Berlinale: US-Independent at its best

The Exploding GirlThe Explod­ing Girl von Bradley Rust Gray ist ein kine­matografis­ches Klein­od. Er braucht nur 79 Min. um die Geschichte der bei­den Col­lege-Stu­den­ten Ivy und Al zu erzählen, die ihren spring-break zuhause in New York ver­brin­gen. Die bei­den ken­nen sich schon seit Jahren und sind befre­un­det. Ob sich zwis­chen bei­den vielle­icht doch mehr entwick­elt, bleibt lange offen.

Beze­ich­nend für diesen wirk­lich sehr schö­nen US-Indie-Film ist die wun­der­bare Kam­er­aar­beit von Eric Lin. Auf HDCam gedreht nutzt Lin beina­he durchgängig das Tele-Objek­tiv und erzeugt so Ein­stel­lun­gen, in denen die Pro­tag­o­nis­ten gle­ichzeit­ig ganz nah und weit weg wirken. Vorne fahren Autos unscharf durchs Bild oder Pas­san­ten verdeck­en die Fig­uren. Die Bilder, der Sound­track und die lakonis­che aber genau Fig­uren­beobach­tung erzeu­gen ein ähn­lich­es Gefühl wie Old Joy, der let­ztes Jahr in (weni­gen) deutschen Kinos lief.

06.02. 19:30 — CineS­tar 8
07.02. 13:00 — Cubix 7
12.02. 16:30 — Delphi
14.02. 21.30 — Arse­nal 1
15.02. 15:30 — Cubix 8

Berlinale: Vier Stunden

Ai no mukidashiSono Sion ist in Japan bekan­nt für seine kon­tro­ver­sen Gedichte und extremen Filme. Mit Ai no muki­dashi (Love Expo­sure) hat er sich dies­mal selb­st übertrof­fen. Schon rein zeitlich gese­hen: 237 Minuten. Das schreckt erst mal ab. Schon weil man in der Zeit bes­timmt auch drei andere Filme sehen kön­nte. Gut, dass der erste Berli­nale-Tag noch ziem­lich ruhig anläuft, das Sitzfleisch noch frisch ist und ein kurz­er Blick ins Pro­grammheft so ziem­lich alles ver­spricht, was man von einem japanis­chen Film erwartet: Kindesmiss­brauch, Fetis­chis­mus, Sek­ten, Sünde und kurze Röcke.

Die Ver­sprechen wer­den einge­hal­ten — vor allem let­zteres bekommt sozusagen eine Haup­trol­le. Wer wis­sen möchte, welche und noch ca. 200 Minuten unver­plant hat (die let­zte halbe Stunde ist ziem­lich unnötig), hat hier die Chance:

06.02. 19:00 — Delphi
07.02. 09:30 — CineS­tar 8
08.02. 17:30 — Arse­nal 1
14.02. 20:00 — Cubix 9

Berlinale: zwei koreanische

Ab heute liefern wir hier Empfehlun­gen und Warn­hin­weise für all die Glück­lichen (und Unglück­lichen), die nicht irgend­wo anders in der Repub­lik wohnen (oder ger­ade in Berlin zu Besuch sind).

Begin­nen wir mit zwei sehr schö­nen kore­anis­chen Fil­men, die bei­de am Son­ntag zum ersten Mal gezeigt werden.

Treeless MountainTree­less Moun­tain von der Regis­seurin So Yong Kim ist was für Fre­undIn­nen kon­tem­pla­tiv­er Bilder. Es geht um zwei junge Mäd­chen, Jin und Bin, die von ihrer Mut­ter, die in die USA auf­bricht, um dort den Vater zu (be)suchen, zu ein­er Tante gebracht wer­den (vorüberge­hend ange­blich). Die Tante hat allerd­ings offen­bar wenig Lust, sich um die bei­den zu küm­mern, so dass sie einan­der über­lassen bleiben. Der Film ist kon­se­quent aus der Per­spek­tive der Mäd­chen erzählt; die Kam­era vol­lzieht ihre Erleb­niswelt phänom­e­nal mit.

Zu sehen am 8.2. um 14:15 im CineStar8, am 9. im Arse­nal 1 um 20:15, im Del­phi am 12. um 19:00 und im Colos­se­um 1 am 13. um 20:00 Uhr.

Meotjin haruEin sehr zu empfehlen­der Film ist Meotjin haru (My Dear Ene­my) von Lee Yoon-Ki, eben­falls aus Süd­ko­rea. Er erzählt lakonisch, amüsant, mit Liebe fürs Detail das Wieder­se­hen zwis­chen Hee-Su und ihrem Exfre­und Byung-Woon. Hee-Su möchte endlich die geliehenen 4000 (?) Dol­lar zurück­haben, Byung-Woon hat das Geld nicht, ver­spricht aber, es zu besor­gen. Er nimmt sie mit auf eine Fahrt durch Seoul, um bei ver­schiede­nen Leuten zu ver­suchen, Geld aufzutreiben. Das Ganze ist wun­der­bar geschrieben, gefilmt, gespielt. Der Sound­track ist auch sehr schön.

Läuft am 8.2. um 19:30 im CineS­tar 8, tags darauf um 22:30 im Cubix 9, im Del­phi am 11. um 14:00 und nochmal im CineS­tar 8 am 15. um 19:30.

Auf alle Fälle zu ver­mei­den ist Das Vater­spiel von Michael Glawog­ger. Miss­lunger kann ein Film eigentlich nicht sein. Für den soll­tet ihr die Karten nicht mal geschenkt nehmen und falls ihr sie schon gekauft habt: wegschmeißen.