Beisereflexe — Verlässlich und vorhersehbar

Ach Marc, auf dich ist Ver­lass. Auch nach den übel­sten Ver­w­er­fun­gen der Weltwirtschaft singst du immer noch unbeir­rt das Hohe­lied des freien Marktes.

Noch gibt es rel­a­tiv viele Men­schen, die anpack­en wollen — wenn der Staat sie denn lässt und ihnen nicht mehr als die Hälfte des Einkom­mens über Steuern und Abgaben nimmt.

Genau. Schließlich zahlen ganz viele Men­schen hierzu­lande den Spitzen­s­teuer­satz. Und das geht nicht, schreib­st du. Das geht ein­fach nicht! Denn

nicht der Staat, son­dern Bürg­er und Unternehmen wis­sen am besten, was sie mit Geld anfangen.

Eben! Soll doch jed­er seine Mül­lab­fuhr sel­ber organ­isieren und die Kinder von ein­er bil­li­gen, rus­sis­chen Diplom-Physik­ern zuhause unter­richt­en lassen. Am besten wis­sen natür­lich die Banken, was man mit Geld so alles machen kann. Da bist du ganz bei Slo­ter­dijk, der ja auch schon seit Wochen von Leis­tungseliten und Steuer­frei­willigkeit faselt, und dabei ohne Empirie auskommt. Als Pro­fes­sor oder Ressortchef ist man darauf wohl nicht mehr angewiesen. Aber Beise, so ganz durch­dacht wirkt dein Pam­phlet der Steuerg­erechigkeit für Bestver­di­enende ja nicht, da steckt ein­fach noch zu viel Argu­men­ta­tion drin. Weit­er­lesen

Schwarz(gelb)malen für Anfänger

Möllemann hätte sich gefreut

Mölle­mann hätte sich gefreut

Jet­zt wird durchregiert. Alles wird anders schlim­mer. Wir haben mal gesam­melt, was alles wie schlimm:

das Streben jedes Einzel­nen nach Glück auch für die Gesamtheit die besten Ergeb­nisse gewährleis­tet, [und] jed­er Men­sch in erlebter Frei­heit seine Chan­cen erkun­den und daraus eigen­ver­ant­wortlich seine Werte find­en und sein Glück schmieden kann.

Jed­er also wieder seines eige­nen Glück­es Schmied. Wun­der­bar. Ver­ab­schieden dür­fen wir uns auch von dem ganzen anderen sozialen Quatsch:

Haben wir etwas vergessen? Ach ja. De nu min­nista for extier­iör: Weit­er­lesen

Wer wählt, wählt verkehrt — FDP

Wer wählt eigentlich FDP? Gut, die FDP ist eine Klien­tel­partei, da dürfte es wohl auch Wäh­lerk­lien­tel geben. Wenn aber die FDP Poli­tik für 2% der Bevölkerung macht, wieso kommt sie dann in Umfra­gen auf 14%? Da die FDP noch deut­lich monothe­ma­tis­ch­er (Steuern runter!) aus­gerichtet ist, als bspw. die Piraten­partei, kommt der Zus­pruch also auch von Wäh­lern, die von ein­er FDP-Steuerpoli­tikdog­matik über­haupt nicht prof­i­tieren. Wie der Spiegelfechter (von dem btw. auch die Gui­do-Mon­tage ist)schreibt:

Die großen Gewin­ner des FDP-Mod­ells sind die Einkom­mensgrup­pen von 175.000 bis 2.500.000 Euro im Jahr – all diese „Spitzen­ver­di­ener“ zahlen durch das FDP-Mod­ell selb­st als Sin­gle-Haushalt mehr als 4 Prozen­punk­te weniger Einkommenssteuern.”

Selb­st wenn diese Gruppe der Spitzen­ver­di­ener geschlossen zur Wahl geht, und ihr Kreuz bei der FDP machen, dürfte sie an der 5%-Hürde scheit­ern. Es muss also noch andere Gründe geben. Bürg­er­rechte kön­nen es auch nicht sein, denn die wer­den, sobald eine Regierungs­beteili­gung winkt, mit schnöder Regelmäßigkeit über Bord gewor­fen. Nicht von unge­fähr war es ein lib­eraler Innen­min­is­ter, der in NRW als erstem Bun­des­land ever die heim­liche Online-Durch­suchung ins Ver­fas­sungss­chutzge­setz hat schreiben lassen, welch­es keine 2 Jahre später vom BVer­fG kassiert wurde. Ganz aktuell hat die Sach­sen-FDP mehr Überwachung im Koali­tionsver­trag gebil­ligt. Weit­er­lesen

Keine Arbeit lohnt sich — ich schwöre!

Sil­vana Koch-Mehrin (SKM) ist die Spitzenkan­di­tatin im Europawahlkampf der FDP. Es ist also von der Partei die Rede, die in diesem Jahr als einzige Partei offiziell ((Wahl-O-Mat-Frage 28: ” Der Kündi­gungss­chutz in den EU-Mit­gliedsstaat­en soll gelock­ert wer­den.”)) für den Abbau der Arbeit­nehmer­rechte und speziell des Kündi­gungss­chutzes ist und für die SKM mit dem Slo­gan wirbt: “Arbeit muss sich wieder lohnen.”

Unan­genehmer­weise (für die FDP) ist jet­zt her­aus­gekom­men, dass sich für SKM die Arbeit im Europäis­chen Par­la­ment (EP) beson­ders lohnt. Das EP gibt näm­lich an, sie habe nur 62 Prozent der Sitzun­gen der ver­gan­genen Leg­is­laturpe­ri­ode besucht. Wenn man bedenkt, dass ein kom­plettes EU-Arbeit­s­jahr nur 95 Tage beträgt, hat die junge Frau also ger­ade ein­mal 59 Tage pro Jahr gear­beit­et. Da hat sich Arbeit doch mal gelohnt! Vor allem, wenn man dann noch bedenkt, dass die 62 Prozent auch nur zus­tandeka­men, weil die Zeit, in der SKM im Mut­ter­schutz war, kom­plett als anwe­send gew­ertet wur­den, anson­sten wären es sog­ar unter 45 Prozent gewe­sen. Der Kol­lege Daniel Cas­pary von der CDU twit­tert sog­ar, dass es gar nur 38 Prozent gewe­sen seien. Dass sie in dem fünf Jahren ger­ade ein­mal 22 Mal abges­timmt hat, sei nur der Voll­ständigkeit erwähnt.

Soweit, so gut — und, wie ich finde, auch gar nicht so schlimm. Hätte die FDP-Frau nicht geklagt und zudem eine eidesstat­tliche Erk­lärung abgeliefert, in der sie behauptet, 75 Prozent der Sitzun­gen besucht zu haben. Weit­er­lesen