Berlinale 2014Forum I

Ich bin es leid zu lamen­tieren, es ist ja auch seit Jahren bekan­nt. Das Forum, einst Ort des Neuen, Ungewöhn­lichen und Radikalen ist zu ein­er unklar und lieb­los zusam­mengewür­fel­ten Show des Gegen­wart­ski­nos gewor­den, wo sich halb­wegs geglück­te Debüt­filme mit semi-inter­es­san­ten oder gän­zlich miss­lun­genen Art­house-Fil­men abwech­seln. Zwis­chen­drin find­en sich auch immer wieder Perlen, klar, aber man muss schon großes Glück haben und die Suche ist ach so beschw­er­lich. Dass ich trotz­dem schon einige Filme aus dieser Sek­tion gese­hen habe, liegt vor allem daran, dass in den let­zten drei Wochen bere­its Pres­sevor­führun­gen stat­tfan­den, wo ich es dann immer mal wieder — entwed­er weil ich den/die Filmemacherin kan­nte oder weil sich die Beschrei­bung inter­es­sant anhörte — ein, zwei Stun­den aus­ge­hal­ten habe. 

Zu den Fil­men, die heute Pre­miere feiern, habe ich fol­gende Noti­zen: Weit­er­lesen

Berlinale 2014 Em- und Entpfehlungen

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Sono yo no tsuma (That Night’s Wife, Ozu Yasu­jiro, J 1930) Retrospektive
Nin­jo Kam­i­fusen (Human­i­ty and Paper Bal­loon, Yamana­ka Sadao, J 1937) Retrospektive
Hæv­nens nat (Blind Jus­tice, Ben­jamin Chris­tensen, DEN 1916) Retrospektive
Oshi­doro uta­gassen (Mashiro Maki­no, J 1939) Retrospektive
Xi you (Jour­ney to the West, Tsai Ming-liang, F/TW 2013) Panorama
The Iron Mask (Allen Dwan, USA 1929) Retrospektive
Nayak (The Hero, Satya­jit Ray, IND 1966) Berli­nale Classics
Boy­hood (Richard Lin­klater, USA 2014) Wettbewerb
Tokoy no eiyu (A Hero of Tokyo, Shimizu Hiroshi, J 1935) Retrospektive
Tsu­ruhachi Tsuro­jiro (Tsu­ruhachi and Tsuro­jiro, Naruse Mikio, J 1938) Retrospektive
Chi­i­sai Ouchi (Our Lit­tle House, Yoji Yama­da, J 2014) Wettbewerb
The Grand Budapest Hotel (Wes Ander­son, USA/D 2014) Wettbewerb

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The Naked City (Jules Dassin, USA 1948) Retrospektive
Jujiro (Kin­u­gasa Teinosuke, J 1928) Retrospektive
Ich will mich nicht kün­stlich aufre­gen (Max Linz, D 2014) Forum
Gonin no sekko­hei (Five Scouts, Iza­wa Ichi­ro, J 1938) Retrospektive
L’en­lève­ment de Michel Houlle­becq
 (Guil­laume Nicloux, F 2014) Forum
Wa ga ya ha tanoshi (Home Sweet Home, Naka­mu­ra Noboru, J 1957) Forum Hommage
Aimer, boire et chanter
(Alain Resnais, F 2014) Wettbewerb
Yuki­no­jo Henge (An Actor’s Revenge, Kin­u­gasa Teinosuke, J 1935–36/1952) Retrospektive
Sou­venir (André Siegers, D 2014) Forum
Unter der Lat­er­ne. Trink, trink, Brüder­lein trink (Ger­hard Lam­precht, D 1928) Retrospektive
Doshaburi (When It Rains, It Pours, Naka­mu­ra Noboru, J 1957) Forum Hommage
23rd August 2008 (Lau­ra Mul­vey, Faysal Abdul­lah, Mark Lewis, GB 2013) Forum Expanded
Nasake no hikari (Lights of Com­pas­sion, Hen­ry Kotani, J 1926) Ret­ro­spek­tive
The Typhoon (Regi­nald Bak­er, USA 1914) Retrospektive

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Flesh and the Dev­il (Clarence Brown, USA 1926) Retrospektive
Dawn Patrol (Howard Hawks, USA 1930) Retrospektive
Kuzu (The Lamb, Kut­lug Ata­man, TUR/D 2014) Panorama
Thou Wast Mild and Love­ly (Josephine Deck­er, USA 2014) Forum
Al doileac joc (The Sec­ond Game, Cor­neliu Porum­boiu, ROM 2014) Forum
The Mid­night After (Fruit Chan, HK/CN 2014) Panorama
Ship bun (10 Min­utes, Lee Yong-seung, SKOR 2013) Forum
Tui na (Blind Mas­sage, Lou Ye, CN 2014) Wettbewerb
His­to­ria del miedo (Ben­jamin Naish­tat, ARG 2014) Wettbewerb
Que ta joie demeure (Denis Côté, CAN 2014) Forum
Stone Cloud (Jakraw­al Niltham­rong, THAI 2014) Forum Expanded

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Wu ren qu (No Man’s Land, CN 2013) Wettbewerb
Über-Ich und Du (Ben­jamin Heisen­berg, D 2014) Panorama
Töchter (Maria Speth, D 2014) Forum
’71 (Yann Demange, UK 2014) Wettbewerb
Gui ri zi (Shad­ow Days, Zhao Day­ong, CN 2014) Forum

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Pier­rot Lunaire (Bruce LaBruce, D/CAN 2014) Forum

[wird fort­laufend ergänzt]

Bilanz 2013: Liebste im Kino gesehene Filme Ältere

In der Rei­hen­folge ihrer Sich­tung durchs Jahr hin­durch: die mir lieb­sten älteren Filme, die ich im zu Ende gehen­den Jahr & im Kinosaal sehen durfte.

