ver­suche es dur­chaus ernst zu nehmen, wenn Kün­st­lerin­nen das Gefühl haben, sie wür­den um den Ertrag ihrer Arbeit gebracht. Das kannst du z.B. hier: http://principien.de/ad-acta-freie-kuenstler/ und hier: http://principien.de/ad-acta-ii-die-diskussion/ und hier: http://principien.de/ad-acta-iii-was-die-marxistinnen-sagen/ nach­le­sen, vor allem im jew­eili­gen Diskus­sion­steil. Insofern finde ich es sehr gut, wenn sich Künstlerinnen/Urheberinnen in der Debat­te zu Wort melden. Nur: in der Form, in der es hier mal wieder geschehen ist, ist es ein­fach plumpe Pro­pa­gan­da. Dazu gehören die typ­is­chen Ver­drehun­gen (Kopieren = Dieb­stahl; Kap­i­tal­is­mus = “bürg­er­liche Frei­heit” etc.), Aus­las­sun­gen (von den Kon­se­quen­zen ein­er bein­harten Durch­set­zung des Urhe­ber­rechts ist natür­lich keine Rede, aber im Zweifels­fall kann das nicht anders als mit mas­siv­er Repres­sion geschehen) und Halb­wahrheit­en (die Sache mit der “natür­lichen” Allianz zwis­chen Pro­duzentin­nen und Ver­w­er­t­erin­nen in der arbeit­steili­gen Gesellschaft ver­schweigt die Knebelverträge, Buy out-Prak­tiken etc.). Einen solchen Appell ernst zu nehmen, fällt mir daher doch sehr schw­er. Gruß, G.

  5. Es gibt inzwis­chen eine Gegen­erk­lärung (http://wir-sind-die-buerger.de/), die eine Reform des Urhe­ber­rechts fordert und sich gegen über­zo­gene Repres­sio­nen wendet.

    • haette ich das mal vor meinem geschreib­sel gele­sen:), so was aehn­lich­es stelle ich mir als eine angemessene gegen­reak­tion vor, statt das alles als plumpe pro­pa­gan­da abzu­tun, sehr gut und konstruktiv

  6. hmm, vielle­icht muss ich doch noch ein­mal meinen etwas ver­schwurbel­ten beitrag komen­tieren. was mich ja sto­ert ist wie zur zeit die meis­ten disku­tan­ten (auch hier im blog!!) die urhe­ber­rechts­diskus­sion darauf reduzieren “wer wessen broetchen wie bezahlt”. von daher wollte ich darauf hin­weisen, das das urhe­ber­recht sehr viel tief­ere, fundierte wurzeln hat, als viele nicht-urhe­ber in der regel wahrnehmen. es han­delt sich ja eben bei kulur­guetern nicht um reine kon­sumgueter und sind mein­er mei­n­ung nach daher auch anders zu behan­deln. aus diesen gru­en­den finde ich es hoechst prob­lema­tisch, wenn du dich hier im blog fuer eine abschaf­fung des urhe­ber­rechts fuer dig­i­tale pro­duk­te aussprichst.
    ins­beson­dere finde ich es begruessenswert wenn sich jet­zt auch “kuen­stler” zu wort melden und ihren unmut ueber die derzeit­ige sit­u­a­tion äussern (das hier auch in erster lin­ie aufs geld geschielt wird und die argu­mente immer mal wieder ein wenig schraeg sind–geschenkt). und ich denke man sollte deren beitraege ger­ade in ihrer emo­tion­al­i­taet, die ja ihre ursachen hat, ernst nehmen und sich mit dieser auf eine andere art auseinan­der­set­zen, als mit den argu­men­ta­tion­stech­niken, die man sich im kampf gegen die kul­tuin­dus­trie und ihrer pro­pa­gan­da (zu Recht) zurecht gelegt hat. weil im gegen­satz zu den konz­er­nen, denen es nur um ver­w­er­tungsrechte geht, geht es den kuen­stlern tat­saech­lich auch um per­soen­lichkeit­srechte und diese unter­schei­dung ist GEwaltig.
    ins­beson­dere ver­misse ich bis jet­zt von den kri­tik­ern des urhe­ber­rechts, zu grossen teilen ein bewusst­sein fuer diese unterscheidung.
    und ich kenne bis jet­zt keine kon­stru­vtiv­en vorschlaege fuer eine moegliche reform des urhe­ber­rechts. weil diese kul­tur­fla­trate emfinde ich als buerokratis­chen bloedsinn, und eben auch wieder rein komerzorientiert.

