Nachdem wir uns letztens erst gefreut haben, dass sich jemand netterweise des depublizierten ((Depublizieren: Zwangslöschen von öffentlich-rechtlichen Online-Material, das mit dem 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag vereinbart wurde (PDF).)) Tagesschau-Archivs angenommen hat, musste ich gerade mit Schrecken feststellen, dass depub.org schon nicht mehr zu erreichen ist. Heise spekuliert im Moment noch über die Ursache. Ob DNS-Probleme die Ursache waren, die Seite gesperrt bzw. gekapert wurde oder dort schlicht jemand seine Rechnung nicht bezahlt hat, wissen selbst die Macher anscheinend nicht so genau. Eventuell hat aber auch der Provider iPower gemerkt, dass ein paar Angaben der Macher nicht ganz gestimmt haben. Darauf deutet zumindest der DNS-Status hin.
Status:CLIENT TRANSFER PROHIBITED
Status:CLIENT UPDATE PROHIBITED
Status:TRANSFER PROHIBITED
Immerhin, über Twitter verspricht @depub nun dass innerhalb der nächsten Woche alles wieder funktionieren sollte. Vorläufig lässt sich Depubliziertes über die IP-Adresse erreichen: 200.74.245.87
Vielleicht sollten sich die öffentlich-rechtlichen Depublizierer doch mal überlegen, einfach mit dem Löschen aufzuhören. Was soll denn schon passieren? Aber diese Frage hatten wir ja schon…
Zapp hat sich mal wieder um seine nerdige Zuschauerschaft verdient gemacht und einen zwar schon seit Monaten zubeobachtenden aber so leider noch nicht so mediengerecht aufbereitete Medien-Skandal einem größeren Publikum bekannt gemacht. Siehe selbst:
http://www.youtube.com/watch?v=OyZW1utHfgs
Und was ich mich jetzt bei der ganzen Geschichte frage: Was wäre eigentlich, wenn die Öffentlich-Rechtlichen sich weigerten, zu depublizieren? Was sind da die Sanktionsmechanismen? Gibt es überhaupt welche? Unweigerlich würde sich ja auch die Frage stellen, wer denn letztlich sanktioniert werden müsste. Schickt die vereinigte Verlegerschaft dann die Staatsanwaltschaft in die Konferenz der Ministerpräsidenten und verhaftet die Schurken? Oder werden die GEZ-finanzierten Server einfach beschlagnahmt und die Festplatten mit Kochrezepten, Flash-Games und Pop-Up-Ads überschrieben? Kann mir das mal jemand sagen!
Update: Alternativ zur Depublikationsverweigerung bietet sich auch das Leaken kompletter Datenbank-Dumps auf depub.org an. (Das war mir ganz entgangen…) Dort lässt sich mittlerweile das gesamte tagesschau.de-Archiv von 1999 bis 2010 frei durchsuchen. Unter mysteriösen Umständen war das vorher als XML-Dump bei Piratebay aufgetaucht — größere Datenmengen nimmt das Projekt Depubliziertes aber auch gerne direkt entgegen… (via)