Ahnenforschung

Mein Vat­ter in einem Leser­brief an das Ärzteblatt über die Vorgänge um das Gutachter­ver­fahren (GV) in der Psy­chother­a­pie-Szene. Wer Ironie find­et, darf sie behalten.

Epochaler Niedergang

Ist es nicht bemerkenswert, welch immensen Ein­fluss eine ver­schwindend kleine Glauben­skon­gre­ga­tion auf das Psy­chother­a­pie-Sys­tem (selb­st auf Psy­chother­a­peuten-Kam­mern) hat? Merke: Viele Gutachter sind Mehrfach-Wür­den­träger in der bun­ten Sek­ten­land­schaft! Man darf schließlich nicht verken­nen, dass der mur­rende Angriff auf das GV in einem Entwick­lungskon­text wächst, in dem immer mehr elitär-kom­fort­able Selb­stver­ständlichkeit­en aus der Hoheits­domäne der nun seit 100 Jahren dom­i­nan­ten Psy­chother­a­pie-Aris­tokratie (die Olympi­er der ärztlichen Psy­cho­analyse) aus prim­i­tivem Ressourcen-Neid in Frage gestellt wer­den: Begin­nend mit den desas­trösen Eroberun­gen der kul­tur­losen Ver­hal­tens­ther­a­pie, fort­ge­set­zt durch die perniz­iöse Inva­sion der hal­bge­bilde­ten Psy­cholo­gen, böse Zweifel an der psy­cho­an­a­lytis­chen Mytholo­gie, lästige und alberne Forderun­gen nach Zer­schla­gung des Schulen-Feu­dal­is­mus, jüngst die würde­lose Anerken­nung der seicht­en Ges­r­präch­s­ther­a­pie; jet­zt wer­den auch noch die (durch welchen pro­duk­tiv­en Gegen­wert gedeck­ten?) Priv­i­legien und (lei­der leer­laufend­en) Kon­trol­lau­toma­tis­men des ehrwürdi­gen GV skandalisiert…
Sog­ar die niedere Kaste der Sozialar­beit­er (sic!) lässt sich nicht ein­mal mehr von den auf­dringlich­sten Revier­markierun­gen abschreck­en und dro­ht dreist, die ehe­dem wei­hevolle Idylle scham­los zu besudeln: Götterdämmerung!
So markieren die Tur­bu­len­zen um das GV eine weit­ere Sta­tion des epochalen Nieder­gangs ein­er medi­zinis­chen Hochkul­tur. O heiliger Sigis­mund, wo soll das enden?

The Oscars reloaded

Es hieß, die 81. Acad­e­my Award-Show solle dies­mal viel “frisch­er” und “ein wenig unkon­ven­tioneller” wer­den. Es waren sog­ar “Über­raschun­gen” angekündigt wor­den. Die von ABC neu ange­heuerten Pro­duzen­ten Lau­rence Mark and Bill Con­don hat­ten sich also viel vorgenom­men. ((Inter­view mit den Pro­duzen­ten)) Teil der Frischzel­lenkur war auch die Nominierung eines Toten. Die Frage, ob Heath Ledger posthum als Bester Darsteller aus­geze­ich­net würde, sollte helfen, endlich wieder die Massen vor die Fernse­hgeräte lock­en. Die meis­ten der weltweit über­tra­gen­den Fernsehsta­tio­nen spiel­ten mit und hat­ten dementsprechend Ang Lees Oscarfilm Broke­back Moun­tain im Vor­pro­gramm — wenn auch in Ital­ien nur teil­weise. Dass Slum­dog Mil­lion­aire abräu­men und Kate Winslet ihren Oscar bekom­men würde, war schon vorher abgemachte Sache (siehe Time-Cov­er vom Son­ntag vor der Show). Aber soll­ten die end­losen Musi­cal-Med­leys mit Hugh Jack­man tat­säch­lich das ver­sproch­ene Unkon­ven­tionelle eines Neuan­fangs darstellen? Weit­er­lesen

Zitat des Monats

In der kap­i­tal­is­tis­chen Gesellschaft ist die Arbeit die Ursache des geisti­gen Verkom­mens und kör­per­lich­er Verunstaltung.

