Schriftkultur

Ordentliches Gekrittel am taz-Gekrakel

Gedacht als “Ansprech­part­ner für brisante Infor­ma­tio­nen” gibt es seit Kurzem eine neue Rubrik in der taz: open­taz. Hier darf der ver­beamtete Geheimnisver­räter seine Doku­mente anonym abladen oder der geneigte Leser sich auch mal ein The­ma wün­schen. Dies­mal also die baden-würt­tem­ber­gis­che Schreibre­form der Grund­schulen. Anscheinend inter­essiert sich die Leser­schaft unheim­lich für dieses brisante Sujet. Klingt zwar erst unwahrschein­lich, ist es aber wahrschein­lich doch nicht — angesichts der Leser­schaft dieses Blattes (junge Eltern u. der­gl. m.).

Und wie zu erwarten: Die Taz steigt voll ein. Titel­sto­ry! Schließlich geht es um unsere KINDER. Ger­man Angst wieder ein­mal. Und dies­mal ist es nicht der Ter­ror­is­mus, auch nicht der böse Musel­mann, dies­mal ist das Abend­land bedro­ht durch die ver­meintliche Abschaf­fung der Schreibschrift.

Einige Bun­deslän­der, allen voran BaWü, pla­nen die ver­bun­de­nen Schreib­schriften abzuschaf­fen und stattdessen die Grund­schrift einzuführen. Ver­bun­dene Schreib­schriften? Das sind die (dekadisch wech­sel­nden) Schriften, die jedes Kind der 2. Klasse in eigens dafür gedruck­ten Heftchen bis zur Sehen­schei­de­nentzün­dung ein­trainieren musste, obwohl man ja schon längst eine Schrift (näm­lich die im 1. Schul­jahr müh­sam erlernte Druckschrift) beherrschte, um dann später doch eine indi­vidu­elle, per­sön­liche Hand­schrift zu entwickeln.

Die Grund­schrift ist (und da ist Herr Füller von der taz, wie aus son­st des Öfteren, falsch informiert) auch eine Schreib­schrift. Durch ein unkom­pliziertes Sys­tem von ver­bun­de­nen Druck­buch­staben soll eine flüs­sige Hand­schrift entste­hen, mit der Kinder lebenslang les­bar, ergonomisch richtig und vor allem gerne schreiben. So hat es zumin­d­est der in der Tat renomierte Päd­a­goge Horst Bar­nitzky erfol­gre­ich erprobt.

Ver­rat unser­er Schriftkul­tur” ängstigt sich Ute Andresen. Weit­er­lesen