Berlinale: Por tu culpa

Ein­er der besten Filme dieser Berli­nale läuft über­raschen­der­weise in der Panora­ma-Sek­tion. Die Rede ist von Por tu cul­pa (It’s your fault, ARG/F 2010) von der argen­tinis­chen Regis­seurin Anahí Berneri.

Gle­ich zu Beginn des Films musste ich an Lars von Tri­ers Cre­do denken, ein Film müsse sein wie ein Stein im Schuh. Die erste Sequenz spielt in der Woh­nung ein­er allein­erziehen­den Mut­ter, die von ihren hyper­ak­tiv­en Söh­nen völ­lig über­fordert ist. Nor­maler­weise, so erfahren wir, gibt es ein Kin­der­mäd­chen, das sich um die bei­den küm­mert, und einen Vater, von dem sie aber getren­nt lebt und der ger­ade auf Geschäft­sreise ist. Unerträglich lang wirkt diese Sequenz; der Stress, den die Mut­ter erlebt, ihre Hil­flosigkeit überträgt sich auf die Zuschauerin­nen. Nichts wün­scht man sich sehn­lich­er als einen erlösenden Schnitt zu einem anderen Ort, ein­er anderen Sit­u­a­tion, ein­er anderen Fig­urenkon­stel­la­tion. Aber den gön­nt einem die Regis­seurin nicht.

Beim herum­to­ben fällt der jün­gere der bei­den Söhne vom Bett und auf seinen Kopf, die Mut­ter beschließt vor­sicht­shal­ber ins Kranken­haus zu fahren. Bei den Unter­suchun­gen ent­deckt der junge Arzthelfer weit­ere Ver­let­zun­gen und Kratzer an den Kör­pern der bei­den Jun­gen und scheint die Mut­ter zu verdächti­gen, ihre Kinder zu misshandeln.

Berneri erzählt das in einem sozial­re­al­is­tis­chen Stil ohne jegliche Extrav­a­ganzen, ohne kün­stliche Dra­matik, ohne Pathos. Trotz­dem wirkt das nicht trock­en oder intellek­tu­al­is­tisch, son­dern span­nend und bedrück­end. Außer­dem ist der Film wirk­lich exzel­lent gespielt (auch von den bei­den jun­gen Kindern) und gefilmt. Ich ver­mute, dass er den­noch kein großes Echo erzeu­gen wird, in der bürg­er­lichen Presse eh nicht, aber auch nicht bei der linken cinephilen Intel­li­gentsia, was wahrschein­lich am fehlen­den Autoren­sta­tus der Regis­seurin liegt. Das ist bedauer­lich, denn er hätte größere Aufmerk­samkeit verdient.

Do, 18.2., Cubix 9, 17:00

2 Meinungen zu “Berlinale: Por tu culpa

  1. Danke für den Tipp. Die Frage ist nur lei­der, wo ubd wie man den Film nun schauen kann. Außer durch a lit­tle help of peer­Pro­duc­tion wird das wohl nichts. Find ich ja super, dieses Internet. 

  2. Ja, das ist in der Tat die Frage. Vielle­icht erbarmt sich ein deutsch­er Ver­leih und bringt den Film mit ein oder zwei Kopi­en in die Kinos, wie ihren vor­let­zten Film, Un año sin amor, der aber vorher immer­hin den Ted­dy-Award der Berli­nale gewon­nen hat­te. Ihr let­zter Film lief bei uns nicht im Kino (soweit ich weiß). Deswe­gen halte ich das auch in diesem Fall für eher unwahrschein­lich. Anson­sten muss man auf die DVD-Veröf­fentlichung warten, anschließend schlägt der Film bes­timmt in den ein­schlägi­gen Foren auf. 

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