Im Jan­u­ar im Berlin­er Arse­nal den wun­der­bar komis­chen U samogo sinego morya (By the Bluest of Seas, Boris Bar­net, SU 1936);

im Rah­men der dem japanis­chen Regis­seur Keisuke Kinoshi­ta gewid­me­ten Forum-Mini-Retror­spek­tive während der Berli­nale Kanko no machi (Jubi­la­tion Street, J 1944), der während des 2. Weltkriegs spielt, aber bis auf eine kurze Coda gän­zlich unpro­pa­gan­dis­tisch, son­dern wie ein sehr zärtlich­es shomin-geki daher kommt, das jede Fig­ur des Ensem­bles vor­sichtig und mit Anmut umarmt;

Max Ophüls Liebelei (D 1933), der mir nicht aus dem Kopf gegan­gen ist, seit ich ihn im Feb­ru­ar im Zürcher Film­podi­um sah;

von der von der Canine Con­di­tion kuratierten Rei­he zum klas­sis­chen chi­ne­sis­chen Film, die im März im Arse­nal lief, kon­nte ich nur sehr wenig sehen; darunter immer­hin und zu meinem Glück Shen Nu (The God­dess, Wu Yong­gang, CN 1934), einen großen klas­sis­chen Stumm­film mit vie­len Großauf­nah­men von viel­sagen­den Gesichtern, der weniger exaltiert wirk­te als andere (nicht weniger großar­tige) Schang­hai-Filme dieser Jahre;

sehr ein­drück­lich auch, Ende März, nun wieder im Film­podi­um und in Begleitung ein­er Grup­pen­im­pro­vi­sa­tion vom ioicL’Atlantide (Jacques Fey­der, F 1921), der erste gen­uine Wüsten­film, der, in der Sahara gedreht, alle Tropen (Ver­loren­heit, Exotik, Hal­luz­i­na­tio­nen) dieses Qua­si-Gen­res in eine ver­wirrend kom­plexe und visuell berauschende Flash­back-Erzäh­lung bettet;

 

L’at­lantide

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Notizen zur Berlinale 2013 ALLES

KANN

Tian mi mi (Togeth­er, Hsu Chao-jen, TW 2012) [Forum] amüsan­ter Film mit (manch­mal weniger) sub­tilem Humor, der offen ist für unwahrschein­liche Beziehun­gen; beschwingt, unprä­ten­tiös & undumm.

Ergends in Ned­er­land (Lud­wig Berg­er, NL 1940) [Ret­ro­spek­tive]

Ein­mal eine große Dame sein (Ger­hard Lam­precht, D 1934) [Ret­ro­spek­tive]. In ihren filmis­chen Details ganz wun­der­bare Fil­mop­erette, die noch ein­mal den kleinen Laden­mäd­chen-Traum vom großen Geld&Adel-Glück insze­niert. Zwecks ungestörtem Genuss alle poli­tis­che Sen­si­bil­ität vor Betreten des Kinos bitte ablegen.

Car of Dreams (Gra­ham Cutts & Austin Melford, GB 1935) [Ret­ro­spek­tive]. Eine Art Remake des vorher genan­nten, aber tem­por­e­ich­er, witziger und weniger anrüchig.

M. (Joseph Losey, USA 1951) [Ret­ro­spek­tive]. Gutes, aber auch über­flüs­siges Remake von Langs Klas­sik­er. Weit­er­lesen

Notizen zur Berlinale 2012 ALLES

KANN

Kino to ashita no aida (Between Yes­ter­day and Tomor­row, Kawashima Yuzo, J 1954)
solides klas­sis­ches japanis­ches Stu­dioki­no zu Fra­gen von Tra­di­tion & Neuerung, Loy­al­ität & Inno­va­tion, Geld & Liebe

Okraina (Out­skirts, Boris Bar­net, SU 1933)
spielt zu Beginn und am Ende des 1. WKs in einem kleinen Prov­in­zort, vor allem rund um eine große Schus­terei und an der Front im Krieg mit den Deutschen; kreativ­er Ein­satz des tech­nisch noch sehr prim­i­tiv­en Sounddesigns

Zolo­toye oze­ro (Gold­en Lake, Vladimir Shnei­derov, SU 1935)
in jed­er Hin­sicht wilder Aben­teuer- und Expeditionsfilm

Cap­tive (Bril­lante Ma. Men­doza, GB/PHI/D/F 2012)
auf realen Gegeben­heit­en basieren­des Geisel­dra­ma: auf ein­er philip­pinis­chen Insel wird eine Gruppe Touris­ten & Entwick­lung­shelfer von Islamis­ten ent­führt; Men­doza filmt das erratisch, was stel­len­weise zu ein­er selt­samen, eige­nen Bild­schön­heit gerät (Aut­o­fokus, der vorne auf irgendwelche Seile scharf stellt, während hin­ten die Gruppe leicht unscharf bleibt), dann wieder fast unbe­holfen aussieht (als spiele die dig­i­tale Tech­nik den Bildern üble Stre­iche); immer wieder wer­den die Tiere des Dschun­gels gefilmt: Fle­d­er­mäuse, Ameisen, Ech­sen, Schlangen, die einen Vogel fan­gen — was das soll, bleibt fraglich; über­haupt wun­dert man sich, was der Film resp. sein Mach­er eigentlich will; let­ztlich ist das ein Real­is­mus der schlechteren Sorte: der nichts durch­dringt und nichts eröffnet Weit­er­lesen