Ein Blick in den Blick: News von nebenan, kolportiert durch das Zürcher Boulevardblatt:
«Gegen 18 Uhr gestern Abend ging der Anruf bei der Polizei ein: Auf der Waffenplatzstrasse stehe ein Mann auf dem Kran, hiess es. Sofort rückten die Einsatzkräfte aus. Die Strasse wurde abgesperrt. Die ganze Nacht über harrte der Ungar im Kran aus. Jetzt sitzt er noch immer da. Stundenlang führten Spezialkräfte der Polizei Gespräche mit dem Mann, sagte Polizei-Sprecher Marco Cortesi. Doch was der Mann will, sei noch immer unklar. Er habe weder «eine politische Botschaft, noch Selbstmordabsichten». Er wolle nur einfach nicht vom Kran hinuntersteigen.»
So neu ist das allerdings auch nicht. In Zürich scheint das Besteigen von Kränen ein beliebtes Hobby von eher weniger beliebten (weil «ausländischen», oder, noch schlimmer: «Asyl suchenden») Mitbürgern zu sein: Nachdem im Mai letzten Jahres ein mutiger (oder eher lebensmüder) Rumäne den 35-Meter-Kran beim Prime-Tower erklomm, kletterte im September «schon wieder ein Kranbesetzer» auf einen Kran, rief auf Transparenten zu mehr Respekt gegenüber Asylanten auf, und bewarf die Polizei mit Rosen — was für eine nette Geste gegen die mangelnde Gastfreundschaft!
Nachdem BOPE, CORE und all die anderen Polizei-Spezialeinheiten mit sprechenden Akronymen, das Militär, die Marine und wer-weiß-wer-noch den zuvor als uneinnehmbar geltenden Complexo do Alemão ((Der Complexo do Alemão liegt im Norden der Stadt und ist ein 3 km2 großer Verbund von 13 Favelas und ca. 80.000 Einwohnern. Den Namen hat das Gebiet, weil der erste Pächter, ein Nordestino mit polnischen Wurzeln, helle Haut und blonde Haare hatte. Das Gebiet wurde bisher von dem Comando Vermelho kontrolliert.)) und die Penha ((Die Penha ist von dem Alemão nur durch einen Hügel getrennt und umfasst ebenfalls mehrere Favelas, unter anderem die Vila Cruzeiro, in der die Operation der Streitkräfte begannen. Ebenfalls CV-kontrolliert.)) innerhalb von zweieinhalb Tagen besetzt haben, bereitet man sich schon auf die nächste Schlacht vor: Rocinha und Vidigal ((Die Rocinha und der Vidigal befinden sich genau in der Mitte des Korridors zwischen der zu bauenden Olympiastätte in Barra und Maracanã-Stadion im Norden. Jeder Versuch diese beiden Favelas zu “befrieden” war bisher an “Indiskretion” gescheitert. Bis auf ein einziges Mal waren die dort den Drogenhandel kontrollierenden “Amigos dos Amigos” bereits von irgendwelchen korrupten Beamten gewahrt worden.)) in der Zona Sul. ((Dieser Schlacht ging das erste Treffen seit 16 Jahren zwischen ADA und CV voraus. Ob die vermeintliche Kooperation den Ausschlag für die schnelle Einnahme von Alemão und Penha gab oder umgekehrt die bevorstehende Operation entscheidend für die Kooperation war, ist schwer zu sagen.)) Das sagt zumindest Rios omnipräsenter Minister für Sicherheit José Mariano Beltrame. Weiterlesen
Was ist das eigentlich für eine Kommunikationsstrategie? Hat der Mappus denn keine fähigen Leute, die ihn beraten? Wie kann man sich denn wochenlang auf das Mem “Ist doch alles demokratisch legitimiert” berufen, wenn der Querschnitt der Bevölkerung, ohne Schwarzen Block, davon einfach nichts wissen will? Wie kann man denn zu einer angemeldeten Schülerdemo Prügelcops schicken, ohne Not? Warum nicht einfach warten, bis die Leute sich nachts allmählich vom Acker machen, und den Rest mit resolutem Auftreten verscheuchen? Ich versteh’ das einfach nicht. Weiterlesen
Presidente Lula war wieder einmal auf Einweihungsbesuch in Rio de Janeiro. Diesmal wurde das neue Favela-Tourismus-Programm der Stadt vorgestellt: “Rio Top Tour — Rio de Janeiro aus einer anderen Perspektive”. Gesäuberte Befriedete, d.h. offiziell drogenhandelsfreie Comunidades sollen so touristisch erschlossen werden. Den Anfang macht diese Woche die Santa Marta in Botafogo.
Sightseeing-Punkt Nr. 1 in der Santa Marta: Praça Cantão, gestaltet von den Künstlern Jeroen Koolhaas und Dre Urhahn (Haas&Hahn). ((Haas & Hahn sind Initiatoren des Projekts Favela Painting, Ziel ist es den gesamten Morro anzustreichen. Sie freuen sich daher über jede Unterstützung.)) Mehr Fotos