Australian Poetry

John Forbes gilt als wichtig­ster Vertreter der zeit­genös­sis­chen Poe­sie Aus­traliens (falls man das sagen kann von jemand, der seit 12 Jahren tot ist). Hier eins mein­er Lieblings­gedichte von ihm. Andere und mehr Infor­ma­tio­nen gibt’s hier.

Ode to Karl Marx

Old father of the hor­ri­ble bride whose
wed­ding cake has final­ly col­lapsed, you

spoke the truth that doesn’t set us free—
it’s like a lever made of words no one’s

learnt to oper­ate. So the machine it once
con­nect­ed to just accel­er­ates & each new

rap dance video’s a per­fect image of this,
bod­ies going faster and faster, still dancing

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Lyrischer Adventskalender 24 — Wenzel

IM SCHLAF BEISST DU den tag fest
auf die zähne und mahlst die nächte
zu je einzel­nen sekun­den die im ticken
des weck­ers im knack­en des kiefers

ver­wit­tern während du noch kaust ohne
zu schluck­en und noch nächt­ens nagst an
aller­lei gestrigem: an die knochen gehende
geschicht­en von vater von mut­ter vom rande

knack­en die kiefern und nehmen den schlaf
auseinan­der das holz von dem es heißt
es arbeite nachts während du dich drehst
gibt das bett etwas nach im knirschen

reib­st du den schmelz von den träumen
und du erwachst im mund noch
einen beigeschmack von holz: von kiefer

(Christoph Wen­zel, 2009)

Lyrischer Adventskalender 23 — Kehle

Nichts weiß ich vom

Groß­vater Scharfschütze
sei er im Krieg gewesen

Ein­mal zeigte er auf
einen Hauben­tauch­er im Zoo
und sagte Peng

Hin­ter­lassen hat er
ein Spanholzschächtelchen

darin einen Faden­zäh­ler und
ein winziges Stück Gold

eingewick­elt in ein
Straf­man­dat (Leipzig 1947)

(Matthias Kehle, 2008)

Lyrischer Adventskalender 22 — Cotten

Ingeniös, begriffen

Ist alles kalt und brüchig.
Alles ist längst verstanden.
Die Luft beste­ht aus Kanten,
Win­ter aus seinen Rändern.

Wir sitzen in Gewändern,
wir sitzen gegenüber,
ich spiele mit Streichhölzern,
Bierdeck­eln und Papieren.

Das Spiel mit deinen Augen
habe ich fall­en lassen.
Der Win­ter wird nur kälter
wenn man noch weiß, was warm ist.
Wenns kein Ver­gle­ichen gibt
veren­det man im Erträglichen. Weit­er­lesen

Lyrischer Adventskalender 21 — Elze

im fallenwald

wir fliegen in die net­ze ja wie vögel von den wänden
wie die fliegen fall­en wir ja wie die füchse gehen wir
ja in die fall­en wie die bären wie frau reh herr hirsch
(ungeziefer unterirdisch untertage übern­immt uns)
wir flat­tern ja noch zap­peln ja noch bellen hier & da
brum­men blöken da & dort wald & wiesen feldreport
es nützt ja nichts es hil­ft ja nichts es kommt ja nichts
mehr dabei raus; der jäger kommt zu angesicht
vielle­icht ja noch vielle­icht auch nicht zu fliege fuchs
zu vogel bär zu frau & herr im netz im wachs im fallenwald
die schnap­pen ja solang es geht nach guter guter luft.

(Carl-Chris­t­ian Elze, 2006; via)