Wenn man das Wetter und das Misstrauensvotum gegen Silvio Berlusconi mal außen vor lässt, war die letzte Woche weiterhin vom Thema Wikileaks geprägt: Wir erfuhren, dass Chinas politsche Führung in Hacker-Angriffe auf Google verstrickt war (Süddeutsche Zeitung, 6.12.), dass die USA das spanische Urheberrecht geschrieben haben (Quelle), neues vom internationalen Waffenhandel (Nordkorea liefert Waffen nach Iran, die USA mischen international munter mit) und allerlei Weiteres, meist nicht wirklich Überraschendes (siehe z. B. bei der Süddeutschen: Übersicht zum Thema Wikileaks, Was wirklich wichtig ist).
Derweil wurde Wikileaks-Gründer Julian Assange verhaftet und mittlerweile fast wieder frei gelassen. Während Assanges Anwälte alles tun um seine Auslieferung nach Schweden zu verhindern basteln die USA eifrig an einem neuen Gesetz, um Assange einer Straftat schuldig zu finden — was nach geltendem amerikanischen Recht bisher nicht recht gelingen will (Quelle). Auch die möglicherweise drohende Auslieferung an die USA ist womöglich ein Grund, warum sich Assange gegen eine “Befragung” in Schweden zu den Vorwürfen von Vergewaltigung und sexueller Nötigung, die dort gegen ihn erhoben werden, wehrt. Schweden ist im Gegensatz zu Großbritannien dafür bekannt Auslieferungsforderungen der USA gerne nachzukommen.
Das Ganze wird untermalt von einer Reihe von Hackerangriffen auf diverse Websites mit dem Ziel diese zeitweise lahm zu legen. Beliebt ist dabei das Programm “Low Orbit Ion Cannon” (Ionenkanone in niedriger Erdumlaufbahn) mit dem man auch ohne technische Computerkenntnisse einen “Distributed denial of service” erzeugen kann — die attakierte Website ist dabei wegen zu vieler vermeintlicher Aufrufe vorübergehend nicht mehr erreichbar . Einen recht reflektierten Artikel dazu findet man wiederum bei der Süddeutschen.
Für deutlich weniger Aufmerksamkeit hat bisher das Wikileaks Manifest (vgl. Plinks KW 48/10) gesorgt. Was vielleicht auch an der Sprache lag. Interessierte können das Manifest jetzt aber hier auch auf deutsch lesen.
Doch zurück zum Wetter und Silvio Berlusconi. Der Winter hat in der Nacht zum heutigen Dienstag wahrscheinlich wieder für neue Rekorde gesorgt — zumindest auf den Straßen von Nordrhein-Westfalen: Mehr als 700 Unfälle auf den Straßen NRWs und teilweise mehr als 300 Kilometer Stau (Quelle). Chaotischer geht es bei uns im Rheinland nur zu Karneval zu. Und um die Zeit bis dahin zu überbrücken und aus Anlass seines Erfolgs bei der Vertrauensfrage im Senat (mehr dazu hier) hier mein persönliches Best of Berlusconi (Quelle):
1) Vor der italienischen Bischofskonferenz erzählt Berlusconi den Witz, wie Jesus zu spät zu Gott zurückkehrt, weil man auf der Erde die Todesstrafe abgeschafft hat. (Zitiert im »Handelsblatt«, Juli 2010)
2) Berlusconi schickt Schönheitsköniginnen und Filmsternchen ins Europaparlament – und sagt: »Jetzt gibt es dort endlich Leute, die gut angezogen sind und nicht stinken.« (Zitiert im »Daily Telegraph«, April 2009)
3) Berlusconi zu Menschen im Erdbebengebiet von L’Aquila, deren Häuser von einem Erdbeben zerstört wurden: »Man muss das nehmen wie ein Camping-Wochenende.« (Bei einem Besuch im Erdbebengebiet von L’Aquila, Sommer 2009)