Ad ACTA Freie Künstler

Mein Ein­druck mein­er auss­chnittsweisen Lek­türe von Kom­mentaren zur Ablehnung von ACTA: Mehrheitlich herrscht fol­gende Mei­n­ung: Es sei gut, dass das Abkom­men in dieser Form nicht unterze­ich­net wurde. Aber das geistige Eigen­tum müsse doch geschützt wer­den. Schließlich müssten die “Kreativ­en” von den Erzeug­nis­sen ihrer Arbeit leben kön­nen, wie andere Men­schen von der ihren.

Diese Annah­men scheinen mir vol­lkom­men unhalt­bar zu sein. Nir­gend­wo ste­ht geschrieben, dass Men­schen, die Musik machen, Büch­er schreiben, Filme drehen, Bilder malen, davon leben kön­nen müssen. Die Wahrheit ist: Die meis­ten tun das ger­ade nicht. Und wenn die ver­schwindend geringe Min­der­heit, die es bish­er kon­nte, nun auch ander­er Lohnar­beit nachge­hen müsste — so what? Das schein­bar stärk­ste Argu­ment der File­shar­ing-Geg­ner­in­nen, Copy­right-Fetis­chis­ten und Con­tentin­dus­trie-Lakaien ist keine müde Mark wert.

Freude über Fukushima”

Zwei unab­hängig voneinan­der geschriebene Beiträge auf zwei der weni­gen Blogs, die ich regelmäßig lese, gehen kri­tisch mit jenen ins Gericht, die bei Atom­kraft­geg­ner­in­nen «Freude» über den GAU von Fukushi­ma unter­stellen. Georg Seeßlen wirft dem Kabaret­tis­ten Dieter Nuhr vor, mit der Nicht­pointe, es widere ihn an, dass sich bei manchen Atom­kraft­geg­n­ern die «Freude über das Rechthaben» dem «Mitleid mit den Opfern» über­wiege, bil­lig auf Applaus­fang gegan­gen zu sein — und dem wohlwol­lend über Nuhr berich­t­en­den FAZ-Rezensen­ten seinen Applaus. Und Felix Riedel schreibt einen sehr lan­gen (an kein­er Stelle zu lan­gen) und sehr lesenswerten Text mit ein­er in die gle­iche Rich­tung zie­len­den Kritik:

Die [Geg­n­er der Kernkraft­geg­n­er] beweisen näm­lich derzeit, dass sie aus dem bein­harten Holz des autoritären Charak­ters gestrickt sind. Wo man mit gebilde­teren Kernkraft­geg­n­ern manche Stunde über tech­nis­che Bedin­gun­gen und physikalis­che Abläufe von und in Kernkraftwerken disku­tieren kann, weil die Geg­n­er­schaft anders als das Mitläufer­tum einen zumin­d­est rudi­men­tären intellek­tuellen Prozess und Inter­esse notwendig voraus­set­zt, regiert hier die Hal­luz­i­na­tion und das Ressen­ti­ment. „Freude“ an der vier­fachen Havarie wird unter­stellt, wo real Empathie, Angst und Betrof­fen­heit ver­laut­bart wurde. Der Antag­o­nist von Freude ist weniger Trauer als Schuld und diese wird pathisch pro­jiziert als Freude der Kernkraft­geg­n­er. Eine solche Pro­jek­tion muss zwangsläu­fig bösar­tig wer­den, und diese Bösar­tigkeit äußert sich in einem faschis­toiden Regress.

So richtig und notwendig die Kri­tik am Insinuieren, am ver­leumderischen Ger­aune ist — ich glaube es gibt etwas, was daran nicht stimmt.

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