Berlinale ’11 — Entpfehlungen
Was ist eigentlich das Gegenteil einer Empfehlung? Eine De- oder Entpfehlung? Wie auch immer, dringend abraten würde ich von dem Besuch folgender Filme:
Sala samobójców (Suicide Room), einem polnischen Film, dessen Regisseur ich den Gefallen tun möchte, ihn ungenannt zu lassen. Eine fürchterlich Coming-of-Age-Geschichte mit einer stupiden Internetfeindlichkeit und einem suizidalen Second-Life als furchtbarstem Gimmick. Go away, stop filmmaking! (Läuft übrigens im Panorama, wo sonst…)
E‑Love (Anne Villacèque, F 2011), eine stellenweise immerhin ganz amüsante, aber insgesamt wirklich sehr verzichtbare Bobo-Komödie über eine fast 50jährige Universitätslehrerin, die, nachdem sie von ihrem Mann verlassen wurde, mit Internet-Dating beginnt. Ganz brav ist das letztlich, nur stellenweise schimmern matt rassistische Stereotype durch die Oberfläche der bürgerlichen Filmfassade. (Forum)
Patang (The Kite, IND/USA 2011), ein Weltkinokitsch der uninteressantesten Art (Forum). Vater und Tochter reisen in die Stadt Ahmedebad, in der es jedes Jahr ein großes Drachenfestival gibt, bei dem Männer und Jungs auf den Flachdächern stehen und Drachen steigen lassen, während die Frauen tanzen (oder unten den Abwasch machen oder so, aber das zeigt der Film nicht). Alles sieht ganz bunt aus, die Menschen alle viel zu gut und selbst der Dreck wirkt wie aufpoliert. Von Kasten und Klassen und anderen sozialen Verwerfungen will der Film nichts wissen; am Ende strahlen sogar die Gesichter der Depravierten im Schein des Feuerwerks, das sie entzünden dürfen. Die kunstbeflissen verwackelte Kamera und der Panflöten-New-Age-Soundtrack machen das Ganze zu einer völlig ungenießbaren Mischung. Das Beste, was man vielleicht noch sagen kann, ist dass die Narration konfus mäandert, auf nichts so recht hinaus will; außer auf: das Leben ist schön, das Leben ist bunt (schön bunt). Ja, ja.
Vom Triple-Projekt Dreileben der deutschen Vorzeige-Regisseure Petzold, Graf & Hochhäusler kann man sich den ersten (Petzold) und dritten (Hochhäusler) Teil getrost schenken und nur den wirklich sehr schönen, wunderbar geschriebenen und umgesetzten mittleren Teil von Dominik Graf ansehen: Komm mir nicht nach (D 2011); beginnt immer ca. 105 Min. nach Vorstellungsbeginn.
Weitere Em- und Entpfehlungen gibt’s übrigens hier.