Verdeckte Ermittlerin im FSK Wer war verantwortlich für Iris P.?

Eine Polizeibeamtin macht Radio, das über Jahre und kein­er will es gewusst haben. Der Fall der Iris P. zeigt, wie sich im Ham­burg der 00er Jahre die Polizei von der poli­tis­chen Kon­trolle entkop­pelt hat­te – die Ver­let­zung der Rund­funk­frei­heit und des Presserechts wur­den bil­li­gend in Kauf genommen.

Nur wenige Meter Luftlin­ie von der Roten Flo­ra im Ham­burg­er Schanzen­vier­tel ent­fer­nt befind­et sich der Radiosender “Freies Sender Kom­bi­nat” (FSK). Ein selb­stver­wal­tetes Radio, haupt­säch­lich durch Spenden finanziert und fest ver­ankert als Infora­dio der linksalter­na­tiv­en Szene der Stadt. Dort sitzt Wern­er Pom­rehn in seinem Büro, im Mund­winkel der glühende Stum­mel ein­er Selb­stge­dreht­en, vor ihm stapel­weise Zeitun­gen, Büch­er und dazwis­chen ein flim­mern­der Bildschirm.

Vertrauen wurde zertrümmert

Iris P.

Seit die Radiomach­er im ver­gan­genen Jahr die Geschichte der verdeck­ten Ermit­t­lerin Iris P. öffentlich macht­en, ist das The­ma in der Redak­tion all­ge­gen­wär­tig. Pom­rehn hat, wie er sagt, schon unendlich viele Gespräche mit Kol­le­gen geführt. Nicht wenige von ihnen sind beru­flich und per­sön­lich tief getroffen:

Jede Kom­mu­nika­tion, jede Arbeits­beziehung, jedes Ver­trauen, aber auch bes­timmte Sicher­heit­en nach außen und dass Leute, die Infor­ma­tio­nen für uns haben, immer noch wis­sen, dass sie an der richti­gen Adresse sind mit ihren Infor­ma­tio­nen, das ist alles kom­plett in Frage gestellt wor­den; bis dahin, dass es ja auch Fre­und­schaften gab, also tief­ere, per­sön­lichere Beziehun­gen, wo ja für die Betrof­fe­nen auch ganz viel Wüste überbleibt. Trümmer.

Dieser Auf­bauprozess, so der Redak­teur des “Nach­mit­tags­magazins für sub­ver­sive Unternehmungen”, dauere immer noch an. Er ist sich sich­er, dass die verdeck­te Ermit­t­lerin gezielt in den Sender eingeschleust wurde — um das FSK zu krim­i­nal­isieren und struk­turell zu schwächen. Weit­er­lesen

Offener Brief an den Hamburger Innensenator Schlafmangel im Gefahrengebiet

Gefahrengebiet-ComicDas Kul­turkollek­tiv Ill, das auch ver­ant­wortlich ist für diese schöne Seite, hat uns einen offe­nen Brief an den Ham­burg­er Innense­n­a­tor Michael Neu­mann (SPD) zukom­men lassen, den wir hier­mit sehr gerne an die Öffentlichkeit weit­er geben. ((Der Brief wurde in ein­er leicht abge­wan­del­ten Form auch hier veröffentlicht.))

Sehr geehrter Herr Innensenator,

eigentlich ver­suchte ich ger­ade einzuschlafen (mor­gen habe ich die Kinder und dann wieder arbeit­en), doch dann unter­lief mir der Fehler, ich hätte es bess­er wis­sen sollen, Ihre gestri­gen Inter­views mit der Mor­gen­post und dem Abend­blatt zu lesen. Beein­druckt von Ihrer Frei­heit von Selb­stkri­tik und voller Bewun­derung Ihrer Rhetorik ver­mag ich nun kein Auge zuzu­machen und möchte den vie­len anderen Bürg­ern der Stadt, denen eben­so zumute sein dürfte, den Ein­stieg in san­fte Träume durch eine zugegeben im Halb­schlaf ver­fasste Lau­da­tio Ihrer weisen Worte (Zitate in kur­siv) erle­ichtern. Weit­er­lesen

Brasiliens Militärdiktatur

Vergangenheitsbewältigung light

In Brasilien soll eine Wahrheit­skom­mis­sion während der Dik­tatur began­gene Men­schen­rechtsver­let­zun­gen aufklären.

Dilma Rousseff vor dem MilitärgerichtSichtlich gerührt verkün­dete die brasil­ian­is­che Präsi­dentin Dil­ma Rouss­eff am Mittwoch ver­gan­gener Woche, die brasil­ian­is­che Wahrheit­skom­mis­sion sei nun­mehr ein­gerichtet. Mit der Auf­gabe, die Ver­brechen während der von 1964 bis 1985 dauern­den Mil­itärdik­tatur zu unter­suchen, wur­den sieben Kom­mis­sion­s­mit­glieder betraut. Neben Intellek­tuellen, ehe­ma­li­gen Regierungsmit­gliedern und einem Ver­fas­sungsrichter gehören dem Gremi­um auch eine Psy­cho­an­a­lytik­erin sowie Rosa Maria Car­doso da Cun­ha, Rouss­effs Anwältin während der Dik­tatur, an. Vor allem let­ztere ist wegen der Vorgeschichte der Präsi­dentin umstrit­ten. Weit­er­lesen