eG8 Pressekonferenz Die Alternative wird präsentiert von…
Während des eG8-Gipels gab es eine alternative Pressekonferenz der sogenannten Vertreter der zivilen Gesellschaft: Jérémie Zimmermann (La Quadrature du Net), Jeff Jarvis (Professor für Journalismus an der City University New York), Lawrence Lessig (Professor an der Harvard Law School, Gründer von Creative Commons), Susan P. Crawford (ehemaliges ICANN-Mitglied), Jean-François Julliard (Chef von Reporter Sans Frontières) und Yochai Benkler (Co-Director des Harvard’s Berkman Center for the Internet).
Erst froh über die Nachricht der Existenz einer Alternative, war ich dann doch ein bisschen geschockt, als ich diese Werbewand im Hintergrund sah: “So sieht also die ‘Alternative’ aus!”, habe ich gedacht, “Werbefinanziert! Das kann ja wohl nicht wahr sein.”
Mein erster Eindruck war nach näherer Betrachtung dann auch nicht ganz richtig, u.a. weil die ‘Alternative’ eben doch Teil der Hauptveranstaltung war und keine wirkliche Gegenveranstaltung. Das macht dann — so ganz nebenbei — auch das eigentliche Problem deutlich. Die Inklusion von Vertretern der zivilen Gesellschaft in derlei Veranstaltungen birgt vielmehr Konflikte, als dass sie eine tatsächliche Partizipation an der Lösungsfindung der diskutierten Angelegenheiten ermöglicht. (Als würde bei solchen Meetings überhaupt irgendetwas gelöst, aber das ist ein anderes Thema…)
Die Veranstalter, ob jetzt eG8, WEF oder sonst was, brechen sich keinen Zacken aus der Krone, wenn sie ein paar “Alternative” einladen. Diese sitzen dann auf ein oder zwei Panels rum, dürfen ihre bekannten Bedenken vorbringen und halten dann unter Ausschluss der Öffentlichkeit eine kurzfristig einberaumte PK ab. Irgendwie leakt ein verwackeltes Handyvideo dann doch immer ins Netz. Ist aber nicht weiter schlimm, denn wer es sich anschaut, ist ohnehin schon verloren interessiert, ist in seiner Meinung gefestigt und fühlt sich nun in seiner Wahrnehmung bestätigt. Bauchgepinselt. Weitergeklickt. Nebeneffekt: Die Hauptveranstaltung hat Legitimationspunkte dazu gewonnen.
Es ist das alte Problem: Mit einem Feigenblatt sieht auch der Gegner angezogen aus. Das Feigenblatt selbst geht ihm aber am Arsch vorbei! (So ganz nebenbei: Ja, Bono — du auch!)