Für jede Rolle mit spitzen Ohren der richtige Mann: Leonard Nimoy. LLAP!
Balibar und die Idee des Kommunismus
Vorhin habe ich einen Vortrag von Etienne Balibar gehört. Es ging um Theater, Ästhetik und Louis Althussers Ideologietheorie. Der Vortrag war nicht uninteressant, aber insgesamt hat sich schon mein Eindruck verstärkt, dass Balibar von den großen Althusser-Schülern (die anderen beiden heute noch weithin bekannten sind Jacques Rancière und Alain Badiou) zwar der sympathischste, aber auch der orthodoxeste — und langweiligste ist.
Ein schönes Zitat habe ich allerdings bei ihm gefunden, das ich gerne mit der geneigten (imaginären) Leserschaft teilen möchte:
Es besteht kein Zweifel, dass in Althussers Augen «Kommunismus» immer der (Eigen-) Name für Befreiung war, und zwar in Bezug auf jegliche Ausbeutung und Unterdrückung, und dass er fortan eindeutig die Gesamtbewegung bezeichnet, zu der sämtliche Formen des Kampfes für Freiheit und Brüderlichkeit in unseren Gesellschaftsformen (einschließlich der «sozialistischen» Gesellschaftsformen) beitragen.
Die Rede von der «Brüderlichkeit» ist zwar ein genderblinder Anachronismus, und zweifelhaft ist auch die Rhetorik der Unzweifelhaftigkeit — Balibar hat generell die Tendenz Althusser aufzuhübschen -, aber der Gedanke gefällt mir gut.
Etienne Balibar, Für Althusser, Mainz: Decaton/Edition Bronski 1994, S. 59.
Die Transformation ist ein Teamsport
Drum prüfe, wer von revolutionärer Politik spricht, die eigene Eitelkeit. Willst du vor allem Recht haben in der Diskussion, etwas Kluges sagen, eine der Anwesenden beeindrucken?
[Durchbrechung von Principien]
Bei der Anwendung von Principien sollte man sich vor Durchbrechungen nicht scheuen. Man muß sich immer ins Gedächtnis rufen, daß man bei der Errichtung derselben zwar hinreichend viel Gründe besaß, aber daß dies doch nur hieß, daß die Gründe die Gegengründe überwogen. Durch Durchbrechungen läßt man diese zur Geltung kommen.
Bertolt Brecht, Schriften zur Politik und Gesellschaft 1919–1956, Frankfurt a.M.: Suhrkamp, S. 178.
Trouble with Academia
Unterhält man sich mit KollegInnen, die an einer Universität arbeiten, hört man in letzter Zeit vor allem Klagen — über zu geringe Löhne, zu lange Arbeitszeiten, zu viele Tätigkeiten, die einen von der Forschung abhalten, und vor allem über viel zu unsichere Zukunftsaussichten. Ich kenne vor allem Leute in den Geisteswissenschaften und die haben zum Teil die gleichen, zum Teil andere Probleme als solche, die an natur- oder sozialwissenschaftlichen Fakultäten arbeiten. Dass fast überall radikaler Reformbedarf herrscht, ist aber nicht mehr zu übersehen. Einen sehr lesenswerten Text zu dem Thema hat ein ehemaliger PhD-Student von der École Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) geschrieben. Er ist hier zu finden.