Seeßlens «Brief an eine junge Polizistin, an einen jungen Polizisten»

«Was haben Schuldenkrisen, Staatskrisen, Bankenkrisen, die starr neolib­erale Poli­tik der meis­ten europäis­chen Regierun­gen und die neuen „bürg­er­lichen“ Oppo­si­tions­be­we­gun­gen gegen sie mit der Polizei und ihrer Rolle in der Gesellschaft miteinan­der zu tun? Eine ganze Menge, insofern es um die staatlichen Reak­tio­nen auf die ver­schiede­nen For­men des zivilen Unge­hor­sams gegen eine Poli­tik geht, die sich um das Wohl von Banken mehr küm­mert, als um das der eige­nen Bevölkerung. Es ist abzuse­hen, dass der Wider­stand in der Bevölkerung gegen diese Poli­tik der ungerecht­en Verteilung der Gewinne und der Las­ten zunehmen wird, und dass an mehreren Orten, wie jet­zt in Griechen­land, entste­hen wird, was unsere Medi­en „bürg­erkriegsähn­liche Zustände“ nennen.»

Weit­er: drüben beim Georg Seeßlen-Blog.

Freude über Fukushima”

Zwei unab­hängig voneinan­der geschriebene Beiträge auf zwei der weni­gen Blogs, die ich regelmäßig lese, gehen kri­tisch mit jenen ins Gericht, die bei Atom­kraft­geg­ner­in­nen «Freude» über den GAU von Fukushi­ma unter­stellen. Georg Seeßlen wirft dem Kabaret­tis­ten Dieter Nuhr vor, mit der Nicht­pointe, es widere ihn an, dass sich bei manchen Atom­kraft­geg­n­ern die «Freude über das Rechthaben» dem «Mitleid mit den Opfern» über­wiege, bil­lig auf Applaus­fang gegan­gen zu sein — und dem wohlwol­lend über Nuhr berich­t­en­den FAZ-Rezensen­ten seinen Applaus. Und Felix Riedel schreibt einen sehr lan­gen (an kein­er Stelle zu lan­gen) und sehr lesenswerten Text mit ein­er in die gle­iche Rich­tung zie­len­den Kritik:

Die [Geg­n­er der Kernkraft­geg­n­er] beweisen näm­lich derzeit, dass sie aus dem bein­harten Holz des autoritären Charak­ters gestrickt sind. Wo man mit gebilde­teren Kernkraft­geg­n­ern manche Stunde über tech­nis­che Bedin­gun­gen und physikalis­che Abläufe von und in Kernkraftwerken disku­tieren kann, weil die Geg­n­er­schaft anders als das Mitläufer­tum einen zumin­d­est rudi­men­tären intellek­tuellen Prozess und Inter­esse notwendig voraus­set­zt, regiert hier die Hal­luz­i­na­tion und das Ressen­ti­ment. „Freude“ an der vier­fachen Havarie wird unter­stellt, wo real Empathie, Angst und Betrof­fen­heit ver­laut­bart wurde. Der Antag­o­nist von Freude ist weniger Trauer als Schuld und diese wird pathisch pro­jiziert als Freude der Kernkraft­geg­n­er. Eine solche Pro­jek­tion muss zwangsläu­fig bösar­tig wer­den, und diese Bösar­tigkeit äußert sich in einem faschis­toiden Regress.

So richtig und notwendig die Kri­tik am Insinuieren, am ver­leumderischen Ger­aune ist — ich glaube es gibt etwas, was daran nicht stimmt.

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