Erinnert sich noch jemand an Napster? Oder an eDonkey? Diese Zeit, als man die freigegebenen Ordner wildfremder Menschen auf der ganzen Welt nach unbekannter Musik durchsuchen konnte? Man könnte fast nostalgisch werden, wenn man an heutige nahezu anonyme Riesentorrents denkt. In den Pirate Bay-Top100 machen aktuelle Alben gerade einmal zehn Prozent aus, und auch global ist der Audiotausch illegaler Natur via P2P-Netzwerke in den letzten Jahren zugunsten der Videonachfrage abgesunken, wenn man der von NBC in Auftrag gegebenen Studie der Firma Envisional glauben darf.
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Als letzte Woche gemeldet wurde, dass die Popkomm in diesem Jahr ausfallen würde, wird das nicht viele überrascht haben. Die Musikmesse war musikalisch schon tot, bevor sie 2004 von Köln nach Berlin umgezogen ist. Seit Katja Bittner die Leitung übernommen hat, steht vor allem der wirtschaftliche Aspekt im Vordergrund. Kultur oder Kunst gar sind zur Nebensache verkommen. Auch die vollmundige Ankündigung eines neuen Veranstaltungsorts konnte keine neuen Aussteller hinter ihren Öfen hervorlocken bzw. sie über die Sinn-Krise der Popkomm hinwegtäuschen. Dieter Gorny wäre aber nicht Dieter Gorny, würde er nicht in völliger Verkennung der Tatsachen, wieder einmal gegen das böse Internet wettern. Und Die Welt wäre nicht Die Welt, wenn sie die “Argumente” nicht ungeprüft übernehmen würde.
“Die digitale Krise schlägt voll auf die Musikwirtschaft durch. Viele Unternehmen können es sich wegen des Diebstahls im Internet nicht mehr leisten, an der Popkomm teilzunehmen. Die Großen können das noch wegstecken, die Kleinen aber nicht — und die sind mit 95 Prozent auf der Popkomm in der Mehrzahl.“
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