Thomas Pynchon: Farbe im Film
Auf dem Rückweg zum Strand schaute Doc in der Kanzlei von Hardy, Gridley & Chatfield vorbei. Sauncho war zwar da, im Augenblick aber geistig abwesend, nachdem er am Vorabend Der Zauberer von Oz (1939) zum ersten Mal auf einem Farbfernseher gesehen hatte.
«Hast du gewusst, dass der Film in Schwarzweiß anfängt», teilte er Doc ziemlich aufgeregt mit, «aber dann farbig wird? Ist dir eigentlich klar, was das bedeutet?»
«Saunch…»
Sinnlos. «- die Welt, in der wir Dorothy am Anfang des Films leben sehen, ist schwarz- oder vielmehr braunweiß, aber sie glaubt, sie sieht alles in Farbe — der ganz normalen Alltagsfarbe, in der wir unser Leben sehen. Dann packt sie der Wirbelsturm, setzt sie im Munchkin Land ab, sie geht zur Tür hinaus, und plötzlich sehen wir, wie das Braunweiß zu Technicolor wird. Aber wenn wir das sehen, was passiert dann mit Dorothy? Wozu wird ihre ’normale’ Kansasfarbe? Was? Zu welcher sehr sonderbaren Hyperfarbe? Die unsere Alltagsfarbe so weit hinter sich lässt, wie Technicolor Schwarzweiß hinter sich lässt -», und so weiter.
(Thomas Pynchon, Natürliche Mängel, Rowohlt 2010, S. 370f.)