Sozialdemokratenkanzlerkandidat

Ab in die Mitte!

Die SPD kann es nicht lassen. Die erst vor gar nicht allzu langer Zeit begonnene und noch vol­lkom­men unvoll­ständi­ge, soge­nan­nte Rückbesin­nung auf ihre ur-sozialdemokratis­chen Werte, ist für sie nun offen­bar abgeschlossen und wird for­t­an abgewick­elt von einem Mann, der erst 2005 die Wahl in NRW grandios ver­liert, um dann Finanzmin­is­ter von Merkels Gnaden zu wer­den und schließlich 2009 die näch­ste Wahl ver­liert — dies­mal sein Bun­destags­di­rek­t­man­dat — um sich dann als nebenberu­flich­er Red­ner blöd zu ver­di­enen. Sein Bun­destags­man­dat nimmt er nur gele­gentlich wahr, ist sich aber auch kein­er Schuld bewusst. Genau­so dumm-dreist wie er sich dafür recht­fer­tigt, vertei­digt er weit­er­hin die Agen­da 2010 als alter­na­tivlos­es Instru­ment zur Ret­tung des AbendDeutsch­lands.

Die Welt der Unternehmens­ber­ater und Ver­lust­sozial­isier­er ist die Mitte, die Stein­brück meint. Und siehe da, Hel­mut Schmidts Ham­burg­er Con­nec­tions ziehen noch: Der Spiegel bzw. SpOn, die Speer­spitze der deutschen Jour­naille, schreibt:

Dank Stein­brück darf wieder gehofft wer­den. Es kön­nte doch noch ein echter Wahlkampf wer­den, mit unter­schei­d­baren Lagern, mit ein­er klaren Wahl also für die Bürg­er. Auf der einen Seite: die grim­mige SPD, die gegen das Großkap­i­tal zu Felde zieht, auf der anderen Seite die schwarz-gelbe Koali­tion als entschlossene Hüterin von freier Wirtschaft und freiem Kap­i­talverkehr. So muss es sein in der Demokratie.

Die Berlin­er Mor­gen­post aus dem Hause Springer lässt sich auch nicht lumpen:

Der Kopi­lot der großen Koali­tion, den Deutschen als krisen­fester Nav­i­ga­tor während der Finanz-Tur­bu­len­zen 2008 in Erin­nerung, fordert seine dama­lige Chefin her­aus. Eine span­nende Kon­stel­la­tion: ein Sozialdemokrat mit ökonomis­chem Hin­ter­grund gegen die Christ­demokratin mit sozialem Touch — das Duell erin­nert an Schröder/Kohl 1998. Als eine Art Schröder zwo soll Stein­brück Wäh­ler der Mitte anlocken.

Die eben­falls in Ham­burg erscheinende Zeit, deren Mither­aus­ge­ber übri­gens Hel­mut Schmidt ist, ist sich nicht zu schade, die Anbiederung an den Kan­di­dat­en kurz und knapp zu hal­ten:

Peer Stein­brück ist der beste Kan­di­dat für die SPD.

Huch, da hat sich was geän­dert. Jet­zt ste­ht da:

Er ist ohne­hin der beste Kan­di­dat für die Sozialdemokraten.

Der Inhalt bleibt der gle­iche. Auch die Fra­gen bleiben: Wird hier die näch­ste große Koali­tion aufge­baut? Und warum? Wer ist das, der/die (in den Umfra­gen) einen Vize-Kan­zler Stein­brück will? Denn darauf läuft es doch hin­aus! Habt ihr nichts ver­standen? Bzw. alles vergessen?

Spanische Eröffnung

Es geht auch darum, dass man in Län­dern wie Griechen­land, Spanien, Por­tu­gal nicht früher in Rente gehen kann als in Deutsch­land, son­dern dass alle sich auch ein wenig gle­ich anstrengen[…]”

Die europäis­che Währung­sunion als großan­gelegtes Pro­jekt zur Har­mon­isierung des Rentenein­trittsalters. Bei den Kap­i­tal­is­ten wer­den ger­ade feuchte Träume aus dem Jahr der €-Ein­führung wahr. Endlich set­zt sich die Kan­z­lerin auch für Umverteilung im Süden ein, nach­dem in Deutsch­land die Messe nach Rot-Grün und GrKo schon weit­ge­hend gele­sen ist; obwohl für Uner­sät­tliche bes­timmt noch etwas raus sprin­gen mag. “67? 69? Wer bietet mehr?”, fragt sich sog­ar die SZ. Das ist ja fast schon süd­deutsch­er Zynis­mus. War Marc Beise ger­ade nicht da?

Wir kön­nen nicht eine Währung haben und der eine kriegt ganz viel Urlaub und der andere ganz wenig. Das geht auf Dauer auch nicht zusammen.”

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Lyrik XVI — Der Revoluzzer

War ein­mal ein Revoluzzer,
Im Zivil­stand Lampenputzer;
Ging im Revoluzzerschritt
Mit den Rev­oluzzern mit.

Und er schrie: ‘Ich revolüzze!’
Und die Revoluzzermütze
Schob er auf das linke Ohr,
Kam sich höchst gefährlich vor.

Doch die Rev­oluzzer schritten
Mit­ten in der Straßen Mitten,
Wo er son­st unverdrutzt
Alle Gaslater­nen putzt.

Sie vom Boden zu entfernen,
Rupft man die Gaslaternen
Aus dem Straßenpflaster aus,
Zwecks des Barrikadenbaus.

Aber unser Rev­oluzzer Schrie: Weit­er­lesen