    so jet­zt langts aber genug geblu­bert, weil so foren­de­bat­en sind ja eigentlich nicht so mein ding, noch ein klein­er link den ich nicht schlecht fand
    http://www.dirkvongehlen.de/index.php/netz/vom-wissen-der-wichser-zwei-thesen-zur-urheberrechtsdebatte/?utm_source=feedburner&utm_medium=feed&utm_campaign=Feed%3A+dirkvongehlen+%28Dirk+von+Gehlen%29&utm_content=Google+Reader
    schoe­nen gruss, viel spass
    contralex

  7. Hey Aley, danke für den Link. Der Text ist recht inter­es­sant und dem meis­ten stimme ich zu. Nur dass von Gehlens Befürch­tung, die Real­ität schaffe das Urhe­ber­recht von ganz alleine ab, meine Hoff­nung ist. Ich ver­ste­he über­haupt nicht, was an der Forderung “Alles für alle und das umson­st” falsch sein sollte. Wenn alle alles umson­st bekä­men, wo wäre das Problem?
    Lies du mal diesen Text hier: http://keimform.de/2009/14-thesen-zum-urheberrecht/#more-2021.

  8. na, dann doch noch einmal.
    „Alles für alle und das umson­st“ ist nat­uer­lich grund­saet­zlich eine schoene sache, wobei man nat­uer­lich schon darauf schauen muss, dass die urhe­ber in irgend ein­er form ent­lohnt wer­den, aus respekt und auch um eine gewisse qual­i­taet zu ermoeglichen. da kann ich mir auch dur­chaus vorstellen, dass da in abse­hbar­er zeit ein kom­pro­miss zus­tande kommt, der so etwas sich­er­stellt und gle­ichzeit­ig die derzeit­i­gen abmah­n­prak­tiken und aehn­lich­es einschraenkt.
    aber ist in dem kon­text des von dir ver­ris­se­nen appels der urhe­ber ist es ein­fach zu kurz gedacht, weil es wie ich immer wieder erwaehne fuer kreative beim urhe­ber­recht ein­fach um mehr geht als nur die kohle. was auch die keim­form-leute nicht wirk­lich wahrzunehmen scheinen.
    ich habe keine lust, dass irgen­wann mal irgen­deine waschmit­telfir­ma ein­fach unge­fragt eines mein­er bilder fuer ihre wer­bung ein­set­zt, was mir derzeit das urhe­ber­recht sich­er­stellt. mir ist es ja sog­ar schon unan­genehm, wenn irgend jemand ein­fach ein drit­tel eines mein­er bilder aus­radiert, wie hier geschehen:)
    http://principien.de/contralex-mino-first-steps/
    auch hier geht es wieder um respekt und qualitaet.
    (nat­uer­lich spie­len auch hier finanzielle inter­essen eine gewaltige rolle, aber lass die bitte ein­fach mal aussen vor, mir geht es hier um den grundsatz )
    und hier einen angemesse­nen kom­pro­miss zu find­en, der die rechte der kuen­stler sich­er­stellt und gle­ichzeit­ig auf repres­sion verzichtet stelle ich mir ungle­ich schwieriger vor. und der von den keim­form jungs und dir vertretene weg, den kuen­stlern ein­fach ihre rechte abzus­prechen, um das dilem­ma zu loe­sen, ist in meinen augen nicht verhandelbar.

    aber deswe­gen halte ich den “Wir sind die Bürg­erin­nen und Bürger”-beitrag auch fuer sehr gelun­gen, da die das dilem­ma sehr schoen her­ausar­beit­en und die wesentlichen zu ver­han­del­nden punk­te umreissen.

