Vous étiez un héros de mes études de cinéma. Vos premiers films sont probablement l'une des raisons pour lesquelles je suis parti en France à l'époque. Je ne l'ai jamais regretté, au contraire : J'en suis reconnaissant. Même si je n'avais plus tout à fait compris vos films des dernières décennies, je les ai tous vus et je me suis senti compris - du moins dans un sentiment que le cinéma peut et doit être politique, toujours. Je chérirai votre œuvre. Merci.
Berlinale ’11 — Entpfehlungen
Was ist eigentlich das Gegenteil einer Empfehlung? Eine De- oder Entpfehlung? Wie auch immer, dringend abraten würde ich von dem Besuch folgender Filme:
Sala samobójców (Suicide Room), einem polnischen Film, dessen Regisseur ich den Gefallen tun möchte, ihn ungenannt zu lassen. Eine fürchterlich Coming-of-Age-Geschichte mit einer stupiden Internetfeindlichkeit und einem suizidalen Second-Life als furchtbarstem Gimmick. Go away, stop filmmaking! (Läuft übrigens im Panorama, wo sonst…)
E‑Love (Anne Villacèque, F 2011), eine stellenweise immerhin ganz amüsante, aber insgesamt wirklich sehr verzichtbare Bobo-Komödie über eine fast 50jährige Universitätslehrerin, die, nachdem sie von ihrem Mann verlassen wurde, mit Internet-Dating beginnt. Ganz brav ist das letztlich, nur stellenweise schimmern matt rassistische Stereotype durch die Oberfläche der bürgerlichen Filmfassade. (Forum) Weiterlesen
Street Angel (Engel der Straße), 1928
Das Filmforum im Museum Ludwig zeigte am letzten Donnerstag im Rahmen des langen Donnerstags den Stummfilm Street Angel von Frank Borzage aus dem Jahre 1928. Frank Borzage ist seither etwas in Vergessenheit geraten — im Unterschied zu Murnau, der zu der Zeit ebenso wie Borzage bei Fox beschäftigt war und für seinen Film Sunrise (Murnaus erster in den USA gedrehter Spielfilm) auch auf dieselbe Hauptdarstellerin zurückgriff: Janet Gaynor. Diese gewann dann auch 1929 den ersten Oscar für die weibliche Hauptrolle — und zwar für diese beiden Filme und Seventh Heaven (Borzage, 1927) zusammen (!).
Der Film war Teil der von Daniel Kothenschulte kuratierten Filmreihe „Das Kino der Bohème: Künstlertum und alternative Lebenswelt im Film seit 1898“ und macht Lust auf mehr: Nach einer kurzatmig-eloquenten Einführung durch Kothenschulte wurden die Zuschauer von der unaufdringlich-gefühlvollen Livemusik von Ute Völker (Akkordeon) und Angelika Sheridan (Flöte) durch einen charmanten Film mit überzeugenden Darstellern begleitet. Weiterlesen
Filmgeschichte (I)
Nowhere to Go (Seth Holt, GB 1958)
Ein später Film Noir, gegen Ende der klassischen Phase dieses Genres gedreht – im gleichen Jahr wie Orson Welles Touch of Evil. Der Film beginnt sehr stark mit einer Ausbruchssequenz, deren Spannung sich aus den Einstellungen ergibt – Point of Views, Totalen von langen Gängen, durch die der Ausbruchshelfer läuft – und dem Sound Design – die Lautlosigkeit der Schritte, die wenigen aktzentuierten Geräusche, dann der plötzliche Alarm, der schließlich in einen Jazz-Score übergeht. Diese erste Sequenz verspricht jedoch mehr, als der Film insgesamt halten kann. In der untergemieteten Fluchtwohnung in der Badewanne liegend erinnert der Ausbrecher (Paul Gregory gespielt von George Nader) sich an den Coup, der ihn in den Knast gebracht und gleichzeitig virtuell reich gemacht hat. Eine feine Betrugsgeschichte, bei der er eine ältere amerikanische Dame um die wertvolle Münzsammlung ihres verstorbenen Ehemanns erleichtert. Schwächer wird Nowhere to Go wenn er — zurück in der filmischen Jetztzeit — das titelgebende Thema entfaltet. Plötzlich beginnt sein Komplize ihm zu misstrauen (schöne Noir-typische Jalousie-Einstellung) und wird von Paul versehentlich getötet. Auch andere Bekannte aus der Gangsterwelt halten Abstand zu ihm. Die finale Flucht ins Nirgendwo des walisischen Landes, bei der sich der Protagonist der Sympathie und Liebe einer zufälligen weiblichen Bekanntschaft bedient, endet schließlich tödlich.
Gegen Ende des Films gibt es eine Szene, die immerhin unter narrationstheoretischen Gesichtspunkten interessant ist. Der Film ändert in einer entscheidenden Szene den dominanten Fokalisierungsmodus, der bis dato an die Perspektive des Protagonisten gebunden ist, und zeigt ein Verhör zwischen der Fluchthelferin und einem Kommissar, der Paul auf der Spur ist. Bis hierhin, zumindest seit dem Flashback, waren die Zuschauer immer genau auf dem Kenntnisstand der Hauptfigur. Jetzt aber erfahren wir plötzlich mehr als Paul, der die Szene nur aus der Ferne beobachten kann – und eben aufgrund seines mangelnden Wissens – fehlinterpretiert. Nämlich als Verrat, während sich die Fluchthelferin eigentlich, wie wir wissen, standhaft weigert, mit der Polizei zu kooperieren. Pauls fatales Ende entpuppt sich so als Ergebnis eines Mangels an Information, den der Film nur über das Mittel einer Alteration der Fokalisierung zu erzählen weiß.
Der Räuber
Gestern abend habe ich nun endlich auch Der Räuber (Benjamin Heisenberg, D 2010) gesehen, der im Berlinale-Wettbewerb lief und den ich dort verpasst hatte.
Er ist ganz großartig. Nicht makellos — er hat Schwächen, wo die meisten Berliner-Schule-Filme Schwächen haben: bei den Dialogen — aber doch großartig. Die Kameraarbeit von Reinhold Vorschneider scheint mir hier noch brillanter als bei Angela Schanelecs Orlyund Thomas Arslans Im Schatten (die beide auch sehr schön sind), weil er hier weniger formstreng zu Werke gehen durfte. Sie funktioniert besonders in Zusammenhang mit der Mise en scène, z.B. der Figurenanordnung und ‑choreografie. Oft kommt es zu Rückenansichten, zu Verdeckungen, also Einschränkungen der Sichtbarkeit. Gleichzeitig bleiben die Einstellungen aber funktional integriert. Das ist keine artistische Angeberei, keine ornamentale Verschnörkelung, sondern macht narrativ Sinn. Was den Film überhaupt auszeichnet: Er funktioniert wunderbar einfach als packende Geschichte. Weiterlesen