Die Reise — Teil 1

12.01.2011
Nach der Bus­fahrt zum Pra­ia 15 herumgeir­rt, Umwege gemacht, durch ver­fal­l­ende, klas­sizis­tis­che Kolo­nial­fas­saden den durch­brechen­den Urwald fotografiert. Hil­f­los nach dem Weg gefragt. Schlussendlich alles gefun­den, spot­bil­lige Karten für die Fähre nach Niteroi gekauft, um in Niemey­ers Muse­um für zeit­genös­sis­che Kun­st zu gehen. In der Sonne ca. 38°C. Von gestern kein Kater mehr zu spüren, trotz des späten Ing­w­er-Cacha­cas in Lapa, einem riesi­gen, für europäis­che Ver­hält­nisse abso­lut unvorstell­bar het­ero­gen gefüll­ten Par­tyvier­tel. Erhe­blich­es Gen­tri­fizierungspo­ten­tial gese­hen, das bei der WM 2014 wohl oder übel geweckt wer­den wird. Als wir nach einigem sinnlosen Rumge­laufe und Ein­druck­ge­sam­mele noch ein let­ztes Bier tranken, ist mir erst der Straßen­festcharak­ter des Stadt­teils bewusst gewor­den. Auf dem Rück­weg zum Taxi, halb durch Cacha­ca, halb durch die ent­ge­gen wogen­den, knapp bek­lei­de­ten Leiber den tro­pis­chen Lebenssinn vielle­icht zum ersten Mal erahnt.

Ökologie

Mangroven statt Müll

Die größte Müllde­ponie Lateinamerikas nahe Rio de Janeiro wurde geschlossen. Sie soll durch ein mod­ernes Abfal­lver­ar­beitungszen­trum erset­zt wer­den. Für ehe­ma­lige Müll­samm­ler gibt es Sozialpläne.

Wer auf dem 50 Meter hohen Hügel in Jardim Gra­ma­cho ste­ht, an der Küste von Duque de Cax­i­as, der Nach­barstadt am nördlichen Rand von Rio de Janeiro, hat einen wun­der­baren Blick auf die malerische Gua­n­abara-Bucht. Einge­fasst von den Aus­läufern der Ser­ra do Mar, lässt sich im Süden, wenn das Wet­ter es erlaubt, sog­ar der Zuck­er­hut erken­nen. Sollte jemand trotz der atem­ber­auben­den Land­schaft unbe­dachter­weise atmen, wird er oder sie schnell merken, woraus der Hügel beste­ht. Auf 140 Hek­tar tür­men sich hier 60 Mil­lio­nen Ton­nen Müll, die in 34 Jahren ange­häuft wur­den. Nur mit einem löchri­gen Zaun begren­zt, erstreckt sich das Gelände bis an die Küste. Die giftige Gülle fließt ungek­lärt in die Bucht und hin­ter­lässt einen dun­klen, kilo­me­ter­lan­gen Film im Wass­er. Es stinkt zum Himmel.

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Brasiliens Militärdiktatur

Vergangenheitsbewältigung light

In Brasilien soll eine Wahrheit­skom­mis­sion während der Dik­tatur began­gene Men­schen­rechtsver­let­zun­gen aufklären.

Dilma Rousseff vor dem MilitärgerichtSichtlich gerührt verkün­dete die brasil­ian­is­che Präsi­dentin Dil­ma Rouss­eff am Mittwoch ver­gan­gener Woche, die brasil­ian­is­che Wahrheit­skom­mis­sion sei nun­mehr ein­gerichtet. Mit der Auf­gabe, die Ver­brechen während der von 1964 bis 1985 dauern­den Mil­itärdik­tatur zu unter­suchen, wur­den sieben Kom­mis­sion­s­mit­glieder betraut. Neben Intellek­tuellen, ehe­ma­li­gen Regierungsmit­gliedern und einem Ver­fas­sungsrichter gehören dem Gremi­um auch eine Psy­cho­an­a­lytik­erin sowie Rosa Maria Car­doso da Cun­ha, Rouss­effs Anwältin während der Dik­tatur, an. Vor allem let­ztere ist wegen der Vorgeschichte der Präsi­dentin umstrit­ten. Weit­er­lesen

Código Florestal

Wer braucht schon Wälder? [Update]

Brasiliens Par­la­ment hat ein neues Waldge­setz ver­ab­schiedet. Die Agrar­lob­by siegt. Kri­tik­er befürcht­en, dass die Abholzung des Regen­waldes legal­isiert wird.

Brasiliens Agrarindus­trie hat sich wieder ein­mal durchge­set­zt und ihre Macht dabei nicht nur der Präsi­dentin Dil­ma Rouss­eff unmissver­ständlich vor Augen geführt. Umwel­tor­gan­i­sa­tio­nen und klein­bäuer­liche Land­wirtschaftsver­bände, Wis­senschaft­lerin­nen und Wis­senschaftler, ein­fache Abge­ord­nete und sog­ar zwei ehe­ma­lige Umwelt­min­is­ter hat­ten über Jahre hin­weg gegen die Reform des Waldge­set­zes gekämpft. Unter dem Namen Obser­vatório do Cli­ma hat­ten sich son­st konkur­ri­erende NGO zusam­mengeschlossen und die Kam­pagne »SOS Flo­res­ta« (»SOS Wald«) ins Leben gerufen. Schließlich kon­nten sie sog­ar vier Fün­f­tel der brasil­ian­is­chen Bevölkerung von ihrem Ziel überzeu­gen. Genutzt hat es wenig. Am Mittwoch ver­gan­gener Woche nahm das neue Waldge­setz, der Códi­go Flo­re­stal, seine let­zte par­la­men­tarische Hürde. Sollte Rouss­eff nicht noch ihr Veto ein­le­gen, sind de fac­to bis zu 85 Mil­lio­nen Hek­tar Wald zur Rodung frei gegeben.

Abgeholzter Amazonas

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#Occupy Rio

Rio de Janeiro ist besetzt!

Occu­py jet­zt auch in Rio! Mehr unter: #Ocu­paRio

Fotos vom 29.10.2011 © Prin­cip­i­en (CC BY-NC-SA)