  9. Ok, dass jemand keine Lust hat, den eige­nen Com­ic auf ein­er Waschmit­tel­wer­bung zu sehen, kann ich ver­ste­hen. Und du hast natür­lich recht, dass das Urhe­ber­recht so etwas ver­hin­dert. Insofern stimme ich dir zu. Es gibt aber ja zwis­chen dem harten Urhe­ber­recht als auss­chließlich­es Copy­right und der völ­li­gen Aufhe­bung (die ich als Fernziel, dann aber eben unter verän­derten gesellschaftlichen Rah­menbe­din­gun­gen, immer noch erstrebenswert finde) jet­zt schon Zwis­chen­stufen, die den von dir ver­langten Kom­pro­miss längst schaf­fen: Z.B. die auch von uns ver­wen­dete Cre­ative Com­mons-Lizenz, die ver­schiedene Aus­for­mulierun­gen erlaubt. In unserem Fall die Erlaub­nis zu Weit­er­ver­wen­dung und “Remix” unter Angabe der Quelle, ohne kom­merziellen Zweck und unter gle­ichen Lizenz (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/3.0/). Damit wird sowohl aus­geschlossen, dass jemand behauptet, es sei ihr eigenes Werk als auch es z.B. auf eine Waschmit­tel­wer­bung druckt. Gle­ichzeit­ig kön­nen alle Artikel, Bilder, Gedanken frei im Netz flottieren.
    Das aber wollen die von dir genan­nten Unterze­ich­ner­in­nen ger­ade nicht. Ihnen geht es wirk­lich um die Kohle. Son­st kön­nten sie ja ihre Werk unter CC-Lizenz veröf­fentlichen und sich und uns ihre Pein­lichkeit­en ers­paren, vor allem auch die unglaubliche Anmaßung im Namen aller Urhe­berin­nen zu sprechen, die hier: http://wir-sind-urheber.de/ m.E. eine gute Reak­tion gefun­den hat.

  10. jup Cre­ative Com­mons-Lizenz ist eine schoene sache, benutze ich auch staendig, nur sehe ich nicht, wie die darin zugesicherten moralis­chen und nicht-kom­merziellen stan­dards ohne repre­salien durchge­set­zt wer­den sollen, weil zB. ein kon­stan­tin weck­er bes­timmt keine lust hat, von ramm­stein gesam­pelt zu wer­den und im fall der faelle dies auch ein­fordern koen­nen sollte.
    ausser­dem kann man nat­uer­lich nie­man­den dazu verpflicht­en, seine werke auch so in umlauf zu brin­gen, wenn ein kuen­stler darauf, aus welchen gru­en­den auch immer, egal unter welchen gesellschaftlichen rah­menbe­din­gun­gen, keine lust hat, dann ist dies auch zu respek­tieren, erst recht so lange noch keine finanziellen aus­gle­ichsmod­elle beste­hen. aber da prallen nat­uer­lich auch ver­schiedene welt­bilder aufeinan­der, was ueber­haupt kun­st und kreativ­i­taet ist und welchen stel­len­wert dise in ein­er gesellschaft haben soll­ten. und diese debat­te sparen wir uns hier besser;)

    und abschliessend, dann bin ich hier auch so alles los gewor­den, was ich loswer­den wollte, genau dieser respekt ist es, den schein­bar viele urhe­ber ver­mis­sen. selb­stver­staendlich ist dies keine homo­gene gruppe, vielle­icht han­delt es sich hier­bei ja wirk­lich, wie der spiegel bemerkt hat in erster lin­ie um einen gen­er­a­tio­nenkon­flikt. und da ich mich ja die let­zten tage ein wenig inten­siv­er mit diesem the­ma auseinan­der­set­zen duerfte, dieser respekt, bzw. des generelle prob­lem­be­wusst­sein scheint wirk­lich in weit­en teilen der “net­zge­meinde”(?) nicht vorhan­den zu sein. aber ohne diesen respekt sehe ich nicht, wie man eine kon­sens-loe­sung erzie­len kann. aber vielle­icht waechst der ja auch ger­ade in folge des appels, da er viele leute erst fuer die prob­lematik sen­si­bil­isiert hat, die in zukun­ft nicht mehr ein­fach so eine pauschale abschaf­fung des dig­i­tal­en urhe­ber­rechts fordern werden;)
    so, fertig
    gruss alex

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