Der Aufschwung

Michel Glos will zurück­treten und darf nicht. Gut, das erscheint jet­zt erst­mal nicht beson­ders spek­takulär, und insofern wäre es dur­chaus passend, den sprich­wörtlichen Sack Reis zu erwäh­nen, aber ich möchte zur Per­son des Wirtschaftsmin­is­ters doch noch ein paar Anmerkun­gen machen.

Ein Wirtschaftsmin­is­ter, zumal ein­er aus der Lap­top-und Leder­ho­sen-Partei CSU, der sich in der begin­nen­den (Welt-)Wirtschaftskrise aus dem Staub machen möchte, offen­bart damit nicht nur ein Feinge­fühl für das beson­dere Fet­tnäpfchen, nein, er zeigt auch, dass er nicht über das intellek­tuelle Rüstzeug ver­fügt, um in der begin­nen­den Rezes­sion über­haupt ernst genom­men zu wer­den. Gut, böse Zun­gen wer­den jet­zt behaupten, dass er auch in der guten Kon­junk­tur der let­zten Jahre wohl wed­er mitre­den kon­nte noch durfte. Naja, also eigentlich hat er es selb­st zugegeben:

Ich hab’ zumin­d­est den Auf­schwung nicht gestört.

Schließlich durfte auch Michel Glos während des über­wiegen­den Teil sein­er Amt­szeit unges­traft das neolib­erale Lied­chen pfeifen, dass ihm soge­nan­nte Vor­denker mit uner­he­blich­er Mühe in die Lunge gepresst haben:

Als Erstes senken wir die Unternehmenss­teuern, um mehr Jobs zu schaffen. 

Das immer gle­iche, abge­s­tande­nen Mantra, schon Schröder kon­nte es nur mit ein­er Flasche Bier run­ter­spülen, was ihm leicht­es Sod­bren­nen verur­sachte, und von fauligem Mundgeruch begleit­et wurde, den Peter Hartz unbe­dacht einat­mete, und Jahre später in ein Buch nieste. Auch später kon­nte Michel Glos noch bril­lieren. Beispiel­sweise am 05.07.2007 bei ein­er Rede im Bundestag:

Der Auf­schwung kommt über­all an. Für die Bun­desregierung sage ich in Anleh­nung an Lud­wig Erhard: Wir erleben den Auf­schwung für alle.

Da kommt man ja in Ver­suchung, selb­st Wolf­gang Thierse für einen beg­nade­ten Red­ner zu hal­ten. Any­way. Das Zitat alleine, lässt schon an der geisti­gen Reife des Min­is­ters zweifeln, zumal wenige Monate vorher in ein­er großen Tageszeitung etwas vol­lkom­men gegen­sät­zlich­es zu lesen war:

Der Auf­schwung sei „noch nicht im Geld­beu­tel der meis­ten Bürg­er angekom­men“, sagte Glos dem Blatt. 

Was wohl auch stim­men dürfte, kann man dem Deutschen Insti­tut für Wirtschafts­forschung glauben schenken.

Wie kann man nun diesen geisti­gen Ver­fall­sprozess eklären? Es fällt eigen­lich recht leicht, wenn man einen unbeachteten Nebe­naspekt in Augen­schein nimmt. Michels rapi­de Haar­ent­fär­bung. Wenn man diese bei­den Fak­toren kom­biniert, erhält man eine unheim­liche, aber nahezu ein­hun­dert­prozentig richtige Erk­lärung.

Der der rüstige Müller­meis­ter (in Kabi­nettskreisen auch Hefe­g­los genan­nt) hat Besuch aus der schwarzen Hütte bekom­men, und seine zunehmend insta­bile Per­sön­lichkeit behin­dert das Ausüben eines Min­is­ter­amts (fast möchte man bestre­it­en, das sowas über­haupt vorkom­men kann).

Nach der Auseinan­der­set­zung eines Berlin­er Polizeibeamten mit Bun­deswirtschaftsmin­is­ter Michael Glos (CSU) wird gegen den Fahrer des Min­is­ters wegen “Nöti­gung” und “uner­laubten Ent­fer­nens vom Unfal­lort” ermittelt.

Welche Nichte lag im Kof­fer­raum, als der Chauf­feur dem fre­undlichen Beamten nur mal kurz das Golf­schläger­set “zeigte”?
Ja, es scheint ein­deutig: Das ist gar nicht mehr Michael Glos, der da um Rück­tritt bit­tet, es ist Bob.
Aber es gibt auch Grund zur Hoff­nung. Auf ein schönes Lied.

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