Ausschaffung Wort des Jahres in der Schweiz!

Man kann sich über unsere Nach­barn nur wun­dern. Nicht nur wer­den in der Schweiz Jahr für Jahr Geset­zesvorschläge über Volk­sentschei­de legit­imiert, die eine klare Benachteili­gung von Min­der­heit­en mit sich brin­gen — nach dem Minarettver­bot des let­zten Jahres nun die “Auss­chaf­fung” straf­fäl­liger Nicht-Schweiz­er (siehe PLinks KW 47/10). Diese schon sprach­lich absurd klin­gen­den Ideen kom­men dann auch noch zu lin­guis­tis­chen Ehren! Das Wort des Jahres (ja, nicht das Unwort!) 2009 war — richtig — Minarettver­bot. Das Wort des Jahres dieses Jahr: “Auss­chaf­fung”.

Das schweiz­er Unwort des Jahres 2010 wirkt dage­gen direkt niedlich: kri­tisiert wird von der “Aktion Wort des Jahres” das Wort “FIFA-Ethikkom­mis­sion” wegen der darin impliziten Münch­hausen­tat: Die FIFA gibt vor sich am eige­nen Schopfe aus dem haus­gemacht­en Kor­rup­tion­ssumpf zu ziehen. Der Schweiz dage­gen will es wohl nicht gelin­gen sich selb­st aus dem rechts­drehen­den Strudel zu ret­ten, der sie erfasst hat. Passend dazu der Satz (!) des Jahres 2010 aus der Schweiz: “Die Schweiz ist eine frus­tri­erende Alpen-Demokratie.” Und auch noch stolz drauf. (Quelle)

PLinks KW 47/10

Anders als im Köl­ner Zeitungskrieg, in dem kurz nach der Jahrtausendewende die Ver­lagshäuser von Bild und Express das neue Umson­st­for­mat 20 Minuten Köln kaputtpub­lizierten, existiert in Zürich seit eini­gen Jahren die friedliche Kohab­i­ta­tion. 20 Minuten erscheint für die Pendler am Vor­mit­tag, Blick am Abend müllt die Trams und S‑Bahnen dann im Feier­abendsverkehr mit ihrer Gedanken­grütze und ihren Kon­sumvorschlä­gen zu. In ihrer poli­tis­chen Aus­rich­tung nehmen sich bei­de Zeitun­gen nicht viel, bei­de sind in erster Lin­ie apoli­tisch bis dumpf pop­ulis­tisch, Blick eher ein Stück weit­er rechts (SVP) als 20 Minuten.

Beliebt ist in bei­den Fällen der Appell an Ressen­ti­ments oder man echauffiert sich darüber, was andere Bös­es über die Schweiz­er sagen. So im Fall des «Rat­ge­bers» für ein «har­monisch-kol­li­sions­freies Über­leben» für Deutsche in der Schweiz von einem gewis­sen Dr. Küh­n­topf. Ein gefun­denes Fressen für 20 Min.: Wie kann der Mann nur behaupten, die Schweiz­er seien humor­frei und ver­stün­den Ironie nicht? Wie kommt er da drauf? (Ich per­sön­lich finde das ja ziem­lich witzig, vor allem wenn sich Küh­n­topf darüber ärg­ert, er müsse bei seinen Gast­ge­bern die Schuhe ausziehen und ihnen beim Anstoßen in die Augen gucken.)

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