In Berlin Neukölln waren gestern Abend, zwischen 18.30 und 21.00 mehr als 5.000 Leute gegen Nationalismus und rechte Hetze auf der Straße. Die Demo war kurzfristig angemeldet gewesen, mobilisiert wurde praktisch nur über soziale Netzwerke, es hat die ganze Zeit leicht geregnet – dafür war die Teilnehmerzahl erstaunlich. Erstaunlich und eigentlich empörend ist aber auch, dass darüber kaum berichtet wurde oder nur in kurzen Notizen in den Berliner Zeitungen: Berliner Zeitung, Tagesspiegel. Ein Video gibt’s beim rbb. Immerhin bei Spiegel Online kann man noch was lesen. Dass aber die größeren Tageszeitungen, dass FAZ, SZ, taz, und dass Nachrichtensendungen wie heute und Tagesschau etc. gar nichts darüber bringen, ist sehr bedenklich. Denn eigentlich hat die gestrige Demo mal wieder deutlich gezeigt: WIR SIND MEHR!

Mehr als 5.000 Demonstrant_innen gegen Rechts am Hermannplatz in Berlin
Party-Nationalismus
Jetzt da endlich auch die letzten Wimpel der WM 2010, wenn schon nicht abgehängt, so zumindest mal verschlissen oder ausgebleicht sind, hängen sich die deutschen Party-Nationalisten schon wieder die nächsten schwarz-rot-goldenen Patriotismus-Schmuckstücke an ihre Karren, in die Wohnzimmer, an den Arbeitsplatz und sonst wo hin. Die EM kommt — unaufhaltsam!
Da können wir dankbar sein, dass es endlich ScheissRotGold auf Facebook gibt (und die Nicht-Facebook-Alternative), wo die Wir-sind-wieder-wer-Farbträume gesammelt werden.
Wer den Links nicht folgen kannwill, hier ein Vorgeschmack auf die Geschmacklosigkeiten: Zur Bildergalerie
von zeit zu zeit werden hochkonkurrierende spezialarbeiter namens fußballprofis nach leistungs- und staatsangehörigkeitskritierien zusammengewürfelt und in repräsentativer absicht als nationale elfen gegeneinander aufs feld geschickt. wer trotz dieser unschönen ausgangsbedingungen freude daran empfindet, sich die mitunter sehenswerten ballkünste anzuschauen, ist gezwungen, sich mit den patriotischen motiven dieser veranstaltung auseinanderzusetzen. der hierzulande mit deutschland- und bierfahne zelebrierte fußballnationalismus, der stets ein besonderer bleibt, weil er nicht nur “deutsche siege” feiert, sondern immer auch das recht der deutschen auf von den verbrechen des nationalsozialismus unbelasteten nationalen taumel reklamiert, macht auch vor der fernsehmoderation nicht halt, während die drastischen auswirkungen der wm im ausrichtenden land kaum eine meldung wert sind. so auch in diesem sommer, so auch im bezug auf südafrikas gegenwart und geschichte wie z.B. den support von wm-sponsor daimler benz für das regime der apartheid. um den freundinnen und freunden einer nationenfreien welt aber wenigstens vor den bildschirmen eine umgebung mit zivilisatorischen mindeststandards zu schaffen, bietet der garten des ://about blank (markgrafendamm 24 c // 10 245 berlin // s‑bhf ostkreuz) für alle spiele eine antinationale oase, inklusive bar, cocktails, grill und panini-bilder tauschbörse.
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