Lyrischer Adventskalender 12 — Krolow

Drei Orangen, zwei Zitronen

Drei Orangen, zwei Zitronen: -
Bald nicht mehr ver­borgne Gleichung,
Formeln, die die Luft bewohnen,
Alge­bra der reifen Früchte!

Licht umschwirrt im wespengelben
Mit­tag laut­los alle Wesen.
Trockne Blu­men ruhn im selben
Augen­blick auf trock­nem Wind.

Drei Orangen, zwei Zitronen.
Und die Stille kommt mit Flügeln.
Grün schwebt sie durch Ulmenkronen,
Selges Schiff, matrosenheiter.

Und der Him­mel ist ein blaues
Auge, das sich nicht mehr schließt
Über Herzen: ein genaues
Wun­der, schwank­end unter Blättern.

Drei Orangen, zwei Zitronen: -
Math­e­ma­tis­ches Entzücken,
Mit­tagss­chrift aus leicht­en Zonen!
Zunge schweigt bei Zunge. Doch
Alter Sinn gur­rt wie ein Tauber.

(Karl Krolow, 1965[?])

Eine Meinung zu “Lyrischer Adventskalender 12 — Krolow

  1. […] Dieser Ein­trag wurde auf Twit­ter von Prin­cip­i­en, Prin­cip­i­en erwäh­nt. Prin­cip­i­en sagte: Lyrisch­er Adventskalen­der 12 — Krolow Drei Orangen, zwei Zitro­nen Drei Orangen, zwei Zi… (http://bit.ly/8eR7Fi) #Advent #Gedicht […]

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