Nach dem Verkauf

Die Redaktion verlässt die Cahiers du cinéma

Die Pressemit­teilung der Redak­tion im Wort­laut (aus dem Französischen):

Die Redak­tion hat beschlossen, die Cahiers du ciné­ma zu ver­lassen. Die bei den Cahiers angestell­ten Jour­nal­is­ten nehmen die Ver­set­zungsklausel (“clause de ces­sion”) in Anspruch, eine Gewis­sensklausel, die das Recht von Jour­nal­is­ten bei einem Eigen­tümer­wech­sel schützt.

Zu den neuen Aktionären gehören acht Film­pro­duzen­ten, was bei ein­er Zeitschrift, die sich der Filmkri­tik wid­met, einen unmit­tel­baren Inter­essenkon­flikt schafft. Welche Artikel auch immer über die Filme dieser Pro­duzen­ten veröf­fentlicht wer­den, sie ste­hen im Ver­dacht der Gefälligkeit.

Die von den Aktionären zunächst angekündigte Unab­hängigkeitschar­ta wurde durch bru­tale Ankündi­gun­gen in der Presse bere­its wider­legt. Uns wurde kom­mu­niziert, die Zeitschrift solle sich “wieder auf das franzö­sis­che Kino konzen­tri­eren”. Die Ernen­nung von Julie Lethi­phu, der Vor­sitzen­den der SRF (Société des Réal­isa­teurs de Films), zur Gen­eraldirek­torin der Zeitschrift ver­stärkt die Befürch­tun­gen vor einem Ein­fluss der franzö­sis­chen Filmgemeinde.

Man teilte uns mit, dass das Mag­a­zin “ein­ladend” und “schick” wer­den solle. Die Cahiers du ciné­ma waren jedoch ent­ge­gen der Behaup­tung der Aktionäre nie eines von bei­den. Die Cahiers waren immer eine engagierte kri­tis­che Zeitschrift, die klare Posi­tio­nen ver­trat. Der berühmteste Artikel der Zeitschrift ist der von François Truf­faut, “Une cer­taine ten­dance du ciné­ma français” (1954), in dem der Autor die Bürg­er­lichkeit eines Teils des franzö­sis­chen Kinos geißelt. Es wider­spräche dem Charak­ter der Cahiers, sie in eine Glitzer- und Glam­our-Vit­rine oder in eine Plat­tform zur Förderung des franzö­sis­chen Autorenk­i­nos zu verwandeln.

Zu den neuen Aktionäre gehören auch macht­na­he Geschäft­sleute. Die Cahiers du ciné­ma haben sich gegen die medi­ale Behand­lung der Gelb­west­en, gegen die Refor­men, die die Uni­ver­sität (Par­cour­sup) und die Kul­tur (Pass Cul­ture) betr­e­f­fen, gewandt und die Legit­im­ität des Kul­tur­min­is­ters in Frage gestellt, der im Übri­gen die Über­nahme dieses pri­vat­en Unternehmens öffentlich begrüßte. Auch hier haben die Aktionäre Inter­essen, die uns in Frage stellen.

Schließlich lehnen wir zu ein­er Zeit, in der die gesamte Presse von den großen Telekom­mu­nika­tions­fir­men aufgekauft wurde und die Chefs von Meet­ic, Free und BFM Busi­ness Angels spie­len, diese Konzen­tra­tion von Zeitschriften in den sel­ben Hän­den ab.

Die Redak­tion der Cahiers du ciné­ma
(27/02/20)

Mehr als 5.000 Demonstranten gegen rechte Hetze

In Berlin Neukölln waren gestern Abend, zwis­chen 18.30 und 21.00 mehr als 5.000 Leute gegen Nation­al­is­mus und rechte Het­ze auf der Straße. Die Demo war kurzfristig angemeldet gewe­sen, mobil­isiert wurde prak­tisch nur über soziale Net­zw­erke, es hat die ganze Zeit leicht gereg­net – dafür war die Teil­nehmerzahl erstaunlich. Erstaunlich und eigentlich empörend ist aber auch, dass darüber kaum berichtet wurde oder nur in kurzen Noti­zen in den Berlin­er Zeitun­gen: Berlin­er ZeitungTagesspiegel. Ein Video gibt’s beim rbb. Immer­hin bei Spiegel Online kann man noch was lesen. Dass aber die größeren Tageszeitun­gen, dass FAZ, SZ, taz, und dass Nachricht­ensendun­gen wie heute und Tagess­chau etc. gar nichts darüber brin­gen, ist sehr beden­klich. Denn eigentlich hat die gestrige Demo mal wieder deut­lich gezeigt: WIR SIND MEHR!

Mehr als 5.000 Demonstrant_innen gegen Rechts am Her­man­nplatz in Berlin

plinks kw 30/17 Kommentar zum Kartell

Wenn Autoanzün­der Ter­ror­is­ten sind, weil sie Men­schen töten kön­nten, warum sind Auto­bauer, die Men­schen töten, dann keine Terroristen?

http://taz.de/Kommentar-Zukunft-der-Autoindustrie/!5429102/

Beschweigen

Wer aber vom Kap­i­tal­is­mus nicht reden will, sollte auch vom Faschis­mus schweigen.

Man kann nicht sagen, dass FAZ, taz, SZ, tagess­chau etc. angesichts von Putin-Rus­s­land, Erdo­gan-Türkei, Trump-USA etc. Horkheimers guten Rat nicht beherzigten. Sie schweigen beredt von beidem.

Einseitige Berichterstattung

Medienrechtliches Nachspiel in Athen

Die griechis­che Staat­san­waltschaft und die Athen­er Jour­nal­is­tengew­erkschaft ESIEA haben unab­hängig voneinan­der Ermit­tlun­gen gegen die großen pri­vat­en Medi­enun­ternehmen des Lan­des aufgenom­men. Ihnen wird Parteilichkeit in der Berichter­stat­tung vor dem Ref­er­en­dum am ver­gan­genen Son­ntag vorgeworfen.

Haup­tkri­tikpunkt: Im Vor­feld des Ref­er­en­dums sollen die “Nein”-Stimmen in der Berichter­stat­tung deut­lich weniger Gewicht erhal­ten haben als die “Ja”-Stimmen. Das ver­bi­etet eigentlich das griechis­che Wahlge­setz. Wie das Nachricht­en­por­tal “The­P­ressPro­ject” schreibt, haben die sechs lan­desweit­en TV-Nachricht­ensender ins­ge­samt 8 Minuten und 33 Sekun­den von den “Nein”-Protesten berichtet, “Ja”-Demonstrationen seien mit 48 Minuten und 32 Sekun­den hinge­gen über­repräsen­tiert gewesen.

Nutzung von falschen Bildern, um Angst zu erzeugen

Das spenden­fi­nanzierte Inter­net­pro­jekt, das sich unter anderem aus vie­len Jour­nal­is­ten rekru­tiert, die im Zuge der Krise arbeit­s­los gewor­den sind, nen­nt auch konkrete Beispiele für Manip­u­la­tio­nen. In ein­er Reportage im MEGA Chan­nel, Griechen­lands größtem Fernsehsender, sei demzu­folge behauptet wor­den, dass die von der Regierung einge­führten Kap­italkon­trollen vor den Banken zu kilo­me­ter­lan­gen Warteschlangen geführt haben — bebildert mit wartende Men­schen in Südafri­ka, die wohl Jahre zuvor aufgenom­men wurden.

«ΟΧI» στην ΕΞΌΝΤΩΣΗ

«ΟΧI» στην ΕΞΌΝΤΩΣΗ — “Nein” zur Ver­nich­tung. Athen, 29. Juni 2015. (CC-BY-SA jan­well­man)

Am Wahlt­ag titel­ten so gut wie alle großen Son­ntagszeitun­gen mit einem großen “Ja” auf der Titel­seite und macht­en Stim­mung gegen die Vorschläge der Regierung. Weit­er­lesen