Lyrik XVI — Der Revoluzzer

War ein­mal ein Revoluzzer,
Im Zivil­stand Lampenputzer;
Ging im Revoluzzerschritt
Mit den Rev­oluzzern mit.

Und er schrie: ‘Ich revolüzze!’
Und die Revoluzzermütze
Schob er auf das linke Ohr,
Kam sich höchst gefährlich vor.

Doch die Rev­oluzzer schritten
Mit­ten in der Straßen Mitten,
Wo er son­st unverdrutzt
Alle Gaslater­nen putzt.

Sie vom Boden zu entfernen,
Rupft man die Gaslaternen
Aus dem Straßenpflaster aus,
Zwecks des Barrikadenbaus.

Aber unser Rev­oluzzer Schrie:
‘Ich bin der Lampenputzer
Diesen guten Leuchtelichts.
Bitte, bitte, tut ihm nichts!

Wenn wir ihn’ das Licht ausdrehen,
Kann kein Bürg­er nichts mehr sehen,
Laßt die Lam­p­en ste­hen, ich bitt!
Denn son­st spiel ich nicht mehr mit!’

Doch die Rev­oluzzer lachten,
Und die Gaslater­nen krachten,
Und der Lam­p­en­putzer schlich
Fort und weinte bitterlich.

Dann ist er zu Haus geblieben
Und hat dort ein Buch geschrieben:
Näm­lich wie man revoluzzt
Und dabei noch Lam­p­en putzt.

(Erich Müh­sam) ((Der deutschen Sozialdemokratie gewid­met))

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