Mein Eindruck meiner ausschnittsweisen Lektüre von Kommentaren zur Ablehnung von ACTA: Mehrheitlich herrscht folgende Meinung: Es sei gut, dass das Abkommen in dieser Form nicht unterzeichnet wurde. Aber das geistige Eigentum müsse doch geschützt werden. Schließlich müssten die “Kreativen” von den Erzeugnissen ihrer Arbeit leben können, wie andere Menschen von der ihren.
Diese Annahmen scheinen mir vollkommen unhaltbar zu sein. Nirgendwo steht geschrieben, dass Menschen, die Musik machen, Bücher schreiben, Filme drehen, Bilder malen, davon leben können müssen. Die Wahrheit ist: Die meisten tun das gerade nicht. Und wenn die verschwindend geringe Minderheit, die es bisher konnte, nun auch anderer Lohnarbeit nachgehen müsste — so what? Das scheinbar stärkste Argument der Filesharing-Gegnerinnen, Copyright-Fetischisten und Contentindustrie-Lakaien ist keine müde Mark wert.
Es ist nicht mehr zu übersehen: In Allianz mit den kapitalistischen Staatsapparaten, durch massive Repression, Erzeugen von Angst & Schrecken, ist die Content-Industrie dabei, die Schlacht um’s Netz zu gewinnen. Es bleibt dabei, copying is not theft!, aber die angemaßte und erkaufte Definitionshoheit der Lobby interessiert die Logik nicht. Der Prozess gegen die Pirate Bay und jüngst die Festnahme von Kim Dotcom führen allerorts zu panischen Schließungen. Torrents und Rapidshare sind auf dem Rückzug. Was für eine beschissene Entwicklung!

Es lohnt sich doch manchmal sich mit den Ideen anderer Leute zu beschäftigen. Ideen können bekannterweise die Welt verändern. So begab es sich 1989, im Jahr des Mauerfalls, dass Tim Berners-Lee seine Idee eines Hypertext-Systems umsetzte, mit dem Ziel wissenschaftliche Dokumente, die zu der Zeit häufig für andere unzugänglich in den Computern ihrer Verfasser fristeten, plattform- und programmunabhängig Anderen zur Verfügung zu stellen. Die Idee war gut und führte letztlich zu dem weltweiten Netz von Hypertext-Seiten (kurz WWW), das wir heute kennen.
Den Ideen anderer Leute widmet sich TED, ein Portal, dass sich der Verbreitung von Ideen verschrieben hat. Dahinter steht eine kleine NGO mit einigen großen Sponsoren — was die Plattform aber nicht davon abhält z. B. auch ein Interview mit Julian Assange zu veröffentlichen.
Wie sich Tim Berners-Lee, heute Direktor des W3C, vor zwei Jahren die Zukunft des Web vorstellte, kann man sich auch bei TED angucken. Der Vortrag zeigt ein Appell dafür strukturierte Daten zu veröffentlichen, möglichst direkt im “Linked data” Format, das Berners-Lee in seiner Rede beschreibt. Ziel ist ein “semantisches” Web, das neue Möglichkeiten für komplexe Suchanfragen und Visualisierungen von Daten ermöglicht. Ein Jahr später berichtet Berners-Lee dann von ersten Erfolgen: Veröffentlichte Verkehrsdaten ermöglichen es Fahrradunfälle auf einer Karte darzustellen und die Internetgemeinschaft hilft nach dem Erdbeben von Haiti bei der Erstellung einer Straßenkarte von Port-au-Prince, auf der auch Flüchtlingscamps verzeichnet sind. Alles schön also im Web von Morgen.
Ein aktueller Vortrag von dem eher unbekannten Eli Pariser zeigt (wiederum bei TED) eine etwas andere Realität und eine andere Form der Datennutzung. Weiterlesen
Bloggerland hat jetzt also einen Klassensprecher.
Das möchte man zumindest meinen, so wie sich die Digitale Gesellschaft auf der diesjährigen re:publica der Welt präsentiert hat (und danach im NachtMagazin):
http://www.youtube.com/watch?v=roUoKQPyL3o
(via)
Alles ganz selbstlos also? Selbstloser Streiter für eine bessere (Netz-)Welt? Sicher stehen gute Absichten hinter der Vereinsgründung von Beckedahl und Co, aber genau so wie das mit der Wahl in die Schülervertretung war — es ging damals ehrlich gesagt, nicht nur um die Belange der Klassenkameraden (mehr Tischtennisplatten, weniger Hausaugaben), sondern auch (und vor allem) um die halbjährliche SV-Fahrt und die Freistunden — so wird es auch den digitalen Gesellschaftern gehen. Skepsis ist demnach angebracht.
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Diesmal nur einer, dafür ein sehr feiner: Mit diesem tollen tool wird den Majors (Warner, Emi, Sony, Universal) sowie der GEMA, denen wir die dämlichen Sperren auf youtube zu verdanken haben, der Zugang zur eigenen Webpage oder dem eigenen Blog verweigert.