
Am nächsten Samstag gehen wir zur Demo gegen Mietenwahnsinn und Verdrängung!
In Berlin ist die Situation dramatisch: Der Anstieg der Durchschnittsgrundmiete ist der höchste der Welt und die Fluktuation hat einen Tiefpunkt erreicht (Stichwort “Locked-in-Syndrom”): Menschen, die eine größere Wohnung dringend benötigen würden, finden keine mehr, die sie sich leisten könnten, während Personen, denen eine kleinere Wohnung ausreichen würde, nicht umziehen, weil sie dann eine viel höhere Miete zu zahlen hätten.
Inzwischen bestehen jedoch reale Chancen zu progressiver Verbesserung: Die SPD (!) scheint eine unserer letztjährigen Forderungen – nach einer Höchstmiete, sie nennt das “Mietendeckel” – umsetzen zu wollen, zumindest hat das der Landesparteitag einstimmig (!) beschlossen. Bei der Frage der Enteignung von großen Immobiliengesellschaften ist die Partei gespalten; Forderungen der Jusos gehen allerdings zum Teil noch über die des Volksbegehrens hinaus (!). Der Druck der Bevölkerung scheint zu wirken.
Die aktuelle Dynamik gilt es zu nutzen: Kommt alle zur Demo am Samstag – wir haben wirklich etwas zu gewinnen!
Etwas idealtypisch verzerrt kann man sagen, dass in der Diskussion zwei scheinbar gänzlich inkommensurable Weltbilder aufeinander prallen. Das äußert sich zunächst an den die Zustände beschreibenden Termini. So wiederholt die eine Seite — nennen wir sie «die Konservativen» — das Mantra, das Runterladen von copyright-geschütztem Material im Internet sei «Diebstahl». Noch vor einigen Tagen titelte das Berliner Boulevardblatt BZ: «Wisst Ihr ACTA-Demonstranten, dass ihr für Diebstahl auf die Straße geht?» Und auch in den Diskussionen im Kommentarbereich der größeren bürgerlichen Zeitungen taucht das immer mal wieder auf. Die Idee, mit der solche Rede sich plausibilisiert, ist folgende: Wenn Menschen für das, was andere produziert haben, nicht bezahlen und es sich einfach nehmen, bei den Produzentinnen also kein Geld ankommt — dann handele es sich um Diebstahl.
Die Gegenseite — «die Progressiven» — sieht die Sache völlig anders. Nicht gestohlen werde hier, sondern geteilt oder getauscht. Daher der Ausdruck «filesharing». Mit Diebstahl habe das überhaupt nichts zu tun. Und zwar weil niemandem etwas weg genommen werde. Diebstahl definiere sich aber doch gerade dadurch: jemandem etwas gegen ihren Willen entwenden. Beim typischen Fall geht ein Mensch in einen Laden, nimmt sich eine CD, und bezahlt nicht. Anschließend hat der Laden eine CD weniger und die Diebin eine mehr. Gerade das geschähe beim filesharing nicht, da nur untereinander geteilt und getauscht werde.
Die Konservativen antworten, dass dabei aber doch etwas entwendet werde, nämlich das Recht der Produzentin auf die Verwertung ihres Produkts. Weiterlesen
Je öfter ich in die «Zeitung für Deutschland» gucke, desto öfter muss ich meine Augen reiben. Bist du es noch, FAZ, konservativste unter den lesbaren deutschen Tageszeitungen? Schon die sehr progressive Berichterstattung zur Revolution in Ägypten hat mich überrascht. Und auch die Tatsache, dass sie immer wieder dem CCC ein Forum bietet (für viele ganz hervorragende Beiträge).
Heute aber musste ich wirklich zweimal gucken, ob ich auf der richtigen Webpage gelandet war. Da erklärt doch Frank Schirrmacher (ja der Frank Schirrmacher, der «Das Internet macht unser Hirn kaputt»-Schirrmacher, der mit der peinlichen Laudation auf Tom Cruise, Mut-Bambi, ihr wisst schon), warum die Argumente der Kernkraftgegner nix taugen, z.B.:
2. Absolute Sicherheit gibt es nicht
Eine klassische Inversion, eine Irreführung. Denn der Punkt ist ja, dass es diese absolute Sicherheit durchaus gibt: Wir wissen nämlich genau, was geschieht, wenn es zur Kernschmelze kommt, wie lange Radioaktivität strahlt, was Cäsium und Jod mit dem Menschen und der Umwelt tun und wie viele Generationen im schlimmsten Fall zu leiden haben. Es ist diese absolute Sicherheit eines naturwissenschaftlichen Vorgangs, die sich zu der selbst von den Betreibern eingestandenen, relativen Unsicherheit der Kraftwerke verhält.
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