Abbas Kiarostami gestorben

Sel­ten war ich so schock­iert von der Todesnachricht eines mir teuren Regis­seurs wie ger­ade eben jet­zt. Für mich ein­er der besten Filmemach­er der let­zten 40 Jahre. (Auch wenn ich seine let­zten bei­den Werke weniger mochte.)

Wir ver­danken ihm einige Höhep­unk­te der jün­geren Filmgeschichte wie

Khane-ye doust kod­jast? (Where is the Friend’s House?, IRAN 1987)
Nema-ye Nazdik (Close-Up, IRAN 1990)
Zire darakhatan zey­ton (Through the Olive Trees, IRAN 1994).

Aber viele andere, ältere wie auch jün­gere Filme von ihm sind auch ganz toll.

Bilanz 2013 Lieblingsplatten

With a lot of help from my friends: Spex und Intro lese ich kaum noch und auch byte.fm, das mich im let­zten Jahr gut auf dem Laufend­en hielt, hat­te ich heuer sel­tener an — war also beson­ders auf Tipps des aufmerk­samen Fre­un­deskreis­es angewiesen.

1. Meine Lieblingsplat­te “We Are the 21st Cen­tu­ry Ambas­sadors of Peace & Mag­ic” von Foxy­gen hätte ich zum Beispiel nie ohne David ent­deckt. Das ist Neo-Retro, über die Ironie soweit hin­aus, das man es wahrschein­lich als post-iro­nisch beze­ich­nen kann: Die Geste des Augen­zwinkerns oder der tongue in cheek wird so ern­sthaft vor­ge­tra­gen, das sie sich selb­st tran­szendiert. Vor allem ist das aber unglaublich musikalisch, mit mehreren Tem­powech­seln, reich arrang­iert, anspielungsre­ichen Tex­ten und Melo­di­en. Und der Sänger klingt wie eine Mis­chung aus Mick Jag­ger und Jarvis Cocker.

2. Julia Holters “Loud City Song” ist erst vor kurzem dank MMW bei mir gelandet. “Horns Sur­round­ing Me” habe ich seit­dem 80 mal gehört. Aber auch und ger­ade die ruhigeren Stücke sind sehr schön.

3. “Over­grown Path” von Chris Cohen habe ich eher zufäl­lig im Plat­ten­laden ent­deckt. An manchen Stellen ähnelt das der Foxy­gen-Plat­te, aber hier kann von Ironie eigentlich gar keine Rede mehr sein. Eher als das Retro-Attrib­ut ist man  geneigt die abge­grif­f­ene Formel der Zeit­losigkeit zu bemühen.  Weit­er­lesen

Bilanz 2013: Liebste im Kino gesehene Filme Ältere

In der Rei­hen­folge ihrer Sich­tung durchs Jahr hin­durch: die mir lieb­sten älteren Filme, die ich im zu Ende gehen­den Jahr & im Kinosaal sehen durfte.

Im Jan­u­ar im Berlin­er Arse­nal den wun­der­bar komis­chen U samogo sinego morya (By the Bluest of Seas, Boris Bar­net, SU 1936);

im Rah­men der dem japanis­chen Regis­seur Keisuke Kinoshi­ta gewid­me­ten Forum-Mini-Retror­spek­tive während der Berli­nale Kanko no machi (Jubi­la­tion Street, J 1944), der während des 2. Weltkriegs spielt, aber bis auf eine kurze Coda gän­zlich unpro­pa­gan­dis­tisch, son­dern wie ein sehr zärtlich­es shomin-geki daher kommt, das jede Fig­ur des Ensem­bles vor­sichtig und mit Anmut umarmt;

Max Ophüls Liebelei (D 1933), der mir nicht aus dem Kopf gegan­gen ist, seit ich ihn im Feb­ru­ar im Zürcher Film­podi­um sah;

von der von der Canine Con­di­tion kuratierten Rei­he zum klas­sis­chen chi­ne­sis­chen Film, die im März im Arse­nal lief, kon­nte ich nur sehr wenig sehen; darunter immer­hin und zu meinem Glück Shen Nu (The God­dess, Wu Yong­gang, CN 1934), einen großen klas­sis­chen Stumm­film mit vie­len Großauf­nah­men von viel­sagen­den Gesichtern, der weniger exaltiert wirk­te als andere (nicht weniger großar­tige) Schang­hai-Filme dieser Jahre;

sehr ein­drück­lich auch, Ende März, nun wieder im Film­podi­um und in Begleitung ein­er Grup­pen­im­pro­vi­sa­tion vom ioicL’Atlantide (Jacques Fey­der, F 1921), der erste gen­uine Wüsten­film, der, in der Sahara gedreht, alle Tropen (Ver­loren­heit, Exotik, Hal­luz­i­na­tio­nen) dieses Qua­si-Gen­res in eine ver­wirrend kom­plexe und visuell berauschende Flash­back-Erzäh­lung bettet;

 

L’at­lantide

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In memoriam Tim Stüttgen For a Friend

young tim stüttgen

Ich ver­danke Tim viel. Vieles habe ich durch ihn ken­nen­gel­ernt. In seinem Kellerz­im­mer, in dem so manche Ini­ti­a­tion in ver­gan­gene Avant­garde-Höhep­unk­te stat­tfand, habe ich mit 18 die ersten Free­jaz­zplat­ten gehört, die ersten Diskus­sio­nen über die Beat­niks geführt und die ersten Filme von Tarkowskij, Godard und Cas­savetes gese­hen. Ich erin­nere mich daran, dass wir Jarmusch’s Per­ma­nent Vaca­tion in einem der­maßen vernebel­ten Zus­tand guck­ten, dass ich von dem Film am näch­sten Tag buch­stäblich nichts mehr wusste.

Ken­nen­gel­ernt habe ich Tim 1997 als bis zur Ver­aus­gabung viel­seit­ig inter­essierten und großzügi­gen Men­schen, was gepaart mit gewis­sen (ego-)manischen Zügen eine sehr eigen­tüm­liche Mis­chung ergab. Seine Plat­ten, Büch­er, Videokas­set­ten waren in der rhein­ländis­chen Kle­in­stadt zwis­chen Düs­sel­dorf und Köln, in der wir bei­de aufgewach­sen sind, über einen großen Fre­un­deskreis ver­streut. Mit einem dieser Fre­unde, der von Tims Freige­bigkeit unge­niert Gebrauch machte, habe ich Duzende sein­er Plat­ten gehört. Viele klan­gen fremd und großar­tig und berauschend. Ich denke etwa an die LP Reformhölle der (zu unrecht ver­hält­nis­mäßig unbekan­nten) Ham­burg­er Schule-Band Cpt. Kirk & ., die Tim mir einige Jahre später schenk­te (nach­dem ich sie in ver­schiede­nen Plat­ten­lä­den verge­blich gesucht hat­te, wir also bei­de wussten, dass sie recht rar war). Weit­er­lesen