Vom Sturzbach zum Umsturz
Die digitale Datenverarbeitung hat gemeinsam mit dem WWW die Möglichkeiten demokratischer Planung der Produktion materieller Güter enorm vereinfacht. Damit sind die Bedingungen für eine libertärkommunistische Produktionsweise, die rationaler, effizienter, gerechter und nachhaltiger wäre als zentralistische Planwirtschaft und als kapitalistische Marktwirtschaft, zwar nicht geschaffen worden (es gab sie schon lange). Aber sie sind nun deutlich leichter in die Tat umzusetzen, also naheliegender, also noch weniger utopisch. Ich entnehme diesen Hinweis dem Buch Maschinenwinter von Dietmar Dath, und seinem Zitat aus Alternativen aus dem Rechner von Paul Cockshott und Allin Cottrell. Seit längerem wird ein Modell, das sowohl die Produktion als auch die Distribution unter radikaldemokratische Kontrolle stellt, von Robin Hahnel und Michael Albert vorgeschlagen (unter dem Namen parecon: partizipative Ökonomie).
Gleichzeitig (und das wird bei Dath nicht erwähnt) hat sich mit der Erfindung und raschen Verbreitung des Torrentsystems, des Sturzbachs, ein universalisierter Tausch und damit das urkommunistische Prinzip „Alles für alle und das umsonst!“ auf der Ebene digitaler Güter bereits verwirklicht. Und das ohne die Notwendigkeit jedweden Altruismus, sondern durch die einfachste, banalste Preiskalkulation (0 Euro!) und nicht nur im Prinzip, sondern in der Realität des weltweiten Datenverkehrs (mehr als 50%!). Der Sturzbach basiert ganz einfach darauf, dass man tauscht, ohne etwas abzugeben. Also teilt, ohne dadurch selbst weniger zu haben. Weiterlesen
Wer sich vom System befreien will, muss Kredite aufnehmen und sie nie zurückzahlen.

Der Satz stammt von dem Globalisierungskritiker Enric Duran. Vor ziemlich genau sechs Monaten konnte er mittels Kreditbetrugs 39 Banken um insgesamt 492.000 Euro erleichtert. Die spanischen Medien fanden das gar nicht mal so schlecht und tauften ihn gleich den neuen Robin Hood der Banken bzw. Robin Bank. Ganz anders als der englische Wegelagerer mit sozialdemokratische Herz dachte der gute Mann aber einen Schritt weiter. Das Geld steckte Enric in die antikapitalistische Zeitschrift “Podemos”.
Als er zur Verteilung der 350.000 Exemplare der eben solchen aus dem Exil zurückkehrte, wurde er prompt verhaftet. Seine Reaktion: Weiterlesen
Mir macht die Krise Angst: Wenn man Ratten in einen Käfig sperrt und dann das Bodengitter mit Krisenspannung elektrisiert, fangen sie an, einander totzubeißen. Die Frau an der Supermarktkasse ist noch besoffener als sonst. Mit Recht. Und das größte Rätsel ist, warum es immer noch erwachsene Menschen gibt, die den Kommunismus ablehnen.
(Dietmar Dath)
Der Dichter und Theaterautor Peter Hacks hat zum Thema DDR bekanntlich eine ganze Menge Blödsinn zusammenfabuliert. (Er ist freiwillig hingegangen, weil da der Klassenkampf beendet war und er als kommunistischer Dichter und Dramatiker endlich in Ruhe Kunst machen konnte…) Nichtsdestotrotz war er einer der brillantesten, sprachgewandtesten, lustigsten nicht zuletzt, Polemiker in deutscher Sprache. Ein sehr langer und — ich verbürge mich dafür — höchst lesenswerter Text von Hermann L. Gremliza (konkret) zu ihm hier. Ein etwas weniger toller, aber auch nicht ganz schlechter, stammt von Ex-Fazist D. Dath und ist hier zu finden.
Und dann noch drei Zitate vom Meister selbst:
Der heilige Benediktus, der, wie man mir sagt, im Jahre 480 geboren wurde, befasste sich vornehmlich mit der Lösung des Problems, wie einer auf Erden möglichst glücklich leben und doch eben noch in den Himmel kommen könne. Ich, der ich, wie man mir sagt, im Jahre 1928 geboren bin, befasse mich (das zu Ändernde geändert) ganz mit demselben Problem. (‘Autobiographie’)
Das manipulierende Vermögen der Illusion, die dröhnende Feier ununtersuchter Größe, das Zusammenschmelzen denkängstlicher Vereinzelter durch die magische Gefühlskollektivierung im Untergemütlichen: das sind die sehr genauen Zwecke, welche der Imperialismus der Kunst abfordert. (aus ‘Versuch über das Libretto’)

Und zu guter Letzt ein überliefertes ((Es lässt sich nicht genau belegen. Ich habe es von Felix Klopotek, seines Zeichens — und zu Kölns Glück — Musikredakteur der StadtRevue; der wiederum weiß nicht mehr genau, woher es stammt.)) Bonmot von Peter Hacks, das — soweit ich sehe — hier Netzpremiere feiert, und das ich Daniel ganz herzlich vorträglich zum Geburtstag schenke:
Trau keinem Kommunisten unter Dreißig!