Kampf dem Grassismus

Und dann diese Obses­sion mit dem magis­chen Real­is­mus; die Manie, mit aller Macht den All­t­ag zu verza­ubern, das Schöne im Banalen zu ent­deck­en. Das geschieht doch bere­its, ständig! Der All­t­ag wird bere­its hin­re­ichend verza­ubert! Pausen­los machen Fernse­hen und Presse Reklame für die Real­ität, behaupten die Erträglichkeit der Ver­hält­nisse, als duldete der Kap­i­tal­is­mus Wun­der und Geheim­nis. Der Gras­sis­mus ist Reklame höher­er Art, für den Lebensstil der neuen Mitte, die glaubt, aus den Nis­chen des All­t­ags einen Zauber her­aus­pressen zu kön­nen, der doch nichts als die Her­rlichkeit ihres Angekom­men­seins feiert.”

Der etwas andere Nachruf – drüben bei der Jun­gle World.

PLinks KW 25/11 Zu den Protesten in Griechenland

Viel ist zu lesen in der deutschen Presse über die griechis­che Ver­schul­dung, den dro­hen­den Bankrott, die Gefahren für den Euro (ja ganz Europa!), die pop­ulis­tis­chen Ent­gleisun­gen Merkels, Rück­trittsange­bote, Ver­trauensfra­gen, gewonnene Abstim­mungen usw.; sehr wenig aber über die neuen For­men des Protests, die sich in Griechen­land man­i­festieren. Selb­st in linken Medi­en wurde darüber bis­lang eher spär­lich berichtet. Dabei zeich­nen sich ger­ade dort ungeah­nte Poten­ziale in Rich­tung ein­er nach­halti­gen­den radikaldemokratis­chen Umstruk­turierung der Gesellschaft ab. Heute aber find­et sich endlich ein sehr lesenswert­er Text von Mar­ga Tsoumo in der Jun­gle World, und in der taz ein Inter­view, das sie mit dem Poli­tolo­gen Seraphim Sefe­ri­ades geführt hat.

Außer­dem find­et heute abend eine Infor­ma­tionsver­anstal­tung im Fest­saal Kreuzberg statt. Es tut sich was!

PLinks KW 10/11 Guttenberg: Nachlese

Einen der inter­es­san­teren Texte zu unserem ver­lo­ge­nen und verklebten Exmin­is­ter und dem Bohei, den er ent­facht hat, ist beim Kol­le­gen von Nichti­den­tis­ches zu lesen, der über­haupt seit ger­aumer Zeit lange, kluge Texte pro­duziert und sich so einen Platz in unserem Blogroll ver­di­ent hat. Übri­gens sind da nicht nur die Texte, son­dern auch die Kom­mentare recht schlau. So bemerkt ein­er: «Wenn ein deutsch­er Kriegsmin­is­ter „unvi­sionär und strate­gie­los“ ist, sollte man das als vernün­ftiger Men­sch eigentlich begrüßen» und ein ander­er beklagt zu recht das Gezeter über den Stammtisch (aka Bildle­serin­nen, Pro-Gut­ten­berg-Face­book­grup­pen etc.).

Dabei stimmt es ja: Am Stammtisch gibt es mehr Klare als klare Gedanken. Nun ist das nichts Neues. So wenig wie der linke Reflex, den Skan­dal nicht als solchen, son­dern als Symp­tom für irgend­was (in der jun­gle world, erwart­bar, als Symp­tom für Deutschtümelei, beim bohémien für die Tur­bo­ge­sellschaft, bei anderen, nicht-linken, und daher auch gle­ich noch schlichter denk­enden Zeitgenossen für — fes­thal­ten! — «man­gel­hafte Qual­ität­skon­trolle in der Wis­senschaft»). Dort wo Sys­temkri­tik intendiert ist, hat die symp­to­ma­tis­che Lek­türe immer etwas für sich. Statt auf Einzelne drein zu dreschen, fokussiert man auf die Struk­turen, die deren jew­eiliges Ver­hal­ten befördern oder gar erst erzeu­gen. Weit­er­lesen