PLinks KW 46/10 — Naturidentisches

Es ist doch so: dort wo das Licht der Öffentlichkeit hin­scheint, wer­den weniger Fehler gemacht. Trans­parenz nen­nt man dieses Phänomen, dass nur aus der Bere­itschaft der Indi­vidu­ums erwach­sen kann, weshalb eine erzwun­gene Öffentlichkeit in ein­er orwellschen Dik­tatur à la chi­noise in ihrem Ansin­nen immer scheit­ern muss. Seit Jahren wer­den trans­par­ente Folien immer dün­ner, hab ich fest­gestellt. Ist das Wet­tbe­werb oder sparsame Nutzung natür­lich­er Ressourcen, hab ich mich gefragt. Wenn man heutzu­tage Min­er­al­wass­er in PET-Flaschen zu einem Preis von € 0,20 erwer­ben kann (ohne Pfand), dann sind diese Flaschen meis­tens so dünn, dass sie den von der Kohlen­säure erzeugten Druck ger­adezu benöti­gen, um halb­wegs ihre Form zu bewahren. Früher musste das magen­blähende Gas noch von starken Glas­flaschen gebändigt wer­den. Die hat mein Vater damals in Kas­ten­form bei einem fre­undlichen Her­rn im Gro­ka abgegeben. Gestern habe ich meine zerk­nautscht­en Plas­tikge­fäße in einen Auto­mat­en ein­gelegt. Tja, welche Vari­ante ist bess­er? Der Automat stellt keine unan­genehmen Fra­gen, wenn man täglich Flaschen abgibt, der Super­markt ver­liert die Per­sön­lichkeit des Pfand­be­treuers. Ist das ein Lob auf den ordinären Getränke­markt? Mit­nicht­en! Das sind die Plinks der Woche.

Madame Del­phine geht Sam­stags gerne auf den Wochen­markt. Um den unver­ant­wortlichen unter­seeis­chen Plas­tikver­brauch zu reduzieren, nimmt sie, als überzeugte Grü­nen­wäh­lerin, eine Plas­tik­tüte schon auf den Markt mit. Recy­clen geht bei ihr über alles. Weit­er­lesen

Freunde backen

Vor nicht allzu­vie­len Jahren kam in der Lebens­mit­tel­branche ein neuer Trend auf. SB, also Selb­st­be­di­enung. Gut so ganz neu war die natür­lich nicht, aber im Bäck­erei­handw­erk dur­chaus mit Aus­druck “noch nie dagewe­sen” zu beze­ich­nen. Im Grunde war die Ein­führung der SB eine Kon­se­quenz aus der vor­ange­gan­genen Phase der Industrialisierung/Rationalisierung des Brot­back­ens, die vor allem in der Nachkriegszeit betrieben wurde. In dieser Zeit wur­den erst­mals Super­märk­te mit abgepack­ten, “frischen” Broten aus den mod­er­nen Brot­fab­riken beliefert. Diese Großbäck­ereien, den alteingesse­nen Handw­erks­be­trieben in Pro­duk­tiv­ität und Kosten­mod­ell über­legen, waren natür­lich in der Lage, den Markt radikal zu ändern. Zudem hat­ten sie mit der lukra­tiv­en Super­mark­t­be­liefer­ung auch das nötige Kap­i­tal, kleinere Bäck­ereien zu übernehmen, und so ihr Fil­ial­netz auszubauen, wodurch die Fab­riken eine höhere Ren­dite abwarfen.

So kam nach und nach ein Konzen­tra­tionsprozess in Gang, der bis heute anhält, so dass selb­st kleine, immer noch fam­i­lien-geführte Bäck­ere­in mit­tler­weile eine zen­trale Back­stätte besitzen, und von dort mehrere Fil­ialen beliefern. Der einzige Bäck­er, der in meinem Veedel noch jeden mor­gen selb­st in der Back­stube ste­ht, und anschließend seine Brote selb­st verkauft, ist der türkische Bäck­er mit seinem kleinen Sor­ti­ment, und dem unglaublich guten Pide, dass, frisch aus dem Ofen, wegge­ht wie warme Sem­meln. Alle anderen Läden sind mit mehr oder weniger kom­pe­ten­ten und fre­undlichem Per­son­al aus­ges­tat­tet, dass ab und zu eine neue Liefer­ung annimmt, oder dann und wann mal eine Ladung Tiefkühlbrötchen in den Ofen schiebt. Die Haup­tauf­gabe dieses Per­son­als, die Bedi­enung der Kund­schaft, wird in der SB-Bäck­erei ersat­z­los gestrichen, da gibt es nur noch Teilzeit-Zeitar­beits-Per­son­al, dass abkassiert, und Öfen bedient.
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