Ein Dieb und ein Betrüger ist unser Verteidigungsminister. Aber ist er ein “Vorkämpfer für freie Kultur”, wie keimform suggestiv fragt? Ist er natürlich nicht, weil er kein Bewusstsein für “freie Kultur” hat, was auch immer man unter diesen Begriff fassen möchte. Aber vielleicht ist der aktuelle Fall ja ein hervorragendes Beispiel für die diskrepanten Wissenschafts- und Eigentumsbegriffe, weil die Bruchlinien sich an unvorhergesehenen Stellen abzeichnen, wenn selbst die FAZ einen zusammengeklaubten Abgesang auf den Freiherrn und die bürgerliche Presse singt. Weiterlesen
Wie nennt man eigentlich eine Person, deren hauptsächliche und/oder erwerbliche Arbeit darin bestünde, zu plagiieren, was das Zeug hält. Plagiant? Plagitator? Plagiker? Der Vorfwurf, der momentan an den Verteidigungsminister gerichtet wird, er hätte gemogelt, wie es etwa Spiegel Online mit der Überschrift “Guttenbergs Schummelpassagen im Überblick” anbietet, oder die Süddeutsche mit einem “Man kann auch über Fußnoten stolpern” des Rechthabers Prantl sekundiert, offenbart ein nahezu anachronistisches Verständnis von Urheberschaft und Originalität. Dass diesem Verständnis vor allem in großen Teilen der Konservativen in hohem Maße entgegengebracht wird, ist für Guttenberg das eigentliche Problem. Autoritäts- und Wissenschaftshörig, wie es in solchen Millieus zugeht, wäre eine Aberkennung des Dr. jur. für den Baron der GAU.
Es stört aber an der derzeitigen Berichterstattung mich vor allem, dass hier ein Einzelner medial geprügelt wird, wobei der Anlass, tagtäglich wiederholt, in abertausend anderen Fällen überhaupt niemals diskutiert wird. Die g’schlamperte Diss ist doch mitnichten der Einzelfall, sondern System im deutschen Hochschulwesen. Das mag bei den Naturwissenschaften nochmal anders sein — bei einer kulturwissenschaftlichen Arbeit über Verfassung und Verfassungsvertrag in den USA und der EU wird man doch im Gegenteil erwarten dürfen, dass der Autor die aktuellen Debatten berücksichtigt und einarbeitet. Klar, die muss man nicht als eigene Gedanken ausgeben, aber, Hand aufs Herz, wen scherts? Der Großteil solcher Werke verstaubt ungelesen in den Archiven der Universitätsbibliotheken.
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Um zum Ärger von M. Böhm hier mal wieder einen kanonisierten ‘Autoren’ zu erwähnen: Jean Renoir bringt auf der DVD zu Une Partie de Campagne (angucken!) ein großes Lob des Plagiats. Sehr schön und ganz in meinem Sinne. Deshalb hier der Vorschlag: wir klauen nicht nur Ideen aus anderen Filmen, sondern auch die Drehbuchidee bei irgendwelchen Kurzgeschichten und adaptieren und verändern dann bis es niemand mehr erkennt. Vorschläge?