Harry Rowohlt (1945–2015) Lieber tot

Lieber hänge ich tot über einem Zaun im Koso­vo, als dass ich auch nur eine Sekunde die Grü­nen unterstütze.

(Har­ry Rowohlt, beken­nen­der Kom­mu­nist, 2005 auf die Frage, ob er die grüne Partei im Wahlkampf unter­stützen wolle)

PLinks 33/11

Konservative

Ich beginne zu glauben, dass die Linke recht hat“ kon­nten wir dieser Tage aus­gerech­net in der Frank­furter All­ge­meinen Zeitung lesen. Her­aus­ge­ber Frank Schirrma­ch­er geht in dem Text mit den Kon­ser­v­a­tiv­en dieser Welt hart ins Gericht und stellt die Frage, ob die CDU noch ein bürg­er­lich­er Agen­daset­ter sei oder ob sie das Bürg­er­tum als seinen Wirt nur noch par­a­sitär beset­zt, aus­saugt und entkräftet.

Wir stellen uns der­weil die Frage, ob Frank Schirrma­ch­er diesen Sinneswan­del gar eigen­ständig und selb­st vol­l­zo­gen hat, ist er doch all die Jahre und durch die jüng­ste Finanzkrise hin­durch immer auf der Seite des Freien Mark­tes gewe­sen – was an dieser Stelle ein­fach mal mit Rechts gle­ichge­set­zt wird.

Hat er natür­lich nicht! Der FAZ-Autor ist aber so ehrlich – und dafür bedanken wir uns recht her­zlich – auf den Urhe­ber des Gedankens zu ver­weisen (wen­ngle­ich auch ohne Link), der ein­gangs zitiert wurde: auf Charles Moore. Seines Zeichens Mar­garet Thatch­ers Bio­graph und kon­ser­v­a­tiv­er Vor­denker des eben­falls kon­ser­v­a­tiv­en britis­chen Tele­graph, der vor über 30 Jahren gemein­sam mit Rupert Mur­dochs Sun die Über­ma­cht des Labour-höri­gen Dai­ly Mir­ror stoppte und die Eis­erne Lady ins Amt holte. Es ver­wun­dert dann auch nicht, wenn Charles Moore seinen Artikel mit den Worten schließt:

One must always pray that con­ser­vatism will be saved, as has so often been the case in the past, by the stu­pid­i­ty of the Left.

Recht hat er: In dieser Hin­sicht ist auf die Linke noch immer Ver­lass gewesen.

Wom­it wir auch schon wieder in Deutsch­land wären. Auch hierzu­lande dez­imiert sich die ursprünglich ein­mal-kon­ser­v­a­tive Partei — von der CDU ist die Rede — zur Zeit selb­st. Sosehr, dass sich ihr Haus­blatt Die Welt schon Sor­gen um ihren Heimatvere­in machen muss. Und um ihren Nach­wuchs ist man gewil­lt hinzufü­gen. So gese­hen hat Chris­t­ian von Boet­tich­ers über Face­book arrang­iert­er und dann grandios gescheit­ert­er Ver­such ein­er Ver­jüngerungskur im Selb­s­t­ex­per­i­ment schon etwas von ein­er bürg­er­lichen Verzwei­flung­stat. Da hil­ft es auch nicht, dass Simone Schmol­lack in der tageszeitung dem ver­liebten Poli­tik­er beis­pringt und ihre Leser fragt: „Warum regen sich eigentlich alle so auf?“, und hinzufügt: „Das ist rechtlich unbe­den­klich.“ Auf diese Art Nach­wuchs verzichtet die Union dann trotz­dem gerne, auf die argu­men­ta­tive Unter­stützung der ach so lib­ertären taz sowieso.

Doch ganz ehrlich: Wer braucht heutzu­tage noch die CDU? Wie wir wis­sen: Für kon­ser­v­a­tive Werte sind neuerd­ings sowieso die Grü­nen zuständig. Win­fried Kretschmann lässt grüßen.

Fiktiver Diskurs Ein Gespräch über die Daseinsberechtigung der Grünen

Fol­gende Mitschrift ein­er geheimen Unterre­dung des Führungs­du­os der Partei “Die Grü­nen” wurde uns zuge­spielt. (Wahrschein­lich von einem unerkan­nt bleiben wol­len­den Fun­di der Parteiba­sis.) Wir wollen den Leak unseren geneigten Lesern natür­lich nicht voren­thal­ten und veröf­fentlichen das Doku­ment daher ungeprüft und ungekürzt.

R.: Du Jür­gen, ich glaub, wir müssen reden.

J.: Ach ja Renate? Ich dachte, das hät­ten wir geklärt.

R.: Doch das nicht. Es geht um die Partei.

J.: Ach so, ja was denn?

R.: Unsere Daseins­berech­ti­gung ist weg. Weit­er­lesen

Nicht in Deutschland, nicht in deutscher Sprache und nicht für Deutsche.”

Das sind nach koehn­topp die einzi­gen logis­chen Kon­se­quen­zen aus dem Jugendme­di­en­schutzs­taatsver­trag — JMStV —, der Ende des Jahres in Kraft treten soll und alle Inter­net­seit­en — auch blogs — dazu verpflichtet, ihre Inhalte zu indizieren. Ein kleines Beben geht durch die Blo­gosphäre. Koehn­topp ist nicht der einzige, der die Schließung seines blogs ankündigt. Vlzog will am 31. Dezem­ber dicht­machen. Und der Schock­wellen­re­it­er kündigt die Ver­legung ins Aus­land und die Anonymisierung an (und wurde dafür gle­ich mal bei SpOn gefeatured!).

Alle Parteien in NRW scheinen dem neuen Geset­ztes-Unsinn zus­tim­men zu wollen. Die NRW-Grü­nen haben sich jet­zt jedoch entsch­ieden, mit der SPD Gespräche über eine Nichtzus­tim­mung zu führen. Wir sind ges­pan­nt, wie es weitergeht.

(Weit­ere Infor­ma­tio­nen bei net­zpoli­tik.)