Fotografischer Adventskalender 16 (Renger-Patzsch, 1936)

Das Geheimnis einer guten Photographie … beruht in ihrem Realismus.”

Neben dem bere­its vorgestern vorgestell­ten August Sander, ist auch Albert Renger-Patzsch ein­er, wenn nicht sog­ar der Haup­tak­teur der “Neuen Sach­lichkeit”, ein­er vor allem in Deutsch­land geprägten doku­men­tarisch-real­is­tis­chen Strö­mung in Fotografie und Film. Renger-Patzsch wen­det sich gegen das Kon­stru­ieren und Mon­tieren, wie es beim Bauhaus geschieht, eben­so wie gegen alle For­men des Pik­toral­is­mus sowie des Sur­re­al­is­mus. Damit ste­ht er kon­trär zu seinen zeit­genös­sis­chen Kol­le­gen Man Ray und Moholy-Nagy, denn ihm geht es ger­ade nicht um fotografis­che Effek­te, son­dern um Effek­tver­mei­dung. Fotografie ist das visuell geleit­ete, epis­temis­che Inter­esse, eine qua­si wis­senschaftliche Fotografie mit dem Anspruch der Dokumentation.

Und doch bleibt es erstaunlich, dass Albert Renger-Patzsch an den hitzig geführten ästhetis­chen Debat­ten sein­er Zeit pub­lizis­tisch kaum aktiv Anteil nahm. Denn so kom­pro­miss­los der Fotograf fort­laufend an ein­er Bild­sprache der Mod­erne for­mulierte, so wortkarg und beiläu­fig scheint jene lit­er­arische Pro­duk­tion zu sein, an der Renger-Patzsch im Lauf von mehr als vier Jahrzehn­ten mehr neben­her schrieb. Meist sind es zufäl­lige äußere Anstöße, die den Fotografen eher zum Schreiben drän­gen als ein­laden: hier ein kurz­er Zeitschriftenkom­men­tar, dort die Teil­nahme an ein­er Umfrage; und mit zunehmen­dem Erfolg stellen sich schließlich auch kurze Ansprachen und einige wenige aus­gear­beit­ete Vorträge ein. Das Bild unter­legende Zitat entstammt dem Essay “Ziele” aus dem Sam­mel­band “Die Freude am Gegen­stand”, der heuer im Ver­lag Wil­helm Fink erschienen ist.

Den­noch ist sein nach­haltiger Ein­fluss auf die Entwick­lung der Fotografie nicht zu leug­nen, sieht man doch im Foto der Land­straße mit dem neu­tralen Him­mel und der reduzierten Gestal­tung die seriell-min­i­mal­is­tis­chen, schwarz-weißen Indus­triean­la­gen der Bech­ers durch­scheinen, die wenige Jahre nach dem Tod Renger-Patzschs mit ihren ersten inter­na­tionalen Ausstel­lun­gen Erfolg hatten.

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