Ad ACTA II Die Diskussion

Etwas ide­al­typ­isch verz­er­rt kann man sagen, dass in der Diskus­sion zwei schein­bar gän­zlich inkom­men­su­rable Welt­bilder aufeinan­der prallen. Das äußert sich zunächst an den die Zustände beschreiben­den Ter­mi­ni. So wieder­holt die eine Seite — nen­nen wir sie «die Kon­ser­v­a­tiv­en» — das Mantra, das Run­ter­laden von copy­right-geschütztem Mate­r­i­al im Inter­net sei «Dieb­stahl». Noch vor eini­gen Tagen titelte das Berlin­er Boule­vard­blatt BZ: «Wisst Ihr ACTA-Demon­stran­ten, dass ihr für Dieb­stahl auf die Straße geht?» Und auch in den Diskus­sio­nen im Kom­men­tar­bere­ich der größeren bürg­er­lichen Zeitun­gen taucht das immer mal wieder auf. Die Idee, mit der solche Rede sich plau­si­bil­isiert, ist fol­gende: Wenn Men­schen für das, was andere pro­duziert haben, nicht bezahlen und es sich ein­fach nehmen, bei den Pro­duzentin­nen also kein Geld ankommt — dann han­dele es sich um Diebstahl.

Die Gegen­seite — «die Pro­gres­siv­en» — sieht die Sache völ­lig anders. Nicht gestohlen werde hier, son­dern geteilt oder getauscht. Daher der Aus­druck «fileshar­ing». Mit Dieb­stahl habe das über­haupt nichts zu tun. Und zwar weil nie­man­dem etwas weg genom­men werde. Dieb­stahl definiere sich aber doch ger­ade dadurch: jeman­dem etwas gegen ihren Willen entwen­den. Beim typ­is­chen Fall geht ein Men­sch in einen Laden, nimmt sich eine CD, und bezahlt nicht. Anschließend hat der Laden eine CD weniger und die Diebin eine mehr. Ger­ade das geschähe beim file­shar­ing nicht, da nur untere­inan­der geteilt und getauscht werde.

Die Kon­ser­v­a­tiv­en antworten, dass dabei aber doch etwas entwen­det werde, näm­lich das Recht der Pro­duzentin auf die Ver­w­er­tung ihres Pro­duk­ts. Weit­er­lesen

Bist du es noch, FAZ?

Je öfter ich in die «Zeitung für Deutsch­land» gucke, desto öfter muss ich meine Augen reiben. Bist du es noch, FAZ, kon­ser­v­a­tivste unter den les­baren deutschen Tageszeitun­gen? Schon die sehr pro­gres­sive Berichter­stat­tung zur Rev­o­lu­tion in Ägypten hat mich über­rascht. Und auch die Tat­sache, dass sie immer wieder dem CCC ein Forum bietet (für viele ganz her­vor­ra­gende Beiträge).

Heute aber musste ich wirk­lich zweimal guck­en, ob ich auf der richti­gen Web­page gelandet war. Da erk­lärt doch Frank Schirrma­ch­er (ja der Frank Schirrma­ch­er, der «Das Inter­net macht unser Hirn kaputt»-Schirrmacher, der mit der pein­lichen Lau­da­tion auf Tom Cruise, Mut-Bam­bi, ihr wisst schon), warum die Argu­mente der Kernkraft­geg­n­er nix tau­gen, z.B.:

2. Absolute Sicherheit gibt es nicht

Eine klas­sis­che Inver­sion, eine Irreführung. Denn der Punkt ist ja, dass es diese absolute Sicher­heit dur­chaus gibt: Wir wis­sen näm­lich genau, was geschieht, wenn es zur Kern­schmelze kommt, wie lange Radioak­tiv­ität strahlt, was Cäsi­um und Jod mit dem Men­schen und der Umwelt tun und wie viele Gen­er­a­tio­nen im schlimm­sten Fall zu lei­den haben. Es ist diese absolute Sicher­heit eines natur­wis­senschaftlichen Vor­gangs, die sich zu der selb­st von den Betreibern einge­s­tande­nen, rel­a­tiv­en Unsicher­heit der Kraftwerke verhält.

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