Filesharing isn’t like sharing that we teach our children. This isn’t sharing with your friends.
Jetzt haben wir es endlich blau auf weiß. Wer mit einem Fremden teilt, der teilt nämlich nicht, der macht etwas anderes, im Zweifel verwerfliches, um nicht zu sagen obszönes. Gut zu wissen, der Herbst ist nah, und wer stand noch nicht vor der Wahl, den eigenen Militärmantel, einen weißen Überwurf aus zwei Teilen, im oberen Bereich mit Schaffell gefüttert, oder wenigstens ’nen Euro mit einem mittellosen Bettler zu teilen. Nix da! Die Warnung erreicht uns noch rechtzeitig, ausgesprochen von einem amerikanischen Anwalt im Fall Joel Tenenbaum vs. RIAA.
Angesichts solch moralischer Offenbarungseide seitens der Kläger, ist der Verteidigung nicht anderes übrig geblieben, als sich freimütig zu dem zu bekennen, was man praktiziert hat. Joel Tenenbaum: “this is me. i used the computer. This is how it is. I did it.”, sein Anwalt Charles Nesson formuliert das etwas geschmeidiger so:“Everyone could download [songs] for free. And millions and millions did. Joel was one of those millions.” Weiterlesen
Oder ein Richter namens Tomas Norström als Richter im Verfahren gegen the Pirate Bay, es läuft wahrscheinlich auf das Gleiche hinaus. Denn wie bereits im Mai bekannt wurde, ist eben dieser Richter Mitglied einer Organisation, die sich für den stärkeren Schutz des Urheberrechts einsetzt, und den unverfänglichen Namen Swedish Copyright Association trägt. Rein zufällig sind dort auch die Anwälte der Musikfirmen vertreten, die gegen die Betreiber von The Pirate Bay geklagt hatten, namentlich Henrik Pontén, Peter Danowsky, und Monique Wadsted. Dass Norström auch noch im Vorstand der Swedish Association for the Protection of Industrial Property sitzt (eine Lobbygruppe, die ebenfalls für eine Verschärfung der Urheberrecht eintritt), fällt da schon kaum mehr ins Gewicht. Weiterlesen
Seit dem Pirate Bay-Urteil ist es im deutschsprachigen Netz rund um das Thema Filesharing (leider) wieder etwas ruhiger geworden. In den USA ist das etwas anders, denn dort sorgt der Fall des Royal Joel Tenenbaum, vor allem aber dessen Verteidiger, der Harvard-Professor Charles Nesson mit ungewöhnlichen Thesen für Aufsehen.
So argumentiert Nesson im Fall Tenenbaum, dass es völlig irrelevant ist, ob und wie viel Musik sein Mandant illegal über das Kazaa-Netzwerk heruntergeladen hat, da ein Gebrauch, der ausschließlich auf den privaten Genuss ausgerichtet ist, unter die sogenannten fair-use-Regelung fällt. Diese ungeschriebene Regel des us-amerikanischen Copyrights ist hierzulande nicht gebräuchlich, und gibt einem Richter relativ großen Entscheidungsspielraum. Sie basiert auf folgenden Faktoren: Weiterlesen
Aha. Länger nix gehört von uns von der Debatte Propaganda um gegen die Internet-Piraterie aka filesharing. Offenbar passiert gerade nicht viel. Und wenn nicht viel passiert — man seine Arbeitskraft aber den bürgerlichen Medien verpachtet hat und deshalb irgendwas schreiben muss — macht man aus Nichtereignissen kleine Artikelchen, die dann die erste Seite des Feuilletons zieren dürfen — in diesem Fall jenes der SZ. Und weil uns auch nichts besseres einfällt, machen wir das einfach genauso.
Also nochmal, da steht in der heutigen SZ (unter dem bemüht zynischen Titel “Herr Liberalismus persönlich”): Lars Gustafsson, erfolgreicher schwedischer Buchautor, hat angekündigt, dass er bei der Europawahl die sogenannte Piratenpartei wählen wird, die sich solidarisch gibt mit der Piratebay und sonstigem “Datendiebstahl”. Gustaffson hat zur Begründung “den Widerstand gegen freies Kopieren im Internet mit den Zensurbehörden des Ancien Régime im Frankreich des 18. Jahrhunderts” verglichen. Weiterlesen
Die mediale Frühjahrsoffensive der bürgerlichen Presse rund um den Heidelberger Appell ist in vollem Gange, selbst linke liberale Zeitungen wie der Freitag und die taz sind überrannt worden. Nun gut, ganz so martialisch muss der Text sicher nicht weitergehen, aber wenn man sich mal anschaut, was die Journaille in den letzten Wochen für Töne gespuckt hat, fragt man sich schon, ob nicht doch unbemerkt ein Kulturkampf ausgebrochen ist. Anlass für meinen Text ist die Meldung der FAZ, dass in Frankreich ein neuer Anlauf für HADOPI gestartet wird, dem Gesetz, das es ermöglicht, Filesharern den Zugang zum Netz “abzuschneiden”:
An diesem Mittwoch stand „Hadopi“ abermals auf der Traktandenliste des Parlaments — in einer noch leicht verschärften Version: Den Dieben geistigen Eigentums wird nicht nur der Zugang zum Netz abgeschnitten — sie müssen ihr Abonnement während dieser Zeit auch weiterbezahlen.
Fast kann man das leicht irre Grinsen des Autors Jürg Altwegg zwischen den Zeilen lesen. Dazu kommt noch befremdliches, aber wohl FAZ-spezifisches Linken-Bashing, geschenkt. Mit keiner Silbe erwähnt Altwegg jedoch, wie das Gesetz im ersten Anlauf überhaupt durch den Senat gekommen ist. Der Senat hatte angekündigt, das Gesetz nach stundenlangen Diskussionen in der Woche danach zu verabschieden, und hat dann doch überraschend nachts um viertel vor elf abstimmen lassen — vor 16 Abgeordneten, die dann 12 zu 4 dafür gestimmt haben. Démocratie, mais oui!
Aber Altwegg failt auch noch ein zweites Mal in seinem Artikel. Indem er Urheberrecht und Geistiges Eigentum planlos durcheinander schmeißt. Tatsächlich ist die Vorstellung von “geistigem Eigentum” sogar ziemlich schwer vereinbar mit der kontinentaleuropäischen Urheberrechtstradition. Die deutsche Rechtswissenschaft stellte das bereits fest, bevor dieser Begriff über die Wirtschaft und die Politik aus den USA und Großbritannien importiert wurde, wo es eben keine Urheberpersönlichkeitsrechte gibt, sondern ein Copyright. Doppelminus also für Altwegg. Weiterlesen