Abbas Kiarostami gestorben

Sel­ten war ich so schock­iert von der Todesnachricht eines mir teuren Regis­seurs wie ger­ade eben jet­zt. Für mich ein­er der besten Filmemach­er der let­zten 40 Jahre. (Auch wenn ich seine let­zten bei­den Werke weniger mochte.)

Wir ver­danken ihm einige Höhep­unk­te der jün­geren Filmgeschichte wie

Khane-ye doust kod­jast? (Where is the Friend’s House?, IRAN 1987)
Nema-ye Nazdik (Close-Up, IRAN 1990)
Zire darakhatan zey­ton (Through the Olive Trees, IRAN 1994).

Aber viele andere, ältere wie auch jün­gere Filme von ihm sind auch ganz toll.

Brasiliens Militärdiktatur

Vergangenheitsbewältigung light

In Brasilien soll eine Wahrheit­skom­mis­sion während der Dik­tatur began­gene Men­schen­rechtsver­let­zun­gen aufklären.

Dilma Rousseff vor dem MilitärgerichtSichtlich gerührt verkün­dete die brasil­ian­is­che Präsi­dentin Dil­ma Rouss­eff am Mittwoch ver­gan­gener Woche, die brasil­ian­is­che Wahrheit­skom­mis­sion sei nun­mehr ein­gerichtet. Mit der Auf­gabe, die Ver­brechen während der von 1964 bis 1985 dauern­den Mil­itärdik­tatur zu unter­suchen, wur­den sieben Kom­mis­sion­s­mit­glieder betraut. Neben Intellek­tuellen, ehe­ma­li­gen Regierungsmit­gliedern und einem Ver­fas­sungsrichter gehören dem Gremi­um auch eine Psy­cho­an­a­lytik­erin sowie Rosa Maria Car­doso da Cun­ha, Rouss­effs Anwältin während der Dik­tatur, an. Vor allem let­ztere ist wegen der Vorgeschichte der Präsi­dentin umstrit­ten. Weit­er­lesen

Tatort-Autoren vs. CCC

Eine inter­es­sante Debat­te entspan­nt sich zwis­chen 51 Drehbuchau­toren der ARD-Krim­is­erie “Tatort” und 51 Hack­ern des Chaos Com­put­er Clubs. Die Autoren haben gestern Mit­tag vorgelegt, und zwar einen safti­gen Run­dum­schlag an Linke, Grüne, Pirat­en und sowieso die gesamte soge­nan­nte Netzgemeinde.

Wie über­haupt der ganze Diskurs über das Netz und seine User einen hohen Ton anschlägt und damit die Banal­ität von Rechtsver­stößen kaschiert oder gar zum Frei­heit­sakt hoch­jaz­zt. Die Grun­drechte der Urhe­ber bzw. der von ihnen beauf­tragten Rechtein­hab­er aber wer­den dage­gen mar­gin­al­isiert: Zum Beispiel das Grun­drecht auf geistiges Eigentum.

Der CCC kon­tert gekonnt:

Sir Arthur Conan Doyle schrieb dazu: »Wenn jed­er Autor, der ein Hon­o­rar für eine Geschichte erhält, die ihre Entste­hung Poe ver­dankt, den Zehn­ten für ein Mon­u­ment des Meis­ters abgeben müßte, dann ergäbe das eine Pyra­mide so hoch wie die von Cheops.«

Das von Euch als gottgegeben hingestellte soge­nan­nte “geistige Eigen­tum” ist bei näherem Hin­se­hen eine Chimäre jün­geren Datums, gerne als unsach­lich­er Kampf­be­griff ange­führt, um gewisse grund­sät­zliche Diskus­sio­nen zu ver­mei­den. In den let­zten Jahren sind dazu viele – auch sehr aus­ge­wo­gene – Kom­mentare ver­faßt worden.

Wir sind ges­pan­nt, wie das weitergeht.

Adventskalender

Die ultimative Weihnachtsgeschichte

Wie im let­zten Jahr been­den wir die Adventskalen­der­serie auch heuer mit ein­er Wei­h­nachts­geschichte, die man sich zu Gemüte führen und Fam­i­lie und Fre­un­den vor­lesen kann. Nach der vielle­icht «schön­sten Wei­h­nachts­geschichte» von Bert Brecht ist diese hier in gewis­sem Sinn die ulti­ma­tive. Sie stammt von Juan José Saer aus dessen Buch Die Gele­gen­heit. Viel Spaß!

Eine Weihnachtsgeschichte

Bis auf einen, der über die Herde wacht, haben sich die Hirten bei Ein­bruch der Dunkel­heit niedergelegt. Kaum sind sie aber eingeschlafen, da rüt­telt er sie wach und redet mit lauter Stimme, ja schreiend fast und in höch­ster Erre­gung, auf sie ein: «Während ihr geschlafen habt, ist ein Engel gekom­men, um es zu verkün­den, ein König ist in Beth­le­hem geboren, und der Engel hat gesagt, so wie wir die Schafen und Ziegen hüten, wird uns dieser König hüten. Wachet auf, wachet auf, denn wir müssen nach Beth­le­hem ziehen», und die Hirten rap­peln sich hoch, etwas verblüfft, und reiben sich die Augen, unsich­er, ob sie wach sind oder immer noch schlafen, und sie machen sich auf den Weg, tas­tend und stolpernd in der Nacht, dor­thin, wo Beth­le­hem liegt. Weit­er­lesen

PLinks KW 43/10

Tele­fonge­spräch:

Ach was. Deutsche Diplo­mat­en waren aktiv an der Poli­tik des Drit­ten Reich­es beteiligt? Mit Maßanzug und Schreibtis­chtat? Ohne nach­her irgend­was gewusst zu haben? Hat jet­zt eine Studie offen­bart? Aus eigen­er Ini­tia­tive und mit voller Überzeu­gung? Ern­sthaft? Und die sind danach ein­fach so wieder in den bun­des­deutschen Kon­sular­di­enst aufgenom­men wor­den? Ohne Prob­leme? Sag bloß, mit Rück­endeck­ung von oben! Ach komm, kann nicht sein! Erst vorgestern in der Tagess­chau? Aber das hätte ich doch mitkriegen müs… West­er­welle tief­be­trof­fen? Obwohl das Außen­min­is­teri­um und die FDP jahrzehn­te­lang…? Wurde gar nicht the­ma­tisiert? Kann sich doch kein Men­sch vorstellen, so was! Plinks? Warum sag­ste das nicht gle­ich? Her damit! Hal­lo? HALLO?

Nach ein­er Zeit legte auch der zweite Teil­nehmer des Gesprächs auf, ging an den Com­put­er und schrieb: Weit­er­lesen