PLinks KW 10/11 Guttenberg: Nachlese

Einen der inter­es­san­teren Texte zu unserem ver­lo­ge­nen und verklebten Exmin­is­ter und dem Bohei, den er ent­facht hat, ist beim Kol­le­gen von Nichti­den­tis­ches zu lesen, der über­haupt seit ger­aumer Zeit lange, kluge Texte pro­duziert und sich so einen Platz in unserem Blogroll ver­di­ent hat. Übri­gens sind da nicht nur die Texte, son­dern auch die Kom­mentare recht schlau. So bemerkt ein­er: «Wenn ein deutsch­er Kriegsmin­is­ter „unvi­sionär und strate­gie­los“ ist, sollte man das als vernün­ftiger Men­sch eigentlich begrüßen» und ein ander­er beklagt zu recht das Gezeter über den Stammtisch (aka Bildle­serin­nen, Pro-Gut­ten­berg-Face­book­grup­pen etc.).

Dabei stimmt es ja: Am Stammtisch gibt es mehr Klare als klare Gedanken. Nun ist das nichts Neues. So wenig wie der linke Reflex, den Skan­dal nicht als solchen, son­dern als Symp­tom für irgend­was (in der jun­gle world, erwart­bar, als Symp­tom für Deutschtümelei, beim bohémien für die Tur­bo­ge­sellschaft, bei anderen, nicht-linken, und daher auch gle­ich noch schlichter denk­enden Zeitgenossen für — fes­thal­ten! — «man­gel­hafte Qual­ität­skon­trolle in der Wis­senschaft»). Dort wo Sys­temkri­tik intendiert ist, hat die symp­to­ma­tis­che Lek­türe immer etwas für sich. Statt auf Einzelne drein zu dreschen, fokussiert man auf die Struk­turen, die deren jew­eiliges Ver­hal­ten befördern oder gar erst erzeu­gen. Weit­er­lesen

Guttenberg und das geistige Eigentum

Ein Dieb und ein Betrüger ist unser Vertei­di­gungsmin­is­ter. Aber ist er ein “Vorkämpfer für freie Kul­tur”, wie keim­form sug­ges­tiv fragt? Ist er natür­lich nicht, weil er kein Bewusst­sein für “freie Kul­tur” hat, was auch immer man unter diesen Begriff fassen möchte. Aber vielle­icht ist der aktuelle Fall ja ein her­vor­ra­gen­des Beispiel für die diskrepan­ten Wis­senschafts- und Eigen­tums­be­griffe, weil die Bruch­lin­ien sich an unvorherge­se­henen Stellen abze­ich­nen, wenn selb­st die FAZ einen zusam­mengeklaubten Abge­sang auf den Frei­her­rn und die bürg­er­liche Presse singt. Weit­er­lesen

plinks kw 8/11

So, Berli­nale ist vor­bei, Ham­burg hat gewählt; die Woche hät­ten wir dann auch wieder geschafft. Und was kommt nun?

In Libyen gehts weit­er rund. Wär schon schade, wenn der europäis­chen Buerokratie nach und nach die ver­lässlichen Despoten weg­brächen. Wo man ger­ade zig Mil­lio­nen in Pro­gramme mit wohlk­lin­gen­den Namen wie MEDA oder AENEAS investiert hat­te, die an libysche Empfänger übri­gens haupt­säch­lich vom berlus­conis­chen Außen­min­is­teri­um adressiert wurden.

In the area of migra­tion, the EC has financed a few projects, most­ly imple­ment­ed by the Ital­ian Min­istry of the Inte­ri­or, the Inter­na­tion­al Organ­i­sa­tion for Migra­tion and the UN High Com­mis­sion­er for Refugees, using the suc­ces­sive the­mat­ic instru­ments (AENEAS and ‘The­mat­ic Pro­gramme on Migra­tion and Asy­lum’). All projects have been imple­ment­ed to the sat­is­fac­tion of Libyan beneficiaries.

Der let­zte Satz zeigt, dass das Geld anscheinend gut angekom­men ist. Doch auch die deutsche Außen­poli­tik hat dazu beige­tra­gen, dass Gaddafis Mörder­ban­den effek­tiv und zeit­nah ein­schre­it­en kön­nen, wenn auch durch eher prak­tis­che Entwick­lung­shil­fe. Weit­er­lesen

Lob des Plagiats — Teil 2

Wie nen­nt man eigentlich eine Per­son, deren haupt­säch­liche und/oder erwerbliche Arbeit darin bestünde, zu plagi­ieren, was das Zeug hält. Pla­giant? Plag­i­ta­tor? Plagik­er? Der Vor­fwurf, der momen­tan an den Vertei­di­gungsmin­is­ter gerichtet wird, er hätte gemogelt, wie es etwa Spiegel Online mit der Über­schrift “Gut­ten­bergs Schum­mel­pas­sagen im Überblick” anbi­etet, oder die Süd­deutsche mit einem “Man kann auch über Fußnoten stolpern” des Rechthabers Prantl sekundiert, offen­bart ein nahezu anachro­nis­tis­ches Ver­ständ­nis von Urhe­ber­schaft und Orig­i­nal­ität. Dass diesem Ver­ständ­nis vor allem in großen Teilen der Kon­ser­v­a­tiv­en in hohem Maße ent­ge­genge­bracht wird, ist für Gut­ten­berg das eigentliche Prob­lem. Autoritäts- und Wis­senschaft­shörig, wie es in solchen Mil­lieus zuge­ht, wäre eine Aberken­nung des Dr. jur. für den Baron der GAU.

Es stört aber an der derzeit­i­gen Berichter­stat­tung mich vor allem, dass hier ein Einzel­ner medi­al geprügelt wird, wobei der Anlass, tagtäglich wieder­holt, in aber­tausend anderen Fällen über­haupt niemals disku­tiert wird. Die g’schlamperte Diss ist doch mit­nicht­en der Einzelfall, son­dern Sys­tem im deutschen Hochschul­we­sen. Das mag bei den Natur­wis­senschaften nochmal anders sein — bei ein­er kul­tur­wis­senschaftlichen Arbeit über Ver­fas­sung und Ver­fas­sungsver­trag in den USA und der EU wird man doch im Gegen­teil erwarten dür­fen, dass der Autor die aktuellen Debat­ten berück­sichtigt und einar­beit­et. Klar, die muss man nicht als eigene Gedanken aus­geben, aber, Hand aufs Herz, wen scherts? Der Großteil solch­er Werke ver­staubt unge­le­sen in den Archiv­en der Universitätsbibliotheken.

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Schwarzer Peter

Die SZ schreibt:

Ihre zum Teil sehr sub­jek­tiv­en Urteile über die deutschen Poli­tik­er haben die Amerikan­er offen­bar nicht nur auf­grund per­sön­lich­er Begeg­nun­gen gefällt. Auch eine deutsche Quelle hat aus­führlich über Stärken und Schwächen von Merkel, West­er­welle und Co. geplaud­ert. Laut Spiegel sitzt dieses Leck mit­ten in der schwarz-gel­ben Koali­tion: Ein FDP-Poli­tik­er, der unter anderem während der Koali­tionsver­hand­lun­gen pro­tokol­lierte, soll die inter­nen Papiere an die Amerikan­er weit­ergeben haben.

Cui bono?

Weit­eres pikantes Detail: Sein Parteikol­lege, Vertei­di­gungsmin­is­ter Karl-Theodor zu Gut­ten­berg, der vie­len als See­hofers schärf­ster partei­in­tern­er Rivale gilt, wird in den Depeschen als “enger und bekan­nter Fre­und der USA” bezeichnet.