(Paul Lafar­gue, Das Recht auf Faul­heit)

Der Aufschwung

Michel Glos will zurück­treten und darf nicht. Gut, das erscheint jet­zt erst­mal nicht beson­ders spek­takulär, und insofern wäre es dur­chaus passend, den sprich­wörtlichen Sack Reis zu erwäh­nen, aber ich möchte zur Per­son des Wirtschaftsmin­is­ters doch noch ein paar Anmerkun­gen machen.

Ein Wirtschaftsmin­is­ter, zumal ein­er aus der Lap­top-und Leder­ho­sen-Partei CSU, der sich in der begin­nen­den (Welt-)Wirtschaftskrise aus dem Staub machen möchte, offen­bart damit nicht nur ein Feinge­fühl für das beson­dere Fet­tnäpfchen, nein, er zeigt auch, dass er nicht über das intellek­tuelle Rüstzeug ver­fügt, um in der begin­nen­den Rezes­sion über­haupt ernst genom­men zu wer­den. Gut, böse Zun­gen wer­den jet­zt behaupten, dass er auch in der guten Kon­junk­tur der let­zten Jahre wohl wed­er mitre­den kon­nte noch durfte. Naja, also eigentlich hat er es selb­st zugegeben:

Ich hab’ zumin­d­est den Auf­schwung nicht gestört.

Schließlich durfte auch Michel Glos während des über­wiegen­den Teil sein­er Amt­szeit unges­traft das neolib­erale Lied­chen pfeifen, dass ihm soge­nan­nte Vor­denker mit uner­he­blich­er Mühe in die Lunge gepresst haben:

Als Erstes senken wir die Unternehmenss­teuern, um mehr Jobs zu schaffen. 

Das immer gle­iche, abge­s­tande­nen Mantra, schon Schröder kon­nte es nur mit ein­er Flasche Bier run­ter­spülen, was ihm leicht­es Sod­bren­nen verur­sachte, und von fauligem Mundgeruch begleit­et wurde, den Peter Hartz unbe­dacht einat­mete, und Jahre später in ein Buch nieste. Auch später kon­nte Michel Glos noch bril­lieren. Beispiel­sweise am 05.07.2007 bei ein­er Rede im Bundestag:

Der Auf­schwung kommt über­all an. Für die Bun­desregierung sage ich in Anleh­nung an Lud­wig Erhard: Wir erleben den Auf­schwung für alle.

Da kommt man ja in Ver­suchung, selb­st Wolf­gang Thierse für einen beg­nade­ten Red­ner zu hal­ten. Any­way. Das Zitat alleine, lässt schon an der geisti­gen Reife des Min­is­ters zweifeln, zumal wenige Monate vorher in ein­er großen Tageszeitung etwas vol­lkom­men gegen­sät­zlich­es zu lesen war:

Der Auf­schwung sei „noch nicht im Geld­beu­tel der meis­ten Bürg­er angekom­men“, sagte Glos dem Blatt. 

Was wohl auch stim­men dürfte, kann man dem Deutschen Insti­tut für Wirtschafts­forschung glauben schenken.

Wie kann man nun diesen geisti­gen Ver­fall­sprozess eklären? Es fällt eigen­lich recht leicht, wenn man einen unbeachteten Nebe­naspekt in Augen­schein nimmt. Michels rapi­de Haar­ent­fär­bung. Wenn man diese bei­den Fak­toren kom­biniert, erhält man eine unheim­liche, aber nahezu ein­hun­dert­prozentig richtige Erk­lärung.

Der der rüstige Müller­meis­ter (in Kabi­nettskreisen auch Hefe­g­los genan­nt) hat Besuch aus der schwarzen Hütte bekom­men, und seine zunehmend insta­bile Per­sön­lichkeit behin­dert das Ausüben eines Min­is­ter­amts (fast möchte man bestre­it­en, das sowas über­haupt vorkom­men kann).

Nach der Auseinan­der­set­zung eines Berlin­er Polizeibeamten mit Bun­deswirtschaftsmin­is­ter Michael Glos (CSU) wird gegen den Fahrer des Min­is­ters wegen “Nöti­gung” und “uner­laubten Ent­fer­nens vom Unfal­lort” ermittelt.

Welche Nichte lag im Kof­fer­raum, als der Chauf­feur dem fre­undlichen Beamten nur mal kurz das Golf­schläger­set “zeigte”?
Ja, es scheint ein­deutig: Das ist gar nicht mehr Michael Glos, der da um Rück­tritt bit­tet, es ist Bob.
Aber es gibt auch Grund zur Hoff­nung. Auf ein schönes